Die ausführliche Version als pdf - Futur III
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Liter pro Tag genüge, heißt es. <strong>Die</strong> Folge wäre ein Ansturm auf Milch. Wenn das Angebot<br />
nicht reicht, steigt der Milchpreis. <strong>Die</strong> Milchproduzenten reiben sich die Hände, denn sie leben<br />
jetzt in Saus und Braus, ihre Kosten haben sich ja nicht verändert. Und dann? Bleibt der<br />
Preis da? Wenn es Menschen gibt, die das Gefühl haben, sie würden jetzt besser „in Milch<br />
machen” anstelle dessen, was sie bisher gemacht haben, und in die Milchproduktion einsteigen,<br />
dann würde der Preis wieder fallen, sobald die Angebotsmenge gestiegen ist. Er würde<br />
so weit fallen, dass subjektiv die ganzen Milchanbieter davon leben können. Würde er tiefer<br />
fallen, stiegen einige wieder aus. Würde man immer noch üppig davon leben können, würden<br />
weitere einsteigen. Sowas spricht sich ja rum. Das ist das Schöne am Markt: Er reguliert<br />
sich im Idealfall über das subjektive Einkommensempfinden selbst. Das Einkommen landet<br />
im Idealfall immer bei einem existenzsichernden Niveau, das natürlich vom Gesamtniveau<br />
des gesellschaftlichen Wohlstandes abhängt. Wenn sich das Gerücht dann <strong>als</strong> Ente erweist,<br />
geht die ganze Geschichte retour, und man landet nach einiger Zeit wieder da, wo man hergekommen<br />
war.<br />
<strong>Die</strong> Krux dabei ist immer der „freie Marktzugang für Anbieter”, sprich: Alle Neulinge, die in<br />
die Milchproduktion einsteigen wollten, konnten dies tun. Sie haben im Idealfall die völlige<br />
Freiheit, es zu tun oder zu lassen, genauso wie auch die Nachfrager die völlige Freiheit haben,<br />
Milch zu kaufen oder es zu lassen. Was wäre passiert, wenn das nicht möglich gewesen<br />
wäre, weil beispielsweise zuwenig Ackerland vorhanden ist? Der Preis wäre hoch geblieben,<br />
und die Milchproduzenten hätten weiter in Saus und Braus gelebt. Und was wäre mit dem<br />
Preis für Ackerland passiert? Genau, der wäre auch gestiegen. Und hätte da irgendeine eigene<br />
Leistung der Milchproduzenten oder Landbesitzer dahintergestanden? Nein. <strong>Die</strong> Folge<br />
dieser nicht behebbaren Angebotsknappheit sind leistungslose Einkommen, solange sich<br />
Nachfrager finden, die das in Ordung finden (es wird ja keiner gezwungen, Milch zu kaufen).<br />
Grundsätzlich haben wir mit so etwas überhaupt kein Problem, wenn das knappe Angebot im<br />
wesentlichen auf individueller Leistung beruht und wir darauf nicht angewiesen sind. Wir<br />
lassen es dann bleiben. Es ist uns zu teuer. Wir fühlen uns nicht mehr so wohl, wenn wir<br />
darauf angewiesen sind. Das wäre beispielsweise der Fall, wenn es weit und breit nur einen<br />
Bäcker gibt, der überteuert sein Brot verkauft. Und wenn wir dann auch noch das Gefühl<br />
haben, dass das knappe Angebot wesentlich auf gemeinschaftlicher Leistung beruht, die uns<br />
auf individuelle Rechnung verkauft wird, dann fühlen wir uns massiv betrogen. Der Immobilienmarkt<br />
in nachgefragten Gegenden ist ein klarer Fall von Angebotsknappheit mit einem<br />
hohen Anteil von gemeinschaftlicher Leistung. Eine Immobilie steht nämlich auf einem<br />
Grundstück, was keiner hergestellt hat, und genau die Grundstücke sind auch die Ursache<br />
des knappen Angebotes. <strong>Die</strong> lassen sich nämlich nicht vermehren. Es kann nicht einfach jeder<br />
kommen und weitere Immobilien auf den Markt werfen. Wissen Sie, wie hoch die Ladenmieten<br />
an den Champs-Élysées in Paris sind? Um die 7.000 EUR. Pro Quadratmeter. Pro<br />
Monat. Ich kann mir nicht vorstellen, dass tatsächlich eine realwirtschaftliche Leistung in<br />
dieser Höhe dahinter steht. Leistung muss sich wieder lohnen ...<br />
Wenn der Restaurant- oder Ladenbesitzer gut verdient, warum muss der Immobilienbesitzer<br />
etwas davon abbekommen? Der hat damit nichts zu tun, der Ausgleich dafür muss an anderer<br />
Stelle erfolgen. Das ist ansonsten ein leistungsloses Einkommen, ebenso wenn der Stadtteil<br />
hip wird. Das hat der Immobilienbesitzer in aller Regel nicht verursacht. <strong>Die</strong> Antwort der<br />
klassischen Marktanhänger lautet: „So ist es halt. Anders lassen sich diese Zuteilungsprobleme<br />
nicht lösen. Man ist durch die Investition ja auch ein Risiko eingegangen.” Ganz so einfach<br />
sollten wir es uns aber nicht machen. Denn dass das nicht richtig funktioniert, sieht man<br />
ja.<br />
<strong>Die</strong> Idee des Risikoentgeltes wird unter dem Aspekt der Vermögensobergrenze ohnehin ganz<br />
anders zu betrachten sein, weil große Investitionen in Zukunft nicht mehr von wenigen getätigt<br />
werden können: <strong>Die</strong> haben schlicht zu wenig Vermögen. Es braucht viele für eine große<br />
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