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Die ausführliche Version als pdf - Futur III

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6.2 Humanistische Marktwirtschaft<br />

6.2.1 Echte Marktwirtschaft geht anders<br />

Marktwirtschaft ist die Umsetzung des liberalen Prinzips der Freiheit des Einzelnen im Bereich<br />

des Wirtschaftslebens. Dass das nicht richtig funktioniert, sehen wir. Aber das Grundprinzip<br />

ist trotzdem richtig: Der Staat (<strong>als</strong>o die Gemeinschaft) hat sich rauszuhalten aus dem Leben<br />

des Einzelnen, wo immer das möglich ist. Der Staat hat sich insbesondere rauszuhalten bei<br />

der Transformation eines neoliberal entfesselten Kapitalismus zu einer humanistischen<br />

Marktwirtschaft. Ich möchte nicht, dass mir jemand vorschreibt, dass meine Mobilität Elektromobilität<br />

zu sein hat, weil nichts anderes mehr staatlich gefördert wird. Ebensowenig<br />

möchte ich vorgeschrieben bekommen, ob ich auf dem Land oder in der Stadt zu wohnen<br />

habe, Soja oder Schweinefleisch zu essen habe, mein Haus zu dämmen habe usw. Was<br />

spricht denn dagegen, meine einfache Hütte mit dem Holz meiner Bäume zu heizen, obwohl<br />

sie ungedämmt ist? Erneuerbar ist erneuerbar, meine Bäume sind nicht hässlich, und aus<br />

dem Rest möge man sich bitte heraushalten.<br />

Denn das eigentliche Problem liegt woanders. Wir sollten nicht die Ziele mit den Wegen<br />

dorthin verwechseln. Aus gutem Grund überlassen wir dies den sogenannten Kräften des<br />

Marktes, was man besser nennen würde: Den Wünschen der Menschen. Der Begriff des<br />

Marktes ist durch einen f<strong>als</strong>ch verstandenen Wirtschaftsliberalismus verhunzt worden. Man<br />

kann ihn <strong>als</strong> humanistische Marktwirtschaft rehabilitieren, indem man ihn auf eine Vernunft-<br />

Diät setzt.<br />

Wir brauchen die Marktwirtschaft genauso wie die Demokratie. Niemand wird sagen, geschweige<br />

denn vorgeben können, wohin die Reise geht, wie sich diese Wirtschaft entwickeln<br />

wird. Wir wären schlecht beraten, wenn wir die Prinzipien der Marktwirtschaft aufgeben würden,<br />

denn sie sind pure Demokratie. Der Markt ist eine menschliche Erfindung, in jedem Sinne.<br />

Das Problem des Marktes war, dass man das Naheliegende nie gewagt hat: Mäßigung<br />

bei Geld, Macht und Ressourcenverbrauch, Begrenzung der Eitelkeit, Befreiung von Angst.<br />

<strong>Die</strong> Transformation dieser Wirtschaft wird meines Erachtens nach marktwirtschaftlichen Gesichtspunkten<br />

funktionieren oder gar nicht. In einer Übergangsphase wird unökologisches<br />

Verhalten immer teurer werden, Größe auch. Kleiner, individueller und menschlicher gewinnt<br />

immer mehr Raum und Kraft. Der Markt wird gar nicht mehr anders können, <strong>als</strong> sich<br />

menschlich und nachhaltig zu verhalten, und dafür benötigt man im wesentlichen folgende<br />

Prinzipien, die sich allesamt „ganz einfach” aus der Forderung nach Demokratie und Marktwirtschaft<br />

ergeben. Jedes dieser Prinzipien gehört derzeit in die Kategorie der „Undenkbarkeit”.<br />

Aber vielleicht könnten sie gerade deshalb zum Umdenken führen.<br />

• Vermögensbegrenzung <strong>als</strong> wirtschaftliche Machtbegrenzung<br />

Reichtum verdirbt den Charakter. Das wussten wir schon immer, nur wussten wir<br />

nicht, wie wir damit umgehen sollen, wo doch scheinbar nur die Möglichkeit des<br />

Reichtums auch die Herrlichkeiten der materiellen Welt zu garantieren schien, nicht<br />

nur im Zeitalter der Technik, sondern insbesondere in feudalen Gesellschaften. Hier<br />

folgt ein ganz klarer logischer Nachweis, dass wer Demokratie und Marktwirtschaft<br />

will, auch die finanzielle Macht begrenzen muss, und zwar absolut begrenzen muss.<br />

• Eigentumsreform<br />

Binswanger stellt klar, dass Eigentum und nicht Knappheit „das konstituierende Element<br />

der Preisbildung und damit des Marktes” ist. „Knappheit allein schafft keinen<br />

Markt. Es muss jemand da sein, der das Gut oder die Nutzung eines Gutes auf dem<br />

Markt anbieten und dafür einen Preis verlangen kann. [...] Erst Eigentum schafft <strong>als</strong>o<br />

den Markt.” (Binswanger 2009 S. 180f.) Oder ein vom Eigentum abgeleitetes Recht<br />

wie Pacht oder Konzession. Wer sich mit Vermögens- und Machtbegrenzung befasst,<br />

muss auch Stellung nehmen zur Eigentumsfrage. Denn Leistung soll sich wieder loh-<br />

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