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Die ausführliche Version als pdf - Futur III

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Alternative Entlohnungsmodelle<br />

In einem Interview habe ich vor einer Weile mal die Idee gehört, man solle Arbeit nach ihrer<br />

Belastung bezahlen – ein völlig marktfremdes Konzept. Arbeit wird danach bezahlt, wie dringend<br />

sie erledigt werden muss und wie schwierig es ist, jemanden zu finden, der sie vernünftig<br />

ausführt. Daran wird sich nichts ändern, das ist marktwirtschaftlich sinnvoll. Solange<br />

die ungeheure Nachfrage nach technischen und betriebswirtschaftlichen Berufen anhält und<br />

damit auch gewisse Exzesse der Entlohnung, wird sich daran nichts ändern.<br />

Zeitarbeit beschimpfen<br />

Der ganze Bereich der Zeitarbeit hat mal <strong>als</strong> „Lückenfüller” angefangen: Auftragsspitzen abfangen,<br />

Fehlzeiten überbrücken, besondere Qualifikationen für eine Weile zur Verfügung<br />

stellen. Heute steht allerdings die Überwindung des deutschen Arbeits- und Tarifrechts im<br />

Vordergrund, weshalb die Kritik nicht müde wird, auf die Zeitarbeit einzudreschen. Zeitarbeit<br />

ist jedoch absolut systemkonform: Sie spart Geld, macht flexibel, erhöht die Produktivität. So<br />

vernünftig es scheint, Zeitarbeit einzuschränken: Es ist die f<strong>als</strong>che Baustelle. Eigentlicher<br />

Wachstumstreiber für Zeitarbeit ist das schlechte Zusammenpassen von globalisierten Erfordernissen<br />

mit den deutschen Arbeitsschutzgesetzen. Aber anstatt sich Gedanken zu machen<br />

über den Sinn und Zweck der Globalisierung, hackt man auf der Zeitarbeit herum – und den<br />

deutschen Arbeitsschutzgesetzen.<br />

Bio-Handel<br />

Im Grunde ist auch der ganze Bio-Handel eine Insel der Vernunft – wobei ich sehr dankbar<br />

bin, dass es sie gibt. <strong>Die</strong>se Insel ist mittlerweile ziemlich groß und maßgeblich an einem Bewusstseinswandel<br />

beteiligt. Aber der Bio-Handel kämpft mit genau der Wettbewerbsverzerrung,<br />

die sich in einem feindlichen Umfeld von Aldi, Lidl & Co. zwangsläufig ergibt.<br />

Progressive Verbrauchstarife<br />

Es wird diskutiert, ob Verbrauchstarife z. B. für Strom, Gas, Wasser so gestaltet werden,<br />

dass der Preis pro Einheit mit steigendem Verbrauch ebenfalls steigt, wie die Einkommensteuer.<br />

Derzeit ist es meist umgekehrt: Wer mehr verbraucht, wird mit sinkenden Preisen „belohnt”.<br />

Betriebswirtschaftlich gesehen ist das sinnvoll: Solange der Umsatz höher ist <strong>als</strong> die<br />

direkten Kosten, kann der Unternehmer damit Fixkosten decken, und mit höherem Umsatz<br />

eben mehr <strong>als</strong> mit niedrigerem. Je mehr ein Kunde auf einmal abnimmt, desto niedriger sind<br />

die sogenannten Transaktionskosten (Verhandlung, Verkauf, Verpackung, Versand), da ist<br />

dann Raum für Rabatte. Wir werden diese betriebswirtschaftliche Logik nicht umkehren können,<br />

und die Idee der progressiven Verbrauchstarife wird nur für solche Güter funktionieren,<br />

die wir von einem einzigen Lieferanten beziehen. Für Bananen, Autos, Benzin und Schokolade<br />

wird es schwierig, wenn wir nicht das „gute, alte System” der Bezugsscheine wieder einführen<br />

wollen. <strong>Die</strong>sen verwaltungstechnischen Aufwand möchte ich dann mal gerne sehen.<br />

Hinter dieser Idee steckt doch hauptsächlich die moralische Straf-Keule.<br />

Dopingfreier Sport<br />

Doping ist die konsequente Anwendung der Produktivitätssteigerung und des Marktgedankens<br />

auf den Sport. Warum soll man in einer unfairen Wettbewerbsgesellschaft, die die Umwelt<br />

ruiniert, nicht auch seine Leistung mit unfairen Mitteln steigern, die den Körper ruinieren?<br />

<strong>Die</strong> Forderung nach dopingfreiem Leistungssport ist ehrenhaft, in einer von Werbung<br />

durchseuchten Wettbewerbsgesellschaft aber durch und durch systemfremd und naiv. Wer<br />

wirklich an dopingfreiem Sport interessiert ist, sollte sich Gedanken über den Zusammenhang<br />

zwischen Doping und hohen Werbeeinnahmen sowie entgrenzten Sportlereinkommen<br />

machen.<br />

Werbung mit „ganz normalen Menschen” anstelle künstlicher Klone<br />

<strong>Die</strong> Kosmetikfirma Dove bewarb in einer vielbeachteten Kampagne ihre Produkte mit „ganz<br />

normalen Frauen” anstelle von genormten Models. Das wurde allenthalben <strong>als</strong> „sympathisch”<br />

gewertet, <strong>als</strong> Erfolg der Vernunft. Es ist das genaue Gegenteil, nämlich die aktive Ablenkung<br />

vom eigentlichen Problem, mit dem angenehmen Nebeneffekt der Werbewirksamkeit. Wer-<br />

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