Die ausführliche Version als pdf - Futur III
Die ausführliche Version als pdf - Futur III
Die ausführliche Version als pdf - Futur III
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
sind, gibt es keine analoge Belastung für die spezifischen Risiken und Kosten der Atomenergie.<br />
• Energie- und Stromsteuer-Ermäßigungen: Unternehmen, vor allem des produzierenden<br />
Gewerbes, haben im Rahmen der Energie- und Strombesteuerung Anspruch auf<br />
umfangreiche Sonderregelungen.<br />
• <strong>Die</strong>nst- und Firmenwagenprivileg<br />
• Nichtbesteuerung von Kerosin und die Mehrwertsteuerbefreiung internationaler Flüge<br />
• Steuerliche Begünstigung von <strong>Die</strong>selkraftstoff<br />
Das deutsche Steuersystem ist damit ein einziger Anreiz, die Arbeitsproduktivität noch weiter<br />
zu steigern.<br />
3.2.4 Gesundheitssystem<br />
Zu diesem Thema hat Walter Krämer 1989 das meiste schon gesagt. Es ist sonnenklar, dass<br />
die moderne Medizin nur teurer werden kann, denn sie kennt ebenso wie die moderne Wirtschaft<br />
kein Maß. Solange wir sterblich sind, wird jede geheilte Krankheit, jedes gerettete<br />
Menschenleben nur eine weitere Krankheit, einen weiteren Unfall ermöglichen, die wieder<br />
der Behandlung bedürfen, bis wir am Ende endlich abtreten dürfen. Auch diesen Kampf kann<br />
man nicht gewinnen. Wir können zwar die Lebenserwartung immer weiter erhöhen, aber der<br />
Preis dafür steigt exponentiell an, denn die Zeiten billigen Medizinfortschrittes sind schon<br />
lange vorbei. „Wir müssen uns entscheiden, ob wir dem Leben Jahre oder den Jahren Leben<br />
geben.” (Krämer 1989 S. 252)<br />
Wir versuchen, den Schrecken des Todes und der Hilflosigkeit aus unserem Leben zu bannen:<br />
• Etwa 100 Rettungshubschrauber gibt es in Deutschland. Ein Rettungshubschrauber<br />
vom Typ BK 117 kostet mit kompletter Ausrüstung etwa vier Millionen Euro, eine<br />
Einsatzminute wird den Krankenkassen zu 45 Euro in Rechnung gestellt<br />
(www.christoph-1.de/faq.html, 14.10.2011).<br />
• Wer in München U-Bahn fährt, kann sich sicher fühlen, zumindest was den plötzlichen<br />
Herztod angeht: Sogenannte Defibrillatoren hängen in mehreren Dutzend U-<br />
Bahnhöfen. Mit ihnen kann jeder Laie bei einem plötzlichen Herzversagen Elektroschocks<br />
verabreichen, was nachweislich schon zehn Leben gerettet hat (Müncher<br />
Merkur, 23.11.2009). Ein Defibrillator kostet etwa 1.000 Euro, das Programm wird<br />
ausgeweitet.<br />
• usw.<br />
Echter Schrecken und Hilflosigkeit sehen allerdings anders aus: Auschwitz und Srebrenica<br />
sind die Orte, deren Erwähnung uns bleich werden lassen sollte, nicht die Autobahnabfahrt<br />
oder der Münchner U-Bahnhof.<br />
<strong>Die</strong> medizinischen Leistungen haben sich zu einem großen Teil in eine Richtung entwickelt,<br />
wo entweder der Konsumcharakter dominiert, an „Details” gearbeitet wird oder aber die letzten<br />
Lebensmonate verlängert werden. Selten gelingt einmal ein „Durchbruch”, und wenn,<br />
dann kostet er viel Geld – und macht nur Platz für die nächste Krankheit, die des Durchbruches<br />
bedarf. In den 50er Jahren wurde der „Medizinkonsum” schlicht und ergreifend dadurch<br />
gedeckelt, dass für den Patienten „wenig zu holen war”: Der Leistungskatalog kannte die<br />
meisten der Wunderdinge nicht, die heute die Budgets belasten.<br />
Prävention erscheint vielen <strong>als</strong> kostensparender Königsweg. Doch das kann nur dann viel<br />
Geld sparen, wenn man einerseits während des „prallen Lebens” Krankheiten verhindert und<br />
dadurch die Lebensfreude erhöht, am Lebensende aber nicht auf Teufel komm raus behandelt.<br />
Sonst passiert das gleiche wie bei ökologischen Innovationen: Das gesparte Geld wird<br />
lediglich für eine andere medizinische Leistung ausgegeben, und die Kosten der Prävention<br />
63