Die ausführliche Version als pdf - Futur III
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Aber genau darum geht es hier: Um die Rückgewinnung der Gestaltungshoheit in einem demokratischen<br />
Prozess. Warum soll man sich an das alles gewöhnen müssen?<br />
1.2 Ausgangspunkt<br />
Ausgangspunkt dieses ganzen Buches waren folgende eigene Zweifel:<br />
• In fast allen Diskussionen, Interviews und Artikeln zum Thema Wachstum und<br />
Wachstumskritik, die ich erlebt oder gelesen habe, ging es entweder sehr allgemein<br />
moralisch zu („Das Leben müsste wieder langsamer werden”, „Wenn der Einzelne<br />
sich nur ein bisschen zusammenreißen würde”, „Man muss die Gier begrenzen” ...)<br />
oder sehr konkret technisch (Elektroautos, neue Mobilitätskonzepte, CO2-<br />
Reduzierung, ...). Insbesondere das Moralische fand ich zunehmend interessant. Ich<br />
dachte mir, es kann doch nicht sein, dass man die Vernunft des Menschen dermaßen<br />
streng und vor allem detailliert steuern muss. Das ist ja gar keine Vernunft (denn die<br />
käme aus uns selbst), das ist Bevormundung.<br />
• Eine zunehmende Abneigung gegen den modernen Hype inklusive meiner eigenen<br />
Arbeit machte sich in mir breit und das sichere Gefühl, dass weder „normales” noch<br />
nachhaltiges Wachstum uns auch nur einen Deut weiterbringen werden. <strong>Die</strong> mit dem<br />
ganzen Wachstum verbundene Eitelkeit der Gewinner ist mir sehr unangenehm.<br />
• Zu kurz gedacht sind mir auch diese ganzen Sätze der Resignation mit dem Tenor<br />
„Das kann man nicht ändern, das ist nun mal so”, wie sie insbesondere geäußert<br />
werden, wenn es um die Themen Geld, Macht und Produktivität (!) geht. Mein Leitbild<br />
ist das des Humanismus, nach dem der Mensch das Potential hat, seine schöpferischen<br />
Kräfte voll entfalten zu können, und dieses Schöpferische beschränkt sich<br />
nun wahrlich nicht auf die Wirtschaft. Der Mensch hat die Fähigkeit zur Vernunft und<br />
zur Liebe. Er hat ein Interesse an seinen Mitmenschen, besitzt Mitgefühl und Altruismus.<br />
Das erlebt man ja täglich. Der Mensch „ist” nicht, er wird in erster Linie gemacht.<br />
Wodurch?<br />
Ich arbeite <strong>als</strong> Softwareentwickler für betriebswirtschaftliche Software, <strong>als</strong>o Programme, die<br />
Unternehmen verwenden, um sich selbst zu verwalten: Finanzbuchhaltung, Lagerverwaltung,<br />
Einkauf und Verkauf, Produktion usw. Das ist eine interessante und schwierige Tätigkeit, weil<br />
man versuchen muss, in der betrieblichen Wirklichkeit das Wesentliche und die Ausnahmen<br />
zu erkennen. Das Wesentliche will man vereinfachen, die Ausnahmen beschränken. So sieht<br />
Produktivitätssteigerung aus. Daraus wird ein logisches Modell entwickelt und dieses dann<br />
programmiert. Was betriebswirtschaftliche Software für mich interessanter macht <strong>als</strong> technische<br />
Software, ist die Tatsache, dass betriebliche Wirklichkeit oft viel bizarrer ist <strong>als</strong> technische<br />
Wirklichkeit. Menschlicher eben.<br />
Meine Erfahrung war: Wann immer es bei der Programmierung kompliziert und komplizierter<br />
wurde, stimmte etwas mit dem logischen Modell nicht. Man hätte dann natürlich noch weiter<br />
programmieren und versuchen können, die Wirklichkeit ins Modell zu pressen, aber es wurde<br />
zunehmend unproduktiv und nervenzehrend. Besser war es dann, sich noch mal in Ruhe<br />
dem Modell zuzuwenden und zu schauen, ob man nicht eine bessere Abbildung der Wirklichkeit<br />
findet. Häufig ist mir das gelungen, und siehe da: <strong>Die</strong> Programmierung wurde einfacher,<br />
klarer, kürzer und allein schon durch ihre Struktur auch fehlerärmer. Ich konnte einfach nicht<br />
mehr so viel f<strong>als</strong>ch machen, weil der Weg viel klarer vor mir lag. Meistens sparte ich sogar<br />
am Ende viel Zeit dadurch, mir zwischendurch die Ruhe genommen zu haben.<br />
Schauen Sie sich bitte mal unsere ganzen Gesetze an. Ich habe den Eindruck, dass sie kompliziert<br />
sind und immer komplizierter werden, und dass ein großer Teil von ihnen nur dazu da<br />
ist, die „unvernünftige” Energie von Menschen zu bremsen und sie in „vernünftige” Bahnen<br />
zu lenken. Das ist doch viel zu kompliziert. Es kann nicht sein, dass es so kompliziert sein<br />
muss. Menschliche Energie ist etwas Tolles. Es kann nicht in erster Linie darum gehen, Ener-<br />
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