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Die ausführliche Version als pdf - Futur III

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• Das Ergebnis: Der Kapitalismus schwächt systematisch Vernunft und Maßhalten, statt<br />

dessen verstärkt er Unvernunft und Wettbewerb, mit dem Ziel eines unverantwortlichen<br />

Wirtschaftswachstums. <strong>Die</strong> Anreize, der Botschaft des freien Marktes zu folgen,<br />

sind so überwältigend, dass nur wenige widerstehen können. <strong>Die</strong> Fokussierung des<br />

Blicks auf spektakuläre Einzelfälle („Gier“) und eine „unheilige Allianz von Kapital und<br />

Staat“ blendet aus, dass dieser Wettbewerb breit in der Bevölkerung angelegt ist.<br />

Über eine immer weitere Entfesselung der Produktivkräfte (Neoliberalismus) wird versucht,<br />

das System dynamisch stabil zu halten, mit dem Ergebnis, dass das Scheitern<br />

immer wahrscheinlicher wird.<br />

Warum geht es so nicht weiter?<br />

• Der gesamtgesellschaftliche Nutzen der Steigerung der Arbeitsproduktivität ist seit<br />

langem negativ, und ihre Folgen bedrohen das soziale Leben des Menschen. Produktivitätsfortschritte<br />

werden aufgefressen durch Systemeffekte und gesellschaftliche<br />

Verluste. <strong>Die</strong> gesamte Idee der Förderung des Unternehmergeistes beruht auf der<br />

Externalisierung interner Kosten, der Übernahme von Risiken durch die Gemeinschaft<br />

und auf der Verfügbarkeit einer geradezu luxuriösen, öffentlich finanzierten Infrastruktur.<br />

• Staatliche Institutionen, die in ihrer Finanzierungsstruktur auf Vollbeschäftigung angewiesen<br />

sind, heizen das Wachstum aufgrund verschiedener Abhängigkeiten weiter<br />

an. Teilweise sind sie sogar selbst einem grenzenlosen Wachstum unterworfen, wie<br />

beispielsweise das Gesundheitssystem.<br />

• Kate Pickett und Richard Wilkinson weisen in einer Studie nach, dass Einkommensungleichheit<br />

in einer Gesellschaft praktisch alle sozialen Probleme verschärft und das<br />

Leben für die unteren wie die oberen Schichten gleichermaßen unerfreulicher macht.<br />

• Den derzeit größten Beitrag zur Produktivitätssteigerung leisten Computer, Internet<br />

und mobile Kommunikation. Sie läuten ständig neue Runden in der Beschleunigung<br />

ein. <strong>Die</strong> diesen Techniken innewohnenden Konflikte sind teilweise prinzipiell nicht lösbar,<br />

sie sind alle praktisch kaum lösbar.<br />

• <strong>Die</strong> beiden wichtigsten Botschaften in Bezug auf das Wirtschaftsleben, die Botschaft<br />

der freien Marktwirtschaft und die Botschaft der Mäßigung, verfolgen gegensätzliche<br />

Ziele. Das Problem ist: <strong>Die</strong> Botschaft der freien Marktwirtschaft ist viel lauter <strong>als</strong> die<br />

der Mäßigung. Und wir verhelfen der Botschaft der freien Marktwirtschaft über viele<br />

übergeordnete Prinzipien Geltung, der Botschaft der Mäßigung jedoch vorwiegend<br />

über nachgelagerte Gesetze und Verordnungen. Das führt zu einem geradezu grotesken<br />

Ungleichgewicht im Wirtschaftsleben zugunsten des hemmungslosen Konsums<br />

und zulasten der Nachhaltigkeit. Es gibt noch eine ganze Reihe anderer „Paare von<br />

widersprüchlichen Botschaften“.<br />

• <strong>Die</strong> politische Energie richtet sich auf Scheinlösungen, die die gröbsten Exzesse zu<br />

mildern oder zu beseitigen suchen, um den materiellen Wohlstand halten zu können,<br />

ohne am Kern des Problems anzusetzen. Sie gehören letztlich alle in die Rubrik des<br />

„Rosinenpickens“. <strong>Die</strong> verführerischste Scheinlösung wird derzeit <strong>als</strong> Green New Deal<br />

diskutiert, einer technokratischen, im Kern undemokratischen und weiterhin auf<br />

Wachstum basierenden „ökologischen Effizienzrevolution“. Das „Cradle-to-cradle“-<br />

Konzept von Michael Braungart wird ebenfalls nicht geeignet sein, den erreichten materiellen<br />

Wohlstand zu halten, zeigt aber deutlich die notwendige Veränderung der<br />

Denkstrukturen auf.<br />

5.1.2 Dilemma der Diskussion<br />

Wir haben Angst. Wir haben Angst vor dem „Weiter so”, und wir haben Angst vor dem „Ganz<br />

anders machen”. Deshalb versuchen wir, „etwas anders weiter so” zu machen. In unserem<br />

Bemühen, den sogenannten „Wohlstand” zu halten, verordnen wir uns selbst Denkverbote,<br />

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