Die ausführliche Version als pdf - Futur III
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mehr und tiefer damit beschäftigen. Das ist sozusagen die Produktivitätssteigerung von Politikern.<br />
Man ist diesen Beratern ziemlich ausgeliefert, denn man muss ihnen vertrauen – man<br />
kann ja nicht so richtig überprüfen, was sie einem erzählen. <strong>Die</strong>se Berater können Eigeninteressen<br />
haben, auf die eine oder andere Art voreingenommen sein und vieles andere mehr,<br />
was einer guten Politikberatung hinderlich ist.<br />
Herabwürdigung des öffentlichen <strong>Die</strong>nstes<br />
Wieso eigentlich kann der Staat keine „anständigen” Gehälter wie die Industrie zahlen? Weil<br />
er keinen Profit machen darf. Sobald er Profit macht, muss er die Steuern senken. Deshalb<br />
bleiben die Gehälter der Beamten und des öffentlichen <strong>Die</strong>nstes immer auf niedrigerem Niveau.<br />
<strong>Die</strong> Frage muss eigentlich auch umgekehrt lauten: Wieso kann die Industrie „unanständige”<br />
Gehälter zahlen?<br />
Wenn das Ungleichgewicht zwischen staatlicher und privatwirtschaftlicher Entlohnung zu<br />
groß wird, verliert die Gemeinschaft doppelt: <strong>Die</strong> gut Qualifizierten wandern ab in die Privatwirtschaft,<br />
und in den staatlichen Institutionen lauert das Gespenst der Korruption. Uns geht<br />
es in Deutschland dabei noch vergleichsweise gut. In anderen Ländern ist Korruption eine<br />
nationale Seuche, die die Menschen entmutigt und entwürdigt. Korruption ist Mord an der<br />
Demokratie, und daran sollte sich auch ihre Beurteilung messen.<br />
3.1.11 Sie macht die Gesetze zu kompliziert<br />
Je verfeinerter das Leben, je höher die Arbeitsteilung, je größer die politischen Einheiten<br />
werden (EU, Globalisierung), desto unterschiedlicher sind die Interessen, Anforderungen und<br />
Notwendigkeiten. Zu einer produktiven Gesellschaft gehört auch eine akzeptierte Ordnung,<br />
bestehend aus Gesetzen und Verordnungen sowie Institutionen, die sie umsetzen und überwachen.<br />
All das wird immer komplizierter. <strong>Die</strong>se Kompliziertheit ist eine direkte Folge der<br />
Spezialisierung und Arbeitsteilung. Ein großer Teil unserer Gesetze sind zudem Inseln der<br />
Vernunft, mit denen versucht wird, der unvermeidlichen Auswüchse Herr zu werden.<br />
Aufwand<br />
Das bedeutet einen immer höheren Verwaltungsaufwand für alles und alle: Unternehmen,<br />
Politik, Sozialversicherung, Bürger. Man muss viel Zeit aufwenden, um sich damit zu beschäftigen.<br />
Es gibt ganze Klassen von Berufen, die von dieser Kompliziertheit leben: Steuerberater,<br />
Rechtsanwälte, Verwaltungsangestellte, ...<br />
Gerechtigkeit<br />
Darunter leidet die Gerechtigkeit, denn viel Zeit können nur die aufwenden, die sich das leisten<br />
können. Ein Steuerberater ist teuer, und viele andere Berufe sind das auch. Wer viel Zeit<br />
oder viel Geld hat, ist im Vorteil. Fragen Sie mal einen Kleinbetrieb oder Einzelunternehmer<br />
mit geringem Umsatz, wie das Verhältnis ist.<br />
Lobbyismus<br />
Kompliziertheit ist die Lebensberechtigung von Lobbyisten. Kein Parlamentarier benötigt den<br />
Rat und die Argumente von Lobbyisten, wenn er sich selbst ein Bild machen kann. Weil aber<br />
kein normaler Mensch die Dinge mehr in endlicher Zeit begreifen kann, wird der „kostenlose”<br />
oder sogar mit Geschenken garnierte Rat von Lobbyisten dankbar angenommen. Einfachheit<br />
hingegen macht unabhängig.<br />
Politikabstinenz<br />
Allenthalben wird beklagt, dass die Menschen unpolitischer geworden sind. Abgesehen davon,<br />
dass Zeit ein immer knapperes Gut ist: Politische Teilnahme ist auch deshalb so unpopulär,<br />
weil die Welt so kompliziert geworden ist. Man denkt: „Das verstehe ich sowieso nicht”<br />
– und oft hat man recht. Mir geht es ja selbst so.<br />
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