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Die ausführliche Version als pdf - Futur III

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• <strong>Die</strong> Ergebnisse der Studie von Kate Pickett und Richard Wilkinson, in der sie nachweisen,<br />

dass eine größere Gleichheit innerhalb einer Gesellschaft für alle Mitglieder der<br />

Gesellschaft besser ist. „Es gibt nur wenig, was auf funktionierende Demokratien und<br />

Märkte derart zersetzend wirkt wie Korruption und ungezügelte Gier.”<br />

(Pickett/Wilkinson 2009 S. 330f.)<br />

• Eine Vermögensobergrenze verbindet den Gedanken der Gleichheit mit den Gedanken<br />

der Freiheit: Im Kleinen hat man alle Freiheit, im Maßlosen wird man gebremst –<br />

ohne dass es eine absolute Grenze gibt, denn je breiter die Zustimmung ist, desto<br />

größer kann der Anteil der „Mitaktionäre” sein. Eine Vermögensobergrenze bedeutet<br />

nicht das Ende großer Investitionen, sie bedeutet das Ende großer Investitionen Einzelner.<br />

• Politische Macht wurde und wird immer auch benutzt, um Geld zu scheffeln oder sich<br />

zumindest finanzielle Vorteile und lukrative Kontakte zu verschaffen, in Diktaturen wie<br />

in der Demokratie. Indem wir generell die finanzielle Macht begrenzen, festigen wir<br />

auch die repräsentative Demokratie.<br />

• Allmähliche Reduzierung der Geldmenge und damit der gesamtgesellschaftlichen<br />

Leistungserwartung und -verpflichtung. Das eröffnet mehr Spielraum für andere Formen<br />

der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Betätigung, die nicht mit Geld bewertet<br />

werden, aber zum Wohlstand beitragen.<br />

• Das eigene Seelenheil. <strong>Die</strong> Begrenzung der Versuchung. Nur durch das verordnete<br />

Maß werden wir unsere Maßlosigkeit überwinden und damit die Eitelkeit im Zaum halten<br />

können. Zugleich wird die Welt durch den geminderten wirtschaftlichen Druck<br />

von ihrer Existenzangst erleichtert. Wir brauchen keine maßlosen Innovationen, die<br />

maßlosen Gewinn bringen.<br />

• Grundsätzlich sollte auch das Vermögen von Unternehmen nicht unbegrenzt wachsen<br />

dürfen. Immer größer ist nicht natürlich. <strong>Die</strong> Größe eines Unternehmens bedeutet<br />

wirtschaftliche Macht, die kleinere Formen der Wirtschaft bedroht. Deshalb erscheinen<br />

eine progressive Kapitalertragsteuer sowie eine Vermögensteuer auch für Unternehmen<br />

angemessen. Vielleicht sogar auch hier eine Vermögensobergrenze.<br />

6.2.4 Eigentum<br />

Mit der Argumentation der Vermögensbegrenzung kann man natürlich auch noch weitergehen<br />

und das Privateigentum insgesamt in Frage stellen, indem man auch für Sachen, Unternehmen<br />

oder Grundstücke demokratische Formen der Beteiligung fordert, selbst bis dahin,<br />

dass die Gemeinschaft entscheidet, wie viele Tassen der einzelne besitzen darf. Das heißt: Es<br />

gibt keine theoretische Untergrenze für die Obergrenze des Vermögens. <strong>Die</strong>se Grenze müssen<br />

wir schon selbst ziehen, und wir haben dabei das sichere Gefühl, dass diese Grenze nicht<br />

„Null” lauten sollte. Warum?<br />

Leistung soll sich lohnen<br />

Binswanger sagt es so: „<strong>Die</strong> wichtigste Begründung für das individuelle Eigentum ist die eindeutige<br />

Festlegung der Verantwortung. Wenn – wie Aristoteles darlegt – alles allen gehört<br />

und alle ‚durcheinandergreifen‘, fällt der Ertrag anderen zu <strong>als</strong> demjenigen, der den Aufwand<br />

hatte, und Ertrag und Aufwand können einander nicht mehr zugerechnet werden. Sehr<br />

schnell wird sich dann die Tendenz durchsetzen, auf Kosten anderer den eigenen Aufwand<br />

zu minimieren. Eine große Unwirtschaftlichkeit und Vergeudung wäre die Folge.” (Binswanger<br />

2009 S. 194)<br />

Das ist die Idee der Leistungsgesellschaft. Wer sät, soll auch ernten. Auch diese Idee ist aus<br />

der Einsicht in die menschliche Unvollkommenheit geboren, wie Binswanger darlegt: Angesichts<br />

einer Gelegenheit werden wir schwach. Wir geraten in den Konflikt zwischen unserem<br />

individuellen Interesse am Ertrag und der höheren Einsicht in den fremden Aufwand. Das<br />

Eigentum ist die mit Macht ausgestattete Institution, die diesen Konflikt zu überwinden hilft.<br />

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