Die ausführliche Version als pdf - Futur III
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3.1.12 Sie spaltet Regionen und Nationen<br />
„Verantwortungsschranke”<br />
Eine Nationengrenze bildet eine „Verantwortungsschranke”:<br />
• Einfuhr von Gütern, die nicht nach den eigenen Grundsätzen hergestellt wurden: Naturverwüstung,<br />
Rohstoff- und Energieverschwendung, Ausbeutung von Erwachsenen<br />
und Kindern, Verletzung von Menschenrechten – Globalisierung wählt jeweils dasjenige<br />
Land mit den niedrigsten Standards <strong>als</strong> Produktionsstandort.<br />
• Ausfuhr von Gütern, die im Ausland entgegen den eigenen Grundsätzen verwendet<br />
werden: Rüstungsexporte, Waffenhandel, gefährliche Chemikalien.<br />
• Ausfuhr von Müll, den man im eigenen Land nicht haben will.<br />
• Ausfuhr von Geld zur Steuervermeidung.<br />
Solange unterschiedliche Regeln für Güter und Geld diesseits und jenseits der Grenze gelten,<br />
passiert das Gleiche wie bei einem Unternehmer, der bezüglich verschiedener Produkte eine<br />
Mischkalkulation fährt, bei der weniger ertragreiche Produkte von den ertragreichen „subventioniert”<br />
werden: Es findet sich früher oder später eine Nation, die genau in diese Lücke geht<br />
und so etwas „anbietet”, und dort geht dann auch die Globalisierung hin – Nationen <strong>als</strong><br />
Marktführer ihres eigenen Untergangs, bis auf die Steueroasen.<br />
Ruinöser Wettbewerb um Arbeitsplätze<br />
Der Kampf um Arbeitsplätze führt zu einem ruinösen Wettbewerb von Regionen und Nationen.<br />
Ansiedlungspolitik, Subventionen, Markterleichterungen – viele Namen, ein Ziel: Bitte<br />
hier und nicht dort. Was von den einen stolz <strong>als</strong> Arbeitsplatzgewinn verkündet wird, bedeutet<br />
den Arbeitsplatzverlust oder Stagnation woanders. In Berlin freuten sich im Sommer 2011<br />
Wirtschaftssenator Wolf und der Regierende Bürgermeister Wowereit darüber, dass ein bedeutender<br />
Internethändler hier ein Kundendienstzentrum aufbauen und langfristig 350 Arbeitsplätze<br />
schaffen will – und vergessen dabei, dass ein bedeutender Internethändler Tausende<br />
von Arbeitsplätzen im Einzelhandel vernichtet. <strong>Die</strong> Steigerung der Produktivität ist<br />
seine Existenzberechtigung.<br />
In Verbindung mit dem Wettbewerb der Nationen führt dies zur kontinuierlichen Absenkung<br />
der Standards, zum Export von Ausbeutung und Naturverwüstung. <strong>Die</strong> Regionen und Nationen<br />
kämpfen einen verzweifelten und aussichtslosen Kampf.<br />
Der Verlust bleibt national<br />
<strong>Die</strong> Wirtschaft ist schon weiter <strong>als</strong> die Nationen, indem sie den Nationenbegriff überwunden<br />
hat. Profit ist nicht an die Nation gebunden. <strong>Die</strong> Nationen hinken hinterher. Sie müssen den<br />
solidarischen Anteil übernehmen, denn der lässt sich immer nur auf einen überschaubaren<br />
Bereich begrenzen.<br />
„Wirtschaftsflüchtlinge”<br />
<strong>Die</strong> Nation ist der Bereich des finanziellen Austausches durch Wirtschaftsleistung und Transfer.<br />
Sie definiert den räumlichen Bereich, in dem der Hauptteil der wirtschaftlichen und alle<br />
sozialen Netze gespannt sind. Viele Menschen werden von unserem Lebensmodell angelockt<br />
und versuchen, <strong>als</strong> sogenannte „Wirtschaftsflüchtlinge” ihr Glück bei uns zu finden. <strong>Die</strong> Abgrenzung<br />
zu politischen Flüchtlingen mit Anspruch auf Asyl ist schwierig, und weil der Kuchen<br />
immer weniger gern geteilt wird, gilt zunächst der Verdacht auf wirtschaftliche Gründe.<br />
Ganze Nationen geraten unter Generalverdacht.<br />
Chauvinismus<br />
Der Wettbewerb fördert den Chauvinismus, <strong>als</strong>o den Glauben an die natürliche Überlegenheit<br />
der eigenen Nation. Der Stolz auf die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Exportindustrie<br />
trägt chauvinistische Züge. Leistungssport ist immer weniger völkerverbindend, sondern zur<br />
chauvinistischen Leistungsschau der Nationen geworden.<br />
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