Die ausführliche Version als pdf - Futur III
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Nun besitzt der Mensch nicht nur die Fähigkeit zur Vernunft, sondern auch zum Konstruktivismus:<br />
Er „baut” sich buchstäblich seine Welt. Unser Gehirn nimmt sich aus den realen Reizen<br />
dieser Welt und den inneren Bildern das, was es zu brauchen meint. <strong>Die</strong> Konstruktivisten<br />
(siehe Abschnitt Menschliche Vernunft) gehen sogar davon aus, dass das, was wir <strong>als</strong> reale<br />
Sinneseindrücke wahrnehmen, eine perfide Mischung aus äußerer Physik und innerem Bildervorrat<br />
ist, die wir gar nicht entmischen können. Mutmaßlich ist das eine „Strategie” des<br />
Gehirns zur Bewältigung von Komplexität. Da landet man gleich wieder bei der Demut ...<br />
Jedenfalls ist es für uns sehr schwer, selbst zu entscheiden, wo denn nun eigentlich der<br />
nüchterne Weg durch die Gehirnwindungen entlangführt. Wir produzieren uns auch unseren<br />
eigenen Nebel.<br />
Es gibt keinen Königsweg. Demut, Selbstvertrauen und Wissen stärken die Fähigkeit zur Vernunft.<br />
Eitelkeit, Angst und Unwissen schwächen sie. Der einzige Weg zur Vernunft besteht in<br />
der Verfestigung des „geistigen Baugrundes” und einer guten Übung in ihrem Gebrauch.<br />
Bei dieser Übung hilft es, andere miteinzubeziehen, die nach Möglichkeit einen freieren Blick<br />
haben <strong>als</strong> man selbst. Alle, die in psycho-sozialen Berufen arbeiten, wo das innere Erleben<br />
die Arbeit störend überlagern kann, kennen die Einrichtung der Supervision. Supervision ist<br />
eine Form der „begleiteten Reflexion” über Sachverhalte, Situationen, Verhalten. Man versucht<br />
dabei, das „Tappen im eigenen Nebel” zu vermeiden, Hinweise von außen zu erhalten<br />
und Lernerfolge durch Denken, Fühlen und Handeln zu erzielen. Es ist eine Form der Bildung.<br />
<strong>Die</strong> zwölf Jahre Psychodrama waren meine persönliche Supervision, später habe ich<br />
das noch bei anderen Therapeuten zu bestimmten Anlässen fortgesetzt. Es ist Humanismus<br />
in seiner schönsten Form :-)<br />
Wir sollten Demut, Selbstvertrauen und Vernunft fördern. Bei jungen Menschen und Erwachsenen.<br />
Solange wir nicht aufhören, uns Ersatzreligionen wie Geld, Erfolg und Ansehen zu<br />
schaffen, werden wir <strong>als</strong> Gesellschaft keine Heilung erhalten.<br />
Wenn nicht mehr Zahlen und Figuren<br />
Sind Schlüssel aller Kreaturen<br />
Wenn die so singen, oder küssen,<br />
Mehr <strong>als</strong> die Tiefgelehrten wissen,<br />
Wenn sich die Welt ins freye Leben<br />
Und in die Welt wird zurück begeben,<br />
Wenn dann sich wieder Licht und Schatten<br />
Zu ächter Klarheit wieder gatten,<br />
Und man in Mährchen und Gedichten<br />
Erkennt die wahren Weltgeschichten,<br />
Dann fliegt vor Einem geheimen Wort<br />
Das ganze verkehrte Wesen fort.<br />
6.4 Verfall und Tod<br />
Novalis<br />
Verfall und Tod sind große Tabus unserer auf Eitelkeit und Angst basierenden Gesellschaft.<br />
<strong>Die</strong>se Erkenntnis ist weder neu noch originell. Dennoch sollten wir auch hier das Thema noch<br />
einmal wälzen. Und uns überlegen, wie wir dieser Quelle der Unzufriedenheit entkommen<br />
können.<br />
Das Thema ist deshalb maßgeblich, weil man in einer LowTech-Gesellschaft erheblich weniger<br />
Aufwand für die Medizin wird treiben können. Wir werden auf viele Errungenschaften der<br />
modernen Medizin nicht verzichten müssen. Aber insbesondere die Alterskrankheiten werden<br />
wir uns so nicht mehr leisten können. <strong>Die</strong> Lebenserwartung wird aller Erwartung nach sin-<br />
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