Die ausführliche Version als pdf - Futur III
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Amt mit Vernunft ausübt. Vernunft ist dabei die Fähigkeit zur Nüchternheit, <strong>als</strong>o Situationen<br />
unabhängig von den eigenen Interessen, Sehnsüchten, Ängsten zu betrachten.<br />
<strong>Die</strong>se Neutralität ist sozusagen Einstellungsvoraussetzung. Um diese Bedingung<br />
zu erfüllen, muss der Amtsträger jede Situation vermeiden, die zu Interessenskonflikten<br />
führen kann.<br />
• Supervision <strong>als</strong> Pflicht für Regierungen und Behörden. Sie ist preiswert und effektiv,<br />
macht die Menschen und damit auch die Politik und die Arbeit besser.<br />
• Der Anspruch auf überregionale Einheitlichkeit (europäisches Steuersystem u. ä.)<br />
führt zu immer komplizierteren Strukturen der Politik, des Rechts, des sozialen Ausgleichs.<br />
Und nun setzen wir gar zum Sprung in die Welt an. Ich fürchte, das wird<br />
nichts. Je größer die Institution, desto größer die Macht der Repräsentanten, demokratische<br />
Legitimation hin oder her. Das neue Gesellschaftsmodell erfordert mehr Regionalität,<br />
auch für die Regierungen. Subsidiarität (Entscheidungsgewalt auf die niedrigstmögliche<br />
Ebene) muss noch mal anders durchdekliniert werden.<br />
Politische Beteiligung<br />
Ich vermute, dass die Bedeutung der Parteien nachlassen wird, weil deren Konzept zu sehr<br />
auf Wettbewerb beruht. <strong>Die</strong> sind zu selbstbezogen. Aber vielleicht schaffen sie es ja, sich<br />
anders auszurichten. Was man sich statt dessen vorstellen könnte:<br />
Ich habe im Herbst 2011 an zwei Tagungen teilgenommen. Das waren eintägige, themenbezogene<br />
Veranstaltungen, nämlich „<strong>Die</strong> grüne Schuldenkonferenz” und eine FÖS-Tagung zum<br />
Thema „Politik und Marktwirtschaft”. <strong>Die</strong>se Veranstaltungen waren nach dem gleichen<br />
Schema gestrickt: Erst einführende Vorträge („Impulsreferate”), dann Arbeit in Schwerpunkt-<br />
Workshops und schließlich eine abschließende Podiumsdiskussion. Sie waren leider zu podiumslastig,<br />
d. h. die Beteiligung der eigentlichen Teilnehmer <strong>als</strong> „breiter Masse” kam zu kurz.<br />
Aber sie waren außerordentlich gut geeignet, um einen inhaltlichen Überblick über das Thema<br />
zu erhalten, und ich denke, vor allem die Podiumsteilnehmer, von denen ja viele Akteure<br />
des politischen Gestaltungsprozesses sind, erfahren auf diese Weise eine gute Rückkopplung.<br />
Solche „Politik-Kongresse” <strong>als</strong> regelmäßige regionale Veranstaltungen könnte ich mir gut<br />
vorstellen: An jedem ersten Mittwoch im Monat geht es in die Stadthalle, und dort findet ein<br />
solcher Kongress statt. Wir müssen uns irgendetwas Intelligentes überlegen, um alle mit ins<br />
Boot zu bekommen. Ich denke da weniger an formale Beteiligung, sondern inhaltliche Diskussion,<br />
Rückkopplung und Bewusstseinswandel. Formale Wahlen gibt es ja weiterhin, aber<br />
diese dienen nicht der Informationsverbreitung und -beschaffung, sondern der politischen<br />
Legitimation. Derzeit ist die informelle Beteiligung unterrepräsentiert. Aber es sind ja auch<br />
alle immer so beschäftigt ...<br />
Politik weckt Widerstand, wenn sie von oben kommt und man sich nicht beteiligt fühlt. Eitelkeit<br />
von Politikern verhindert jedoch Beteiligung, weil sie es ja selbst am besten wissen –<br />
durch Beteiligung könnte es nur schlechter werden. Dagegen hilft eine solche Rückkopplung<br />
mit der Basis, die aber nicht die Parteibasis sein darf, die einen ja prinzipiell unterstützt. <strong>Die</strong><br />
muss zu loyal sein.<br />
6.6.5 Bildung<br />
Was ist Bildung heute?<br />
„Eine Biographie, die äußerst starken Selbstgestaltungserwartungen unterliegt und ein hohes<br />
Maß an Zukunftsorientierung voraussetzt, entsteht <strong>als</strong> mentale Formation <strong>als</strong>o erst im Zuge<br />
der Etablierung moderner Gesellschaften, obwohl wir sie heute für «natürlich» halten. [...]<br />
<strong>Die</strong> Erfindung der Schule <strong>als</strong> Erziehungs- und Bildungsinstitution für alle Mitglieder einer Gesellschaft<br />
ist ebenfalls an die Entwicklung der frühindustrialisierten Länder gebunden, wobei<br />
neben der Vermittlung von Wissen vor allem ihre erzieherische und disziplinierende Funktion<br />
im Vordergrund stand. Im schulischen Regime wurden jene Tugenden eingeübt, die – wie<br />
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