Die ausführliche Version als pdf - Futur III

Geldvernichtung
Geld kann auf drei verschiedenen Wegen wieder verschwinden (danke, Michael):
Durch Abbezahlen eines Kredites (das Gegenteil der Geldschöpfung), durch Konkurs
(Streichung von Schulden und Forderungen in gleicher Höhe) und durch Inflation
(nomineller Erhalt, aber realer Wertverlust = Reduzierung der mit einem Geldbetrag
verbundenen Hoffnung).
Das alles ist nicht unlauter, denn schließlich ist Geld so oder so „nur” Hoffnung auf zukünftige
Leistungserbringung. Welche Form das Geld hat, ist egal. Statt zu sagen: „Die Geldmenge
wächst”, kann man auch sagen: „Die Hoffnung auf zukünftige Leistungserbringung wächst”,
und da Kredite ja nicht einfach so, sondern (eigentlich) nur nach strenger Prüfung und gegen
Sicherheiten vergeben werden, entspricht der umlaufenden Bargeld- und Buchgeldmenge
auch irgendwo ein realer Wert in der Welt. Die Kreditmenge ist letztlich begrenzt durch
die akzeptierten Sicherheiten.
Die Firma FlowTex ist das berühmteste deutsche Beispiel für Betrug, wo Unternehmer immer
die gleichen teuren Maschinen mit jeweils „anderen” gefälschten Seriennummern als Sicherheit
für neue Kredite angegeben haben. Aber das sind eher Ausnahmen.
Die Leistungsverpflichtung des Kreditnehmers gegenüber seiner Bank verteilt sich über das
Geld im ganzen System, indem der Kreditnehmer die Leistungen anderer Firmen in Anspruch
nimmt. Mit immer mehr Krediten pumpen die Banken immer mehr Leistungshoffnung und
-verpflichtung in das System. Die mit dieser Hoffnung hergestellten, immer größeren Waren-
und Dienstleistungsmengen nennen sich Wirtschaftswachstum. Wenn zuviel Hoffnung im
System kursiert, weil Banken zu wenig Sicherheiten für ihre Kredite akzeptiert, also Geld
buchstäblich „für Nichts” geschaffen haben, neigen die Geldanleger zur Spekulation, d. h.
Geschäfte werden ohne gute wirtschaftliche Grundlage gemacht, weil sich Gelegenheiten
bieten, und es steigt die Bereitschaft, höhere Preise zu zahlen. Inflationsgefahr droht. Aufgabe
der Zentralbanken ist es dann, Hoffnung abzuziehen, also die Geldmenge nach und
nach zu reduzieren, indem sie den Leitzins erhöhen. Allerdings greift dieses Instrument
kaum. Geeigneter wäre eine direkte Beeinflussung der Geldmenge. Tatsächlich erhöhen die
Zentralbanken die Geldmenge permanent und reduzieren sie praktisch nie.
Ein Kredit ist somit ein Mittel für mehr Wachstum und seine Beschleunigung: Man möchte
eine Leistung früher in Anspruch nehmen als aufgrund des eigenen Ersparten möglich ist,
mit dem Ziel, früher ein bestimmtes Ziel zu erreichen.
Folgende Punkte führten dann zu unserer Finanzkrise:
• Staatsanleihen gelten (galten) als sehr sichere Kredite. Mit einer Staatsanleihe als Sicherheit
bekommt man immer Zentralbankgeld. Der Besitz einer Staatsanleihe ist für
Banken also eine Basis, mit der sie Kredite decken können. Eine hohe Staatsverschuldung
ist somit per se wachstumsfördernd. Und Staatsanleihen werden (wurden) eher
unkritisch gekauft, weil sich niemand vorstellen kann (konnte), dass ein Staat pleite
gehen kann.
• Sicherheiten können sich als wertlos entpuppen. Dies ist insbesondere bei amerikanischen
Immobilien der Fall gewesen. Solange alle an die Wertsteigerung der Immobilien
glaubten, wurden immer neue Kredite vergeben. Irgendwann wurde deutlich,
dass der Gegenwert einer Immobilie eigentlich nur in einem Haufen Sand, Stein und
Holz besteht, und Millionen von Amerikanern wurde deutlich, dass sie statt einer
wertvollen Immobilie einen Haufen Luft gekauft hatten. Es fand ein irreparabler Hoffnungsverlust
statt.
• „Moderne Finanzprodukte” sind abstrakt gebündelte Hoffnungen, die mitunter zu
noch abstrakteren Hoffnungen weitergebündelt oder auch wieder geteilt wurden.
Rein theoretisch nichts Schlimmes, denn Hoffnung bleibt Hoffnung. Nur konnte man
häufig nicht mehr erkennen, was denn konkret hinter dieser oder jener Hoffnung
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