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Jubiläen 2006 - Universitätsarchiv Leipzig - Universität Leipzig

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dünstungen als Ursache für Erkrankungen galten. Im September 1828 konnte<br />

das „zweite Triersche Institut“ in einem Gebäude am Grimmaischen Steinweg<br />

No. 1294, in dem sich vorher Privatwohnungen befanden, eröffnet werden. Im<br />

Erdgeschoss waren ein Auditorium und die Wohnung für den Hausmeister<br />

eingerichtet; in der ersten Etage befanden sich Betten für Wöchnerinnen und<br />

Schwangere, die Wohnung der Hebamme, die Küche und die Speisekammer.<br />

Die zweite Etage war als Wohnung des Direktors hergerichtet. In der dritten<br />

Etage gab es Wohnungen für die Lehrtöchter, Zimmer für wohlhabende zahlende<br />

Schwangere und Wöchnerinnen, die nicht für den Unterricht zur Verfügung<br />

standen, und eine kleine Wohnung für den Assistenzarzt. Insgesamt standen nun<br />

12 Betten zur Verfügung. Laut Jörg konnten in der Anstalt die Wöchnerinnen<br />

vor dem Eindringen des Puerperalfiebers geschützt werden, die Verluste waren<br />

wesentlich geringer als im Dresdner Gebärhaus. Am 28.10.1828 wurde der Hörsaal<br />

eingeweiht.<br />

Mit der Zunahme der Bevölkerung in <strong>Leipzig</strong> stieg auch die Anzahl der Schwangeren,<br />

die wegen Raummangel nicht alle aufgenommen werden konnten. So<br />

plante man einen Anbau. Es entstanden ein Quergebäude mit der Front zur Johannisgasse<br />

und ein Hörsaal; beide Gebäudeteile wurden am 01.08.1853 eröffnet.<br />

Die Bettenzahl hatte sich verdoppelt. Vom 29.12.1853 bis zum 29.06.1854<br />

zählte man 134 aufgenommene und behandelte Mütter. Von Vorteil war auch,<br />

dass nun das Jacobsspital seine Einrichtung zur Aufnahme und Behandlung von<br />

Schwangeren aufheben konnte. Dort wurden nur noch kranke Schwangere bis<br />

zur Geburt betreut, gesunde Schwangere konnten gleich an das Hebammeninstitut<br />

verwiesen werden.<br />

Jörg vertrat als Schüler Boers eine abwartende, genau nach Indikationen vorgehende<br />

Geburtshilfe. Unter seiner Leitung trennte man die Entbindungsschule<br />

von der Hebammenschule. In letzterer wurden „Hebammen in dem unterrichtet,<br />

was sie als solche zu wissen und zu thun nötig haben“. Ein Arzt aber musste<br />

größere Kenntnisse und Fertigkeiten besitzen. In der Geburtshilfeschule erfuhren<br />

junge Ärzte alles über die Natur des Weibes und des Kindes im Allgemeinen und<br />

über die Funktionen des Schwangerseins und Gebärens im Besonderen.<br />

Hebammen und Ärzte erhielten „wissenschaftlichen, technischen und moralischen“<br />

Unterricht. Die Hebammenausbildung umfasste wöchentlich 4 Stunden<br />

Unterricht in Hebammenkunst, 24 Stunden lang Aufsicht in den Zimmern der<br />

Schwangeren und Wöchnerinnen, einmal in der Woche Untersuchung von<br />

schwangeren Frauen, Anwesenheit und Pflege der Kinder und Wöchnerinnen<br />

und Gebärenden. 1820 gab Jörg für die Ausbildung der Hebammen ein „Lehr-<br />

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