Die ausführliche Version als pdf - Futur III
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5.2.8 Arbeit für alle<br />
Es gibt keinen vernünftigen Plan zur Lösung der sozialen Probleme, die durch die ständige<br />
Produktivitätssteigerung verursacht werden. Nicht die Aussicht auf ein gutes Leben inspiriert<br />
den Menschen, sondern die Aussicht auf ein sinnvolles Leben. Sinnvolle Arbeit ist Teil der<br />
menschlichen Würde, und die Würde des Menschen ist unantastbar. Arbeit ist ein Menschenrecht.<br />
Ziel ist nicht eine generelle deutliche Reduzierung der Arbeitszeit, denn sinnvolle Arbeit<br />
kann sehr zufrieden machen. Letztlich soll auf breiter Front die Arbeitsproduktivität wieder<br />
auf ein menschliches Maß und einen verträglichen, erneuerbaren Ressourcenverbrauch<br />
gesenkt werden.<br />
Es soll mehr Entscheidungsfreiheit herrschen, was und wie viel der Einzelne arbeitet. Zudem<br />
sollen die Strukturen der Wirtschaft so gestaltet sein, dass Sinn wächst und Unsinn<br />
schrumpft. Wirtschaftlicher Erfolg ist nicht gleichbedeutend mit Wachstum. Wir haben zuviel<br />
Wirtschaft und zuwenig Arbeit.<br />
5.2.9 Eigentumsreform<br />
Mit welchem Recht stellt eigentlich jemand einen Zaun um ein Grundstück und sagt: Meins!<br />
<strong>Die</strong>ses Grundstück hat nie jemand produziert, bestenfalls den Wald gerodet und es urbar<br />
gemacht. Kein Mensch hat je einen Liter Erdöl oder ein Kilo Steinkohle erschafffen, sondern<br />
bestenfalls aufwendig gefördert. Kaum ein Investor hat je dafür gesorgt, dass bestimmte<br />
Stadtteile attraktiver werden und dort die Mieten steigen.<br />
Vielleicht hat der eine oder andere von Ihnen das Theater um den Wandlitzsee nördlich von<br />
Berlin mitbekommen. Der wurde von der Treuhand verkauft, und die Gemeinde hat zu wenig<br />
geboten. Statt dessen kam ein westdeutscher Wirtschaftsanwalt zum Zuge, der im Anschluss<br />
begann, den Anliegern des Sees zu „verkaufen”, was sie eigentlich schon besaßen: Einen<br />
Zugang zum See. Er hatte nichts dagegen, eine eher zufällig erworbene Rechtsposition für<br />
seine Zwecke auszunutzen und Gewinn ohne Gegenleistung zu erzielen. Damit wird fast idealtypisch<br />
das Dilemma des sogenannten Immobilien„marktes” illustriert, dem eine wesentliche<br />
Eigenschaft der freien Marktwirtschaft fehlt, nämlich der „freie Marktzugang der Anbieter”.<br />
Und ironischerweise erhöht das alles auch noch das Bruttosozialprodukt, unsere Messgröße<br />
für Wohlstand.<br />
Wir finanzieren über einen perversen Eigentumsbegriff unermesslich viele leistungslose Einkommen.<br />
Leistung muss sich wieder lohnen? Ich warte seit Jahren auf den empörten Aufschrei<br />
einer gewissen „liberalen” Partei, dass damit endlich Schluss gemacht werde. Unser<br />
gesellschaftlicher Reichtum versickert nicht in dunklen Kanälen, sondern in der offenen Finanzierung<br />
von Leuten, die sich zurücklehnen. Weil sie mehr oder weniger zufällig in eine<br />
komfortable Rechtsposition gerutscht sind, die ihnen das ermöglicht.<br />
5.2.10 Nachfrage statt Angebot<br />
Es geht nicht mehr um das ungebremste Wirtschaften mit dem Ziel einer unendlichen Gütermenge,<br />
sondern es geht darum, einen Ausgleich zu finden zwischen jenen, die mit weniger<br />
leben wollen und jenen, die mit mehr leben oder aus anderen Gründen wirtschaftlich<br />
initiativ werden wollen.<br />
Wir sollten wieder zu einem Primat der Nachfrage kommen und weg vom derzeitigen Angebotsdenken.<br />
Der Verführung sind Grenzen zu setzen, die Menschen sollen primär selbst auf<br />
die Idee kommen, was ihnen fehlt. <strong>Die</strong> Idee der riskanten Investition ist eine bizarre Karikatur<br />
des Nachfragebegriffes. Angebote sind nicht schlecht an sich, müssen aber nicht „unnötig”<br />
gefördert werden. Was dieses „unnötig” im Einzelnen bedeutet, ist das Ergebnis einer<br />
gesellschaftlichen Diskussion über folgende Punkte:<br />
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