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Die ausführliche Version als pdf - Futur III

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hinzugefügt. Alles erfüllt seinen Zweck. Vieles ist ein bisschen schief. Man kommt in die Garage<br />

nur durchs Badezimmer. Und irgendwann werden sogar weitere Anbauten schwierig.<br />

<strong>Die</strong> Struktur ist völlig aus dem Ruder gelaufen. Was tun? Hinsetzen und neu machen? Bezahlt<br />

keiner. Also weiterwurschteln. Bis es nicht mehr weitergeht. Es treten immer mehr<br />

Probleme auf, je mehr man programmiert.<br />

Erkennen Sie unsere Gesetze und Verordnungen wieder?<br />

<strong>Die</strong> Lösung heißt: Ständiger Umbau im Kleinen. <strong>Die</strong> Softwareentwickler nennen das „permanentes<br />

Refactoring”. Wo immer man erkennt, dass eine Grundlage nicht richtig ist, muss<br />

man das Programm dort ändern und dafür sorgen, dass die Grundlage richtig wird. Auch im<br />

laufenden Betrieb. Auch wenn es aufwendig ist. Es hilft nichts. Beim Haus funktioniert es<br />

nicht so gut, weil die Statik etwas anderes ist <strong>als</strong> ein Softwareprogramm. Aber eine Gesellschaft<br />

ist eher wie ein Softwareprogramm organisiert <strong>als</strong> wie ein Haus. Man kann die Gesellschaft<br />

ständig im Kleinen umbauen anstatt immer nur anzubauen. Das ist einfacher und<br />

letztlich billiger, denn es vermeidet den sogenannten Reformstau.<br />

6.6.1 Sozialversicherung<br />

Grundsätze<br />

Unsere Sozialversicherung ist organisiert nach zwei Thesen:<br />

• „Niemand soll aufgrund von Dingen, für die er nichts kann, schlechter dastehen im<br />

Leben <strong>als</strong> andere.” (Das Zitat wird John Rawls zugeschrieben, habe aber bisher keinen<br />

Quellennachweis)<br />

• „Wer hart gearbeitet hat, soll seine verdiente Rente genießen”<br />

Das klingt zunächst nobel und gerecht und lässt sich auch gut mit den Prinzipien der Leistungsgerechtigkeit<br />

vereinbaren: Wer etwas dafür kann, dass es ihm schlechter geht, bekommt<br />

keine Unterstützung. Jeder ist seines Glückes Schmied. Ehre dem Alter. In der Praxis<br />

ergeben sich allerdings Schwierigkeiten:<br />

• Das Gesundheitssystem wird unfinanzierbar.<br />

• Über die „richtige” Höhe des Arbeitslosengeldes II (Hartz IV) streitet man lange und<br />

immer wieder erfolglos, dabei übersehend, dass diese Menschen eigentlich kein Arbeitslosengeld<br />

II wollen, sondern eine geeignete und sinnvolle Arbeit.<br />

• <strong>Die</strong> Rentenbelastung droht die jüngere Generation in Zukunft zu überfordern.<br />

• <strong>Die</strong> Pflegeversicherung muss ihre Leistungen immer mehr ausdehnen, weil die Menschen<br />

immer älter werden.<br />

<strong>Die</strong> obige Definition hat zwei Schwachstellen, die der gesellschaftlichen Interpretation bedürfen:<br />

• Was heißt „schlechter”?<br />

• Was heißt „nichts kann”?<br />

• Und mit Blick auf das Gesundheitssystem drängt sich eine andere Frage auf, nämlich<br />

ob ein System gerechtfertigt ist, „das alle schechterstellt, nur weil alle gleichmäßig<br />

darunter leiden.” (Krämer 1989 S. 193, Hervorhebung von mir). In welchem Umfang<br />

soll das Sozi<strong>als</strong>ystem der Umverteilung dienen? Ist das in Zukunft nicht eher Aufgabe<br />

eines Steuersystems mit einer Vermögensbegrenzung?<br />

<strong>Die</strong> obige These fußt auf zu optimistischen Annahmen über den Menschen, nämlich<br />

• Leid lasse sich klar definieren und damit auch der Umfang der notwendigen Leistung,<br />

und<br />

• die Menschen nähmen nur so viel Leistung in Anspruch, wie nötig ist, um das Leid zu<br />

lindern.<br />

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