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Die ausführliche Version als pdf - Futur III

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Der Green New Deal steht eigentlich stellvertretend für alle Ansätze, sich anhand von Hochtechnologie<br />

am eigenen Schopf aus dem Umweltsumpf zu ziehen und dabei gleichzeitig viele<br />

Arbeitsplätze zu schaffen. Ich glaube nicht daran, dass es eine Lösung ist. Auch ein Green<br />

New Deal verdünnt die Konzentration, ohne das Gift aus dem System hinauszubekommen:<br />

• Im Kern ist das eine Unterscheidung zwischen „guter” und „schlechter” Wirtschaft,<br />

auch Rosinenpicken genannt: Bioläden und Wärmedämmung sind gut, Rüstungsindustrie<br />

und Zeitarbeit sind schlecht. Der Versuch, ideologische Festlegungen dieser<br />

Art in Wirtschaftspolitik umzusetzen, führt zu intellektuellen Verrenkungen, ganz unangenehmen<br />

Appellen an die Moral des Einzelnen und unglaublich komplizierten (und<br />

umstrittenen) Gesetzen und Verordnungen, die von einer Regierung erlassen und von<br />

der nächsten wieder kassiert werden. Für den Ressourcenverbrauch ist eine solche<br />

Unterscheidung unerheblich, und politisch gesehen ist sie autoritär. Durch die Festlegung<br />

auf konkrete Maßnahmen sollen alle auf einen bestimmten Weg verpflichtet<br />

werden, wo die Aufgabe der Gemeinschaft lediglich wäre, das Ziel zu definieren. Wollen<br />

denn alle so viel erneuerbare Energien? Vielleicht wollen viel mehr Menschen ein<br />

einfaches Leben mit weniger elektrischem Strom führen? Nach solchen Alternativen<br />

wird ja gar nicht gefragt! Der Green New Deal entspricht dem alten technokratischen<br />

Bild einer staatlichen Steuerung. Er bedeutet Macht. Er nährt die Eitelkeit. Erneut<br />

wird vorgegeben, was gebraucht wird, von jenen, die es besser wissen. <strong>Die</strong> Immobilienkrise<br />

in den USA wurde auch durch ein Bündel staatlicher Fördermaßnahmen ausgelöst,<br />

eine volkswirtschaftliche Verführung zu mehr Eigenheim.<br />

• <strong>Die</strong> ganze Idee basiert nach wie vor auf den Konzepten von Investitionen und damit<br />

Profit, Wachstum und damit Verbrauch, Wettbewerbsfähigkeit und damit Produktivitätssteigerung.<br />

Letztlich ist es eine „Halbinsel der Vernunft” innerhalb des gleichen<br />

unvernünftigen Systems, die moralinsauren Appelle bezüglich der Beschränkung des<br />

Konsums bleiben, während die Angebotswelt immer noch recht bunt ist.<br />

• Der Green New Deal ist geplant <strong>als</strong> eine „Sofortmaßnahme”, um Zeit zu gewinnen,<br />

damit noch bessere Ideen entwickelt werden können (Ralf Fücks, Heinrich-Böll-<br />

Stiftung, 25.10.2011 auf einer FÖS-Tagung). Es besteht die Wahrscheinlichkeit, dass<br />

diese Zeit nie gewonnen wird, weil weitere Krisen sich wiederum in den Vordergrund<br />

drängen.<br />

• Der Ressourcen- und Energieverbrauch auch einer ökologisch gebremsten Wachstumswirtschaft<br />

wird immer noch hoch sein. Wie viele Solarzellen und Windräder will<br />

man denn bauen, um den heutigen Lebensstandard, Forschungsstandard, Industriestandard<br />

zu halten? Und woraus? Auf welchen Flächen? Wo sind denn die Berge von<br />

zunehmend schwer erhältlichen Substanzen, die man für Hochleistungsbatterien benötigt?<br />

Auf diese ökologischen Seiteneffekte weist bereits Binswanger hin: „<strong>Die</strong> Sonneneinstrahlung<br />

ist auf biologische – und nicht auf technische – Nutzung programmiert.”<br />

(Binswanger 2009 S. 172)<br />

• Es ist wahrscheinlich, dass von der Politik formulierte Reduktionsziele im Laufe des<br />

Prozesses von der Wirtschaftsseite wieder unter Beschuss genommen werden. „Wir<br />

wissen genau, dass staatliche Umweltpolitik schwach bleibt, oft sogar nur symbolisch,<br />

und sie sich vor allem selten mit mächtigen Interessen anlegt. An Wachstum und<br />

Wettbewerbsfähigkeit orientierte Wirtschaftpolitik ist im Zweifelsfall allemal stärker.”<br />

(Ulrich Brand, Impulsreferat am 25.10.2011 auf einer FÖS-Tagung).<br />

• Eine Solarzelle wird nicht vom Schlosser gebaut, das Elektroauto nicht vom Elektriker,<br />

intelligente Materialien nicht vom Schreiner. <strong>Die</strong> ganze Idee, sich anhand von Hochtechnologie<br />

am eigenen Schopf aus dem Umweltsumpf zu ziehen und dabei gleichzeitig<br />

viele Arbeitsplätze zu schaffen, krankt an der Tatsache, dass für Hochtechnologie<br />

auch eine hochtechnologische Infrastruktur notwendig ist, und die kostet Geld, Material<br />

und Energie. Viel Geld, Material und Energie. Hierfür gilt alles, was weiter oben<br />

unter Sackgasse Produktivität > Teuer > Aufwendige Infrastruktur aufgeführt ist.<br />

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