Die ausführliche Version als pdf - Futur III
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Produktion, regionalen Handel und regionalen Konsum. Ich glaube, die größten Investitionen,<br />
die uns noch bevorstehen, sind der Abbau von irgendwelchen Industrieruinen, die nicht<br />
mehr benötigt werden und welche die Landschaft verschandeln oder vergiften, und die Entmüllung<br />
unserer Umwelt.<br />
Marktabschottungen aufheben<br />
Alle rufen immer nach einheitlichen Qualitätsstandards – im Handwerk, in der Pflege, in der<br />
Medizin, kurz: In allen freien Berufen. Und immer zum Wohle des Kunden, des Patienten,<br />
des Klienten. Verlängerung der Ausbildung, Beschränkung von Ausbildungsplätzen, Numerus<br />
clausus, Praktika, Erwerb von Erfahrung vor Berufsbeginn, Zulassungsordnungen ... Es gibt<br />
nichts, was nicht gefordert wird, um die Qualität zu verbessern.<br />
Wohlgemerkt: Vor dem Markteintritt. Dem Nachwuchs des eigenen Berufes soll der Zugang<br />
nicht erleichtert, sondern erschwert werden. Jeder zusätzliche Umweg vor der Niederlassung<br />
oder der Eröffnung des eigenen Betriebes ist willkommen, weil er die Einkommen derer<br />
schützt, die schon im Boot sitzen. (vgl. Krämer 1989, S. 202ff.)<br />
Anhand von zwei Indizien kann man leicht überprüfen, ob wirklich Qualitätsverbesserungen<br />
die Motivation der rührigen Aktivitäten sind:<br />
• Von wem kommt die Forderung? Kommt sie vom Kunden, vom Patienten, vom Klienten?<br />
Mahnt die Verbraucherschutzzentrale, eine Patientenvereinigung oder andere<br />
unabhängige Interessengruppen? Oder sind es die Anbieter selbst mit ihren vielfältigen<br />
Berufsverbänden, die man früher Zünfte nannte, und ihren Standeszeitschriften:<br />
<strong>Die</strong> Handwerkskammern, die Verbände der Pflegeberufe, das Ärzteblatt, die Anwaltskammer?<br />
Wenn der Ruf von der „f<strong>als</strong>chen” Seite des Marktes kommt, ist großes Misstrauen angebracht.<br />
• Wen betrifft die Forderung? Betrifft sie die, die reinwollen, oder auch die, die schon<br />
drinsitzen? Unser ganzes Ausbildungssystem ist geprägt von einer bestimmten Philosophie:<br />
Hohe Hürden am Anfang, danach die Freuden der Ebene. Lebenslanges Praktizieren<br />
mit freiwilliger Fortbildung, von wenigen Ausnahmen abgesehen. <strong>Die</strong> regelmäßige<br />
Rückkopplung des eigenen Tuns (Supervision) ist ein wichtiger Beitrag zur<br />
Vernunftbildung. Mit regelmäßiger Fortbildung ist es nicht anders, was die Qualität<br />
der Berufsarbeit angeht.<br />
Wenn <strong>als</strong>o der Ruf nur die betrifft, die reinwollen, kann man fast sicher sein, dass<br />
hier das Portemonnaie und nicht die Qualität geschützt werden soll.<br />
In einer echten Marktwirtschaft sollte das nichts zu suchen haben. Es gibt „gefahrgeneigte”<br />
Berufe, bei denen das sinnvoll ist. Ob und in welchem Umfang es sinnvoll ist, ist eine schwierige<br />
Frage. Man kann diese Frage aber ganz leicht beantworten: Man mutet denen, die im<br />
Boot sitzen, regelmäßig eine ähnliche Fortbildungshürde zu wie denen, die reinwollen. Dann<br />
wird sich das schnell auf ein vernünftiges Maß einpendeln.<br />
6.6.4 Staatswesen<br />
Allgemein<br />
• Alle Einkünfte von Inhabern öffentlicher Ämter offen legen. Transparenz ist gut gegen<br />
Korruption und Vetternwirtschaft.<br />
Bereits Korrumpierbarkeit ist eine Vertragsverletzung. Man darf Amtsträger nicht nur<br />
mit anderen moralischen Maßstäben messen <strong>als</strong> andere, man muss es sogar. Zwischen<br />
Amtsträger und Gesellschaft wird ein impliziter Vertrag geschlossen. Dessen<br />
wichtigste Bedingung lautet: <strong>Die</strong> Gesellschaft stattet den Amtsträger mit einem gewissen<br />
Maß an Gestaltungsmacht aus. Sie zahlt ihm ein Gehalt und belohnt ihn mit<br />
hoher Anerkennung. Im Gegenzug vertraut sie darauf, dass der Amtsträger dieses<br />
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