Die ausführliche Version als pdf - Futur III
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Meine Euphorie hat aber deutlich nachgelassen, <strong>als</strong> ich feststellte, dass immer mehr gewerbliche<br />
Händler ebay nutzen.<br />
Volkswirtschaftlich ist das vordergründig alles richtig: Innovation verdrängt das Alte und<br />
schafft Neues mit mehr Produktivität, so dass die freigewordene Produktivität anderswo genutzt<br />
werden kann. Aber es gibt ja gar keine Bereiche mehr, wo man diese Produktivität nutzen<br />
kann! Man hat ja schon alles. Der lokale Handel ist doch auch ein Teil unserer sozialen<br />
Kultur. Und so finden die Läden keine Mieter mehr, die Leute keine Arbeit mehr, und die<br />
Viertel veröden. <strong>Die</strong> vordergründige volkswirtschaftliche Rechnung ist f<strong>als</strong>ch.<br />
3.4.3 Preisdruck<br />
Erst die Konzentration auf wenige große Anbieter und dann das Internet schafften tatsächlich,<br />
wovon die Marktwirtschaftler immer nur träumten: <strong>Die</strong> absolute Markttransparenz. Jeder<br />
kann heute alles zum günstigsten Preis kaufen. Früher war man gar nicht in der Lage, in<br />
endlicher Zeit alle Preise zu erfahren, und Versand war teurer. Absolute Preistransparenz<br />
weckt jedoch die Schnäppchengier der Konsumenten und begünstigt immer geringere Margen.<br />
Das erhöht den Kostendruck der Anbieter, die damit ihrerseits ihre Produktivität steigern<br />
müssen. Ein weiterer Teufelskreis.<br />
3.4.4 Mobilität<br />
Das Internet fördert die Mobilität. Je internationaler die Kontakte, desto mehr nimmt auch<br />
das Reisen zu. Je mehr im Internet bestellt wird, desto mehr Ware wird auf den motorisierten<br />
Weg gebracht, in immer kleineren Päckchen. Nespresso-Tabs, Fachbücher, Babywäsche,<br />
...<br />
3.4.5 Ressourcenverbrauch<br />
Bereits heute verbraucht allein das Internet etwa genauso viel Energie wie der weltweite<br />
Flugverkehr (laut Freiburger Ökoinstitut in einem Artikel der Welt), Tendenz stark steigend.<br />
Mobile Computing, die „Cloud” mit ihren globalen Rechenzentren und die generelle Zunahme<br />
von digitalen Aktivitäten und digitalen Nutzern werden hauptsächlich zu diesem Anstieg beitragen.<br />
3.4.6 Anonymität und Identität<br />
Das Internet funktioniert <strong>als</strong> großes Nachschlagewerk prima, aber es hat ein Problem <strong>als</strong><br />
soziales und wirtschaftliches Medium, weil es kein Konzept für Anonymität versus Identität<br />
hat. Anonymität führt zur Verantwortungslosigkeit, Identität zur Speicherung von Profilen,<br />
und an diesen Problemen könnte es zerbrechen. „»Vielleicht«, meint Internetexperte Deibert<br />
pessimistisch, »werden wir eines Tages auf die 1990er und 2000er Jahre zurückschauen <strong>als</strong><br />
jene kurze Ära, in der wir frei kommunizieren und von überall her unsere Informationen beschaffen<br />
konnten.«” (DIE ZEIT, „<strong>Die</strong> Lauschfabrikanten”, 13.10.2011)<br />
Anonymität ist ein Problem<br />
Betrug, Kinderpornografie, Mobbing, Spam, Vorspiegelung f<strong>als</strong>cher Identität, Spionagesoftware,<br />
Viren, Hacker, Facebook-Parties ... Moderne Techniken des Internet laden geradezu<br />
zur Destruktivität ein, weil zwei wichtige klassische Barrieren fehlen: Aufwand und menschliche<br />
Plausibilitätsprüfungen. Dem wird versucht, mit immer mehr Technik Herr zu werden.<br />
Identität ist ein Problem<br />
Gezielte Werbung, Bewegungsprofile, peinliche Enthüllungen alter Partyfotos beim Bewerbungsgespräch,<br />
Zensur und Überwachung in China ... Es gibt kein Geheimnis, und es gibt<br />
kein Vergessen. Das Internet vergisst nicht. <strong>Die</strong> Menschheit hat aber ein Recht darauf zu<br />
vergessen.<br />
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