Die ausführliche Version als pdf - Futur III
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nach vielen Jahren mal wieder etwas Größeres machen lassen muss, dann kostet mich das<br />
viel Geld aus eigener Tasche. <strong>Die</strong>ses Geld muss ich vom Ersparten nehmen und kann es<br />
nicht für etwas anderes ausgeben. Bitter? Andererseits weiß ich, dass ich durch meinen Tarif<br />
etwa 300 EUR pro Monat gegenüber der gesetzlichen „Vollkasko” spare, die mir zudem im<br />
Falle der Zähne sowieso die kalte Schulter zeigen würde. Das ist ein vernünftiges Modell. Ich<br />
würde liebend gerne wieder in die Gesetzliche Krankenkasse zurückkehren, falls die mir auch<br />
so viel Vernunft bietet. Als ich vor zehn Jahren in die Private Krankenversicherung gewechselt<br />
bin, fiel mir ein Stein vom Herzen, dass ich diesem verschwendungssüchtigen gesetzlichen<br />
System entkommen war, welches schon lange kein Solidarsystem mehr ist, sondern<br />
eine kollektive Wachstumsgesellschaft.<br />
Im Buch „Postwachstumsgesellschaft” macht Hans-Peter Studer erneut einen ebenso praktikablen<br />
wie intelligent angelegten Vorschlag, der unserem Wunsch nach Vernunft einfach und<br />
transparent entgegenkommt und der von ihm bereits 2003 vorgeschlagen wurde: „Noch<br />
stärker gefördert werden könnte der eigenverantwortliche Umgang sowohl mit Krankheit <strong>als</strong><br />
auch Gesundheit, wenn die Prämie der Versicherten gesplittet würde. <strong>Die</strong> eine Hälfte, der<br />
Solidaritätsanteil, würde wie bisher in den Risikotopf aller Versicherten fließen, die andere<br />
Hälfte jedoch auf ein persönliches, zweckgebundenes Gesundheitskonto des oder der Versicherten.<br />
Daraus müsste er oder sie vorerst anfallende Behandlungskosten begleichen. Erst<br />
wenn auf dem persönlichen Gesundheitskonto kein Geld mehr vorhanden wäre, käme der<br />
Risikotopf aller zum Tragen und würde die Behandlungskosten abzüglich einer Kostenselbstbeteiligung<br />
decken. Bleibt ein Versicherter während längerer Zeit einigermaßen gesund,<br />
wächst der Sparbetrag auf seinem Gesundheitskonto und führt dazu, dass sich der Prämienanteil,<br />
den er auf sein eigenes Konto bezahlen muss, schrittweise bis auf Null reduziert.”<br />
(Seidl/Zahrnt 2010 S. 68f.)<br />
Der Patient erhält <strong>als</strong>o gegenüber dem Arzt die „Kundensouveränität” zurück und hat ein<br />
Interesse, die zu erbringenden Leistungen zu hinterfragen. Und durch gesundheitsförderndes<br />
Verhalten kann man durch Reduktion des Sparbeitrages Geld sparen. Das sind die gleichen<br />
Effekte wie bei mir und meiner privaten Krankenversicherung.<br />
Auch die Leistungserbringer erhalten einen Anreiz, Kosten zu sparen, indem der Fokus nicht<br />
auf Krankheitskosten, sondern die Wiederherstellung der Gesundheit gelegt wird, so dass sie<br />
„bestrebt sind, statt einer maximalen eine optimale Medizin zu praktizieren”. (Seidl/Zahrnt<br />
2010 S. 70) Kurz gesagt handelt es sich um eine Einmalzahlung je Krankheitsfall, abgestuft<br />
nach Alter und Diagnose, so dass der Ertrag für die Ärzte um so höher ist, je weniger Aufwand<br />
sie haben. Um dem Risiko einer Unterversorgung entgegenzuwirken, wird dieses Konzept<br />
eingebettet in eine ganze Reihe von flankierenden Maßnahmen, kurz: Es wird Vernunft<br />
erzeugt.<br />
Kinder<br />
Immer noch bedeuten Kinder ein Armutsrisiko, und zwar aus dem einfachen Grund, weil<br />
Versorgung und Erziehung grundsätzlich in die Verantwortung der Eltern gelegt sind. Das<br />
bedeutet Zeit- und Geldaufwand, und zwar über einen relativ langen Zeitraum. Man könnte<br />
überlegen, ob die Gemeinschaft nicht für die finanziellen Kosten zumindest des ersten Kindes<br />
komplett aufkommt, wenn Bedürftigkeit besteht, und zwar auf einer spürbar höheren Basis<br />
<strong>als</strong> des heute üblichen sogenannten Existenzminimums. Ein Kind soll ein „Gehalt” von der<br />
Gemeinschaft erhalten, welches diesen Namen verdient. Höhere Kinderzahlen könnten statt<br />
dessen aus der Förderung mehr oder weniger herausfallen. Sozusagen eine scharfe Progression<br />
nach unten. Damit könnte man deutliche Signale setzen, dass einerseits Kinder gesellschaftlich<br />
erwünscht sind, aber ein Bevölkerungswachstum nicht.<br />
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