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Die ausführliche Version als pdf - Futur III

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Was jedoch passiert, ist: Viele Menschen nehmen so viel Leistung in Anspruch wie sie können,<br />

zumal wenn Anonymität des Gebers gewährleistet ist. In der gesetzlichen Krankenversicherung<br />

lässt sich das leicht beobachten, wenn der Patient sich freut, welchen Aufwand der<br />

Doktor für ihn treibt: Er muss es ja nicht zahlen, er muss diese empfangenen Leistungen vor<br />

niemandem rechtfertigen, und er schädigt noch nicht mal einen konkreten Menschen, sondern<br />

nur sehr abstrakt die Gemeinschaft der Beitragszahler. Und was heißt überhaupt „schädigen”:<br />

Der Arzt wird doch wohl nur solche Leistungen erbringen, die ihm <strong>als</strong> Patienten nützen!<br />

Dafür ist er doch da. Dass der Arzt aufgrund der sogenannten „Einzelleistungsvergütung”<br />

ein erhebliches finanzielles Eigeninteresse an einer aufwendigen Behandlung hat,<br />

kommt ihm gar nicht in den Sinn.<br />

Es gibt zwei Wege aus dieser Falle:<br />

• Ein Unbeteiligter wacht über die sparsame Inanspruchnahme der Leistungen (aufwendig).<br />

• <strong>Die</strong> Beteiligten müssen selbst Anreize erhalten, die Leistungen sparsam in Anspruch<br />

zu nehmen (unpopulär).<br />

<strong>Die</strong> Sozialversicherung sollte im Sinne einer Risiko-Absicherung neu organisiert werden:<br />

„Niemand soll aufgrund von Dingen, für die er nichts kann, in existentielle Not geraten.” Für<br />

Umverteilung sollten andere Mechanismen <strong>als</strong> das Sozi<strong>als</strong>ystem greifen. Das Sozi<strong>als</strong>ystem<br />

sollte wie eine Haftpflichtversicherung den existentiellen Ernstfall abdecken. Mehr nicht. Auf<br />

der anderen Seite müssen dann aber auch realistische Voraussetzungen geschaffen werden,<br />

möglichst kein Sozialfall zu werden: Arbeit für alle durch eine Senkung der Arbeitsproduktivität<br />

hatten wir ja bereits beleuchtet.<br />

Ganz wichtig: Das Märchen vom Arbeitgeberbeitrag abschaffen. Der sogenannte Arbeitgeberbeitrag<br />

ist eine ganz üble sozialpolitische Vernebelung, eine sprachliche Illusion: „Man<br />

muß sich daher geradezu wundern, daß noch kein findiger Sozialpolitiker auf die Idee gekommen<br />

ist, auch diese anderen Abzüge in ‚Arbeitgeberbeiträge’ umzutaufen. Mit einem<br />

Schlag wäre damit unsere ganze soziale Sicherung für den Bürger plötzlich kostenlos. Niemand<br />

müßte mehr für seine Krankenkasse oder Rente zahlen. Sozialleistungen fielen wie<br />

Manna vom Himmel, das Paradies auf Erden wäre eröffnet.” (Krämer 1989 S. 191) Arbeitgeberbeiträge<br />

sind nichts anderes <strong>als</strong> ganz normaler Lohn. Das Märchen, dass diese Leistungen<br />

vom Arbeitgeber zusätzlich bezahlt würden, ist ganz offensichtlicher Unsinn. All diese Zahlungen<br />

kommen dem Arbeitnehmer in vollem Umfang zugute, sie sind sein Lohn, der wie<br />

seine „Arbeitnehmeranteile” vor Auszahlung abgeführt wird. Fragen Sie doch mal den Arbeitgeber,<br />

wieviel ihn sein Arbeitnehmer kostet. Kein Arbeitgeber rechnet den sogenannten Arbeitgeberbeitrag<br />

separat in seiner Finanzbuchhaltung.<br />

Altersvorsorge<br />

<strong>Die</strong> Altersvorsorge krankt generell an der festen Regelaltersgrenze, und zwar nach unten und<br />

nach oben. Zahlreiche Menschen gehen aus verschiedensten Gründen früher in Rente, und<br />

zahlreiche Menschen, die noch arbeiten könnten (und wollten, wenn auch nicht immer Vollzeit)<br />

werden zwangsweise aus dem Arbeitsleben verabschiedet. <strong>Die</strong> Rentenwirklichkeit spiegelt<br />

<strong>als</strong>o auch schon seit langem nicht das Idealbild des zufriedenen Senioren wider, der<br />

nach erfülltem Arbeitsleben mit 67 von seinen Kollegen verabschiedet wird. Eine feste Altersgrenze<br />

wird zum einen der Individualität des Menschen nicht gerecht, und zum anderen<br />

können wir sie zunehmend nicht bezahlen.<br />

Wer arbeitet gerne über eine Altersgrenze hinaus?<br />

• Körperlich nicht zu anstrengende Arbeit<br />

• Erfahrung und/oder Netzwerke sind von hoher Bedeutung<br />

<strong>Die</strong> Frage sollte lauten: Wie muss man Arbeit gestalten, damit man nicht auf einmal damit<br />

aufhören will?<br />

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