Die ausführliche Version als pdf - Futur III
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Das System ist unruhig: Im Kapitalismus findet eine ständige Verdichtung, Bereinigung, Umschichtung<br />
statt, die alle immer wieder zum Umdenken zwingt. Krankheiten nehmen zu: Aggression,<br />
Depression, AHDS, Neurodermitis, Allergien, Burnout, ...<br />
3.1.10 Sie ist demokratiefeindlich<br />
Wirtschaftliche Macht ist größer <strong>als</strong> demokratische Macht<br />
Das Privatwirtschaftliche ist politisch geworden. Wir akzeptieren, dass im privatwirtschaftlichen<br />
Bereich mittlerweile Strukturen (nicht nur Konzerne) entstanden sind, die größer sind<br />
<strong>als</strong> die demokratischen Institutionen, und deren Machtausübung sich nicht nur jeder demokratischen<br />
Kontrolle entzieht, sondern sogar gegen die Demokratie wendet. Parallel zum öffentlichen<br />
Sektor hat sich ein viel größerer privater Sektor entwickelt, der nicht demokratisch<br />
kontrolliert wird, aber ein viel größeres Machtpotential hat. Das ist in einer Demokratie, deren<br />
Ziel Machtbegrenzung ist, nicht akzeptabel.<br />
Der Staat wird somit in die Defensive gedrängt. <strong>Die</strong> Frage der wirtschaftlichen Existenz des<br />
einzelnen Menschen ist so beherrschend geworden, dass man von staatlichen Entscheidungen<br />
mittlerweile weniger betroffen ist <strong>als</strong> von Unternehmensentscheidungen. Das Argument<br />
„Arbeitsplätze” beendet auch im Parlament jeden Ansatz einer Diskussion. <strong>Die</strong> staatlichen<br />
Institutionen haben faktisch keine Gestaltungsmacht mehr, weil das Thema Wachstum sakrosankt<br />
und absolut dominant ist.<br />
Dem Staat werden zudem zu viele Leistungen abverlangt. Insbesondere muss er die finanziellen<br />
Folgen der Arbeitslosigkeit tragen. <strong>Die</strong> Globalisierung schwächt den Staat aber auch<br />
dadurch, dass er immer mehr und immer schneller Analyse-, Abstimmungs- und Statistikleistungen<br />
erbringen soll, immer neue Bundesämter und -institute, bei immer schlechterer Finanzierung.<br />
Der Staat soll bereits heute das leisten, worum sich die Privatwirtschaft nicht zu<br />
kümmern braucht: Sparsames Wirtschaften, kein Gewinn, ökologisches und soziales Handeln.<br />
Das Autoritäre der Wirtschaft wird zum Maß für die Demokratie<br />
Der demokratischen Gesellschaft wird nicht mehr zugetraut, dass sie die Probleme lösen<br />
kann: Zu langsam, zu wenig effizient, zu weich. <strong>Die</strong> demokratischen Institutionen hinken der<br />
Wirtschaft hinterher. Der Druck des Marktes ist so hoch, dass normale parlamentarische Prozesse<br />
zu langsam sind. Doch das liegt eher daran, dass die Schnelligkeit, Effizienz und Härte<br />
der Wirtschaft, die auf demokratische Prozesse keine Rücksicht nehmen muss, mittlerweile<br />
das Maß aller Dinge geworden ist. Der Ruf nach „unabhängigen” Experten aus der Wirtschaft<br />
wird lauter, was letztlich eine Entdemokratisierung bedeutet. Wie früher, <strong>als</strong> die Stimmen der<br />
Besitzenden und Leistungsstarken mehr wert waren <strong>als</strong> die der Besitzlosen.<br />
Aufgrund ihrer Schwächung erhält die Demokratie immer mehr höfische oder autoritäre Elemente.<br />
Wir suchen im Politiker mehr und mehr den weisen und gütigen Monarchen, dessen<br />
privates Hofleben unser etwas banales Leben über die Presse mit Glanz und Gloria versorgt,<br />
oder den Politiker mit Ellbogenmentalität, der sich durchsetzen kann. Beides ist nicht im Sinne<br />
der Demokratie.<br />
Korrumpierung von Politikern<br />
Missverhältnisse im Politikbetrieb: Bereits angesichts von eher unbedeutenden Möglichkeiten,<br />
dem eigenen Wahlkreis wirtschaftliche Vorteile zu verschaffen, bremsen Politiker große politische<br />
Projekte. Korruption blüht sowohl innerhalb der Wirtschaft <strong>als</strong> auch für politische Zwecke:<br />
Bestechung, Lobbyismus sowie Wechsel aus der Politik in die Wirtschaft nehmen den<br />
gewählten Repräsentanten und Parteipolitikern ihre Kritikfähigkeit. Interessenkonflikte werden<br />
gar nicht mehr <strong>als</strong> solche wahrgenommen, weil die beruflichen Ziele an die privaten angeglichen<br />
werden.<br />
Beraterkratie<br />
Weil man <strong>als</strong> Politiker vieles nicht mehr so richtig versteht, benötigt man Berater, die sich<br />
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