Die ausführliche Version als pdf - Futur III
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ern aufgebracht werden müssen. Technologieförderung, Ansiedlungspolitik, Umsatzsteuerbefreiung<br />
und wie sie alle heißen.<br />
• Mengenrabatt ist weit verbreitet. Wer mehr verbraucht, wird mit niedrigeren Durchschnittspreisen<br />
belohnt, so dass es sich nicht lohnt zu sparen. Betriebswirtschaftlich<br />
gesehen ist das sinnvoll: Solange der Umsatz höher ist <strong>als</strong> die direkten Kosten, kann<br />
der Unternehmer damit Fixkosten decken, und mit höherem Umsatz eben mehr <strong>als</strong><br />
mit niedrigerem. Je mehr ein Kunde auf einmal abnimmt, desto niedriger sind die sogenannten<br />
Transaktionskosten (Verhandlung, Verkauf, Verpackung, Versand), da ist<br />
dann Raum für Rabatte. Ressourcensparend ist es nicht. Progressive Verbrauchstarife<br />
werden das Problem nicht lösen.<br />
Werbung<br />
Werbung ist das Gegenteil von rationaler Kommunikation. Für Menschen, die schon alles<br />
haben, muss man zu anderen Mitteln greifen. Der Mensch ist nicht mehr eigentliches Ziel des<br />
Konsums, sondern dient nur noch <strong>als</strong> „Zwischenwirt des Wachstumsvirus”. Was der Mensch<br />
von sich aus nachfragt, ist unwesentlich geworden: Er wird von den Anbietern zur Nachfrage<br />
getrieben. Es ist primär die Suche der Anbieter nach neuen Betätigungsfeldern, die den Konsum<br />
bestimmt. Es geht im Grunde genommen auch nicht mehr um Konsum, sondern nur<br />
noch um den Kauf. Ob das gekaufte Gut auch konsumiert wird, ist herzlich uninteressant<br />
geworden.<br />
Jugend ist eine Eigenschaft und kein Verdienst. <strong>Die</strong> gesellschaftlichen Tabuthemen Krankheit,<br />
Alter, Sterben und Tod werden von der Werbung vermeidend instrumentalisiert, indem<br />
in der Werbung vorwiegend junge, schöne Menschen und Tiere gezeigt werden. Alter wird<br />
selten gezeigt, und wenn, dann auch nur stilisiert, um positive Aspekte wie Lebenserfahrung,<br />
Lebensleistung, Beständigkeit und Generationenabfolge abzubilden.<br />
Werbung manipuliert, aber weniger in dem Sinne, dass sie konkrete Produkte und Marken<br />
bewirbt, sondern indem sie konsequent ein bestimmtes Bild vermittelt. Denn unser Alltag ist<br />
banal – bröselig, staubig und fettig. Dinge, die benutzt werden, bekommen Gebrauchsspuren.<br />
<strong>Die</strong> Menschen sehen so und so aus. Das ist weder gut noch schlecht, sondern unvermeidlich.<br />
Es ist so. Werbung hingegen erzeugt Bilder von Sauberkeit, Neuheit, Jugend, Frische,<br />
Makellosigkeit. Ein Fehlen von Kalkrändern, Krümeln, Klecksen, Fusseln, Haaren, Obstfliegen,<br />
Falten und Altersflecken. Man muss sich nur mal die Werbung für Einbauküchen anschauen<br />
– ein steriler Operationssaal für edle Lebensmittel. Wenn Werbung selten mal Bilder<br />
vom Dreck zeigt, dann kunstvoll drapierten Dreck (drei Farbtupfer auf der Malerkleidung<br />
oder ein entzückendes Kindermäulchen voller Ketchup) oder solchen Dreck, der unterschwellig<br />
eine Werbebotschaft vermittelt, wie Schlamm auf einem Mountainbike.<br />
Es gibt nur einen einzigen Weg, dieses saubere Bild der Werbung im Alltag zu erreichen:<br />
Wegwerfen und neu kaufen. Nur neue Produkte können diesen maßlosen Anspruch erfüllen,<br />
alles andere scheitert nach spätestens einer Saison.<br />
Werbung fördert die soziale Spaltung: „<strong>Die</strong> Werbung nutzt die starken Reaktionen der Menschen<br />
auf soziale Vergleiche, um ihnen Dinge zu verkaufen, die sie in den Augen anderer<br />
besser erscheinen lassen. [...] Auslöser vieler Straftaten sind Ehrverlust und Erniedrigung,<br />
das Gefühl, nicht geachtet zu werden. Indem die Werbung diese Ängste vor Minderwertigkeit<br />
gezielt anspricht, kann sie durchaus auch zum Anstieg der Gewalt in einer Gesellschaft beitragen.”<br />
(Pickett/Wilkinson 2009 S. 55f.)<br />
Unser eigenes Aussehen ist zur Werbung geworden: Wir werben permanent um uns selbst.<br />
Make-Up, Kleidung, Auftreten werden bereits von Jugendlichen kalkuliert nach ihrer Außenwirkung<br />
eingesetzt. Soziale Kontakte sind zu Märkten geworden, auf denen mit der Währung<br />
Sympathie und Zuwendung über die Ware abgestimmt wird. Der Wettbewerb ist hart, und<br />
viele sind auf der Suche nach einer Steigerung ihres Marktwertes.<br />
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