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Die ausführliche Version als pdf - Futur III

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wertvoll, man war den Elementen ziemlich ausgeliefert. Wirtschaftswachstum war überlebenswichtig.<br />

Erst durch Verbesserung der Wirtschaftsweise war es im Laufe der Zeit möglich,<br />

auch in weniger lebensfreundlichen Gegenden <strong>als</strong> Afrika brauchbar Landwirtschaft zu betreiben,<br />

Menschen für die sozialen Berufe freizustellen, Bildung zu verbessern usw. Wachstumskritik<br />

war nicht aktuell – es ging um die verbesserte Befriedigung der Grundbedürfnisse. <strong>Die</strong><br />

„gute alte Zeit” war für die meisten eine Zeit des Mangels und der nicht enden wollenden,<br />

schweren Arbeit, verrichtet unter oft menschenunwürdigen Bedingungen (was allerdings<br />

durchaus nicht immer nötig gewesen wäre, es gab schon dam<strong>als</strong> Gewinner und Verlierer).<br />

Heute lautet die Wahl: Abwasch oder Spülmaschine. Festnetz oder Mobiltelefon. Es geht <strong>als</strong>o<br />

nicht mehr primär um existentielle Fragen. Trotzdem halten wir am Wachstum weiter fest,<br />

weil der Schwung der Entwicklung uns immer weiter trägt. Das Wachstum hat sich von seiner<br />

ursprünglichen Motivation gelöst und hält sich selbst in Gang, mit fatalen Folgen.<br />

2.7.2 Das Kernproblem<br />

Wenn auch noch recht verhalten, so gibt es doch mittlerweile eine Wachstumskritik. Sie wird<br />

auf hohem Niveau in kleineren Zirkeln geführt, erreicht aber in Deutschland langsam breitere<br />

Kreise (siehe auch Literaturliste). In der allgemeinen Politik ist sie jetzt gerade erst angekommen<br />

– Wachstumsbefürwortung ist für einen Politiker (noch) eine risikoarme Strategie,<br />

aber es gibt immerhin eine Enquete-Kommission des Bundestages zum Thema. Selbst Bündnis<br />

90/<strong>Die</strong> Grünen kommen um eine Wachstumsbefürwortung nicht herum, bei ihnen heißt<br />

es dann eleganter „Grüne Marktwirtschaft”. Man kann sich eine Wirtschaft ohne Wachstum<br />

nicht mehr so recht vorstellen.<br />

Allerdings geht diese Kritik meines Erachtens bei allem Verdienst doch leicht am Kern vorbei.<br />

Wachstum ist nicht die Ursache, Wachstum ist ein Ergebnis.<br />

Das Kernproblem heißt Produktivitätssteigerung. <strong>Die</strong>se ist – dank fehlender Beschränkung<br />

von materiellen Ressourcen – ursächlich für das Wachstum verantwortlich. Wenn es heißt,<br />

Staat und Wirtschaft hielten am Wachstum fest oder förderten es, so ist das nicht richtig: Sie<br />

halten an weiterer Produktivitätssteigerung fest oder fördern sie, und daraus ergibt sich weiteres<br />

Wachstum, weil die freigewordene Produktivkraft wieder im Wirtschaftsprozess eingesetzt<br />

wird. Eine Innovation steigert nicht das Wachstum, sie steigert die Produktivität.<br />

Das ist mehr <strong>als</strong> eine sprachliche Ungenauigkeit, denn während Wachstum mittlerweile nicht<br />

mehr heilig ist und Wachstumskritik ein hohes inhaltliches Niveau erreicht hat, wird Produktivitätskritik<br />

noch kaum betrieben, und wenn, dann eher fokussiert auf die sozialen Folgen.<br />

Wachstum wird angesehen <strong>als</strong> durch verschiedene f<strong>als</strong>che Weichenstellungen menschenverursacht<br />

und damit korrigierbar, während Produktivitätssteigerung <strong>als</strong> so „menschlich” angesehen<br />

wird, dass sie <strong>als</strong> gottgegeben hingenommen wird. Es wird über Wege weg vom<br />

Wachstum diskutiert, aber kaum über Wege weg von der Produktivitätssteigerung. Eine Verringerung<br />

der Produktivität wird allenfalls <strong>als</strong> Zufallsprodukt anderer Maßnahmen gesehen.<br />

Dabei ist es meines Erachtens die Produktivitätssteigerung, die wir global in den Blick nehmen<br />

müssen.<br />

2.7.3 Produktivität und Lebensstandard<br />

Was im Wirtschaftsbereich Produktivitätssteigerung heißt, wird im privaten Bereich Erhöhung<br />

des Lebensstandards genannt. Aber meistens ist es das gleiche: In kürzerer Zeit mehr erreichen.<br />

Mehr Dinge parallel machen können. Maschinen machen lassen. Bequemeres Leben.<br />

<strong>Die</strong> Welt zum Dorf machen. Wir steigern im wirtschaftlichen wie im privaten Bereich ständig<br />

unsere Produktivität, und Fortschritte auf der einen Seite wecken neue Ideen auf der anderen.<br />

Ein paar Beispiele:<br />

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