Jubiläen 2006 - Universitätsarchiv Leipzig - Universität Leipzig

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Seminar für Landesgeschichte und Siedlungskunde Zum 100. Jahrestag der Gründung am 1. Oktober 2006 Das 1906 begründete „Seminar für Landesgeschichte und Siedelungskunde“ der Universität Leipzig war das erste landesgeschichtliche Forschungsinstitut in Deutschland. Mit der Bestellung Rudolf Kötzschkes (Abb.) zum Direktor dieser Einrichtung am 1. Oktober 1906 begann eine mehrere Jahrzehnte währende fruchtbare Phase der Leipziger Landesgeschichte in Forschung und Lehre. 137
Kötzschke, am 8. Juli 1867 in Dresden geboren, hatte in Leipzig die Hauptfächer Latein und Geschichte und die Nebenfächer Deutsch, Geographie und Griechisch studiert. Nichts deutete in seinem Studium darauf hin, dass er zu einem der innovativsten Historiker des beginnenden 20. Jahrhunderts werden sollte, dessen Name bis heute Fachleuten auch außerhalb Sachsens geläufig ist. Wesentliche Impulse hat Kötzschke allerdings auch nicht von der damaligen Geschichtswissenschaft erhalten, die vorrangig an der großen Politikgeschichte interessiert war. Nach Staatsprüfung und Promotion 1890 war Kötzschke zunächst als Lehrer an einer Dresdner Privatschule tätig, bis ihn 1894 der Historiker Karl Lamprecht (1856 – 1915) nach Leipzig holte. Dessen Betonung der Kulturgeschichte im weitesten Sinne zielte auf eine konzeptionelle Neuausrichtung der Geschichtswissenschaft. Lamprecht hatte sich durch sein bahnbrechendes Buch „Deutsches Wirtschaftsleben im Mittelalter“ über die Entwicklung der materiellen Kultur des Mosellandes (1885/1886) einen Namen gemacht. Diese Forschungen gedachte er in Leipzig fortzusetzen und gewann Kötzschke für die Herausgabe der Urbare der Abtei Werden an der Ruhr. Mit Studien zur Verwaltungsgeschichte dieser Grundherrschaft hat sich Kötzschke 1899 in Leipzig für „mittlere und neuere Geschichte, im besonderen für sächsische Landesgeschichte“ habilitiert. Die Beschäftigung mit wirtschafts- und sozialgeschichtlichen Quellen hat Kötzschke den Zugang zur allgemeinen Wirtschaftsgeschichte eröffnet, die zeitlebens ein wichtiges Arbeitsfeld bleiben sollte, wie an seinen großen Handbuchdarstellungen der Wirtschaftsgeschichte des Mittelalters (1908, 1924) ablesbar ist. Ein Schüler Lamprechts im eigentlichen Sinne ist Kötzschke zwar nicht gewesen, doch ließ er sich von ihm für landesgeschichtliche Forschungen gewinnen, für die mit der Sächsischen Kommission für Geschichte 1896 ein erster organisatorischer Rahmen geschaffen worden war. Mit Hilfe Kötzschkes gelang es Lamprecht, die Landesgeschichte an der Universität Leipzig zu etablieren. Allerdings gestaltete sich die akademische Laufbahn Kötzschkes angesichts des sogenannten „Methodenstreits“, der in Leipzig um Lamprecht entbrannt war, schwierig. 1905 wurde Kötzschke Extraordinarius, seit 1917 Inhaber einer Professur für sächsische Geschichte, doch erst 1930 sollte er ein persönliches Ordinariat erhalten. Ein Meilenstein auf dem Weg zur Institutionalisierung des Faches war das 1906 begründete Seminar für Landesgeschichte und Siedlungskunde, nach dessen Vorbild später an weiteren Universitäten landesgeschichtliche Institute gegründet worden sind. Schon an der Bezeichnung ist der prägende Einfluss der 138
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