Jubiläen 2006 - Universitätsarchiv Leipzig - Universität Leipzig
Jubiläen 2006 - Universitätsarchiv Leipzig - Universität Leipzig
Jubiläen 2006 - Universitätsarchiv Leipzig - Universität Leipzig
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
man den Vertrag, wonach die Anstellung dauerhaft blieb, und 1846 wurde Eduard<br />
Friedrich Weber zum außerordentlichen Professor ernannt. In dieser Stellung<br />
blieb er bis zu seinem Tode am 18. Mai 1871.<br />
Sofort nach dem Dienstantritt in <strong>Leipzig</strong> übernahm Eduard Friedrich Weber<br />
einen Teil der Lehraufgaben; so leitete er gemeinsam mit seinem Bruder die<br />
Sezierübungen der Studenten, las im Winter über Knochen und Bänder und<br />
im Sommer über Anatomie und Physiologie des Nervensystems. Das war eine<br />
höchst erwünschte Entlastung für seinen Bruder Ernst Heinrich, der neben dem<br />
Direktorat der Anatomischen Anstalt und zusätzlichem Engagement als Kommunalpolitiker<br />
sowie als einer der Gründer der Polytechnischen Gesellschaft,<br />
der Gesellschaft der Wissenschaften und des sogenannten Professoriums im Jahr<br />
1840 zusätzlich noch den Lehrstuhl für Physiologie ohne Honorar übernommen<br />
hatte. Es ist auch davon auszugehen, dass beide Brüder gemeinsam die Pläne<br />
zum dringend nötigen Umbau bzw. des seit 1830 diskutierten Neubaus eines<br />
Anatomischen Institutes besprachen, wobei letzterer erst unter Webers Nachfolger<br />
Wilhelm His sen. realisiert wurde.<br />
Die Zusammenarbeit der Weber-Brüder wurde besonders fruchtbar, als Wilhelm<br />
Eduard Weber, berühmt durch seine Forschungen zur Akustik sowie die mit Carl<br />
Friedrich Gauß realisierte erste elektrische Telegrafen-Verbindung der Welt,<br />
im Jahr 1843 in <strong>Leipzig</strong> die Nachfolge des Physikprofessors Gustav Theodor<br />
Fechner antrat. Bereits 1836 hatte er gemeinsam mit Eduard eine Abhandlung<br />
über die „Mechanik der menschlichen Gehwerkzeuge“ verfasst, in der die Autoren<br />
mit einfachen physikalischen Mitteln, nämlich Tertienuhr und Fernrohr,<br />
die physiologischen Bewegungsabläufe beim Gehen und Laufen des Menschen<br />
registrierten und analysierten. Die dabei gewonnenen Erkenntnisse bereicherten<br />
sowohl die Anatomie als auch die Kunst, und das „Lebensrad“, mit dem eine<br />
schnelle Folge von Phasenbildern eine Bewegung simulieren konnte, war eines<br />
der Grundelemente für die spätere Kinematographie. Die Idee des „Stemm- und<br />
Pendelbeins“ ist im wesentlichen bis heute gültig, wenn wir auch von „Stütz-<br />
und Spielbein“ sprechen.<br />
Wilhelm regte Eduard auch an, einen „magnetelektrischen Rotationsapparat“<br />
für die Versuche zur Muskelreizung zu verwenden. In seiner 1846 entworfenen<br />
„Muskelmechanik“ stellte Eduard fest, dass sich die Muskeln bei Reizung bis auf<br />
vier Fünftel ihrer Länge verkürzen. Der „magnetelektrische Rotationsapparat“<br />
diente den Anatomen-Brüdern Ernst Heinrich und Eduard Friedrich auch bei<br />
Untersuchungen zur Nervenphysiologie. Den Ruf als Pioniere einer „physikalischen<br />
Physiologie“ erwarben sich die Brüder aber vor allem auf der italienischen<br />
47