Die ausführliche Version als pdf - Futur III
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Kapitel 4: Scheinlösungen<br />
4.1 Inseln der Vernunft<br />
Eine „Insel der Vernunft” ist der Versuch, innerhalb eines unvernünftigen Systems eine vernünftige<br />
Korrektur vorzunehmen, ohne dabei das System infrage zu stellen:<br />
• Man hofft, mit einer Korrektur die Wohltaten erhalten und die Probleme loswerden zu<br />
können (Omelett und Ei).<br />
• Man fühlt sich provoziert und möchte jemanden für seine Unvernunft strafen.<br />
• Man meint, das Ei des Kolumbus gefunden zu haben, und wird gegenüber dem eigentlichen<br />
Problem unkritisch.<br />
• Man möchte aktiv vom eigentlichen Problem ablenken.<br />
Inseln der Vernunft sind „systemfremd”, das bedeutet, dass sie gegen die eigentliche Energie<br />
des Systems gerichtet sind. Es ist ein Schwimmen gegen den Strom – eine grandiose<br />
Energieverschwendung. Letztlich ist es ein „Herumdoktern an Symptomen”. Und meistens<br />
mit horrenden finanziellen und gesellschaftlichen Kosten verbunden. Wichtig sind manche<br />
dieser Inseln für die langsame Bewusstseinsbildung. Sie legen den Finger in die Wunden<br />
unseres Gesellschaftssystems. Aber man sollte sie nicht mit einer Lösung verwechseln.<br />
Hier sind nur einige Beispiele:<br />
Sozialismus<br />
Der Sozialismus ist eine der größten Inseln der Vernunft, die in den vergangenen Jahrzehnten<br />
errichtet wurden. Er ist jedoch nicht am schlechten Menschen gescheitert, wie viele<br />
glauben, sondern daran, dass er für die gleiche Wachstumsstrategie die wesentlich schlechteren<br />
Rezepte angeboten hat <strong>als</strong> der Kapitalismus. Insofern ist die Aussage richtig, dass der<br />
Sozialismus gegen den Kapitalismus verloren habe, denn beide waren am gleichen unsinnigen<br />
Wettrennen beteiligt. Es ist nicht eine gute Idee, die schlecht durchgeführt wurde, sondern<br />
es ist Unsinn, Nichtwachstums-Ideale mit einer Wachstumsideologie zu verbinden. Deshalb<br />
musste im Sozialismus dauernd an die Vernunft appelliert werden – genauso wie heute<br />
im Kapitalismus. Mittlerweile ist der Mensch sogar für den Kapitalismus zu schlecht ...<br />
Mindestlohn<br />
Geht völlig an den Prinzipien des Marktes vorbei und wird deshalb in einer Marktwirtschaft<br />
erfolglos bleiben. <strong>Die</strong> eigentliche Frage ist ja, warum es Stellen gibt, die übergut entlohnt<br />
werden, und warum es Verzweifelte gibt, die jeden Lohn akzeptieren müssen. <strong>Die</strong> Forderung<br />
nach einem Mindestlohn verdeckt das eigentliche Problem: Es gibt einen Arbeitskraftüberschuss<br />
aufgrund einer übermäßigen Produktivitätssteigerung, und angesichts dieses Überangebotes<br />
von Arbeitskräften niedriger Qualifikation geht der Preis nach unten. Daran wird ein<br />
Mindestlohn nicht das geringste ändern, und er wird genau das bewirken, was seine Kritiker<br />
schon jetzt prophezeien: <strong>Die</strong> Abwanderung der Arbeitsplätze in andere Länder.<br />
Beschäftigungsquoten für ältere Arbeitnehmer (Rente mit 67)<br />
Ein gerade (Januar 2012) ganz aktuelles Thema: <strong>Die</strong> Rente mit 67 soll die Rentenkasse entlasten,<br />
indem der Rentenbezug um zwei Jahre hinausgeschoben wird und gleichzeitig die<br />
Beitragszahler zwei Jahre länger einzahlen. Dagegen wenden Sozialpolitiker ein, dass für<br />
ältere Arbeitnehmer gar nicht genug Arbeitsplätze zur Verfügung stehen – die Rente mit 67<br />
verlängere für viele Arbeitnehmer nur die Arbeitslosigkeit vor der Rente und führe somit faktisch<br />
zu einer Rentenkürzung. Der „Ausweg” lautet: Es müsse Beschäftigungsquoten für Arbeitnehmer<br />
über 60 geben ... und auf wessen Kosten geht das? Richtig, auf Kosten der Arbeitnehmer<br />
unter 60, die dann statt dessen arbeitslos werden. Dadurch wird nicht ein einziger<br />
Arbeitsplatz, sondern nur eine Existenzberechtigung für Verwaltungsbeamte geschaffen.<br />
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