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Die ausführliche Version als pdf - Futur III

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Ein Max-Planck-Institut allein nützt noch nicht viel. Wer Hochtechnologie haben möchte, benötigt<br />

viele Universitäten und Forschungseinrichtungen, aufwendige Messapparaturen, Reinräume,<br />

Sequenzierer, Elektronensynchrotrone, Hochleistungsrechner, Satelliten, GPS, Suchmaschinen,<br />

Datenbanken, Fachbibliotheken, ... Und damit entsprechend hochproduktive und<br />

spezialisierte Zulieferer. Alle diese Leute werden erwarten, dass sie abends mit dem Elektroauto<br />

in ihr Passivhaus fahren dürfen, um dort ihre multimediale Welt genießen zu können.<br />

Hochqualifizierte Forscher reisen zu Kongressen, Workshops und Diskussionsveranstaltungen<br />

rund um die Welt.<br />

Ebenso ist ein modernes Unternehmen alleine nicht viel wert. Wer hochproduktive Unternehmen<br />

haben möchte, benötigt viele davon, die sich gegenseitig das liefern, was sie brauchen:<br />

Roboter, Fertigungsstraßen, CNC-Maschinen, Computer, Software, Mobilfunktechnik,<br />

Digitalkameras, Pneumatik, Hydraulik, ... Hier reisen die Ingenieure, Berater und Verkäufer<br />

durch die Welt, zu Firmen, Meetings, Präsentationen, Wartung, Maschinenausfällen.<br />

Indirekte Tätigkeiten<br />

Es müssen sehr viele Tätigkeiten finanziert werden, die nur noch sehr indirekt zur Wirtschaftsleistung<br />

beitragen, wenn überhaupt. Weil Wirtschaft, Technik, Politik so komplex geworden<br />

sind, benötigen wir viele hochbezahlte Experten, die im wesentlichen denken und<br />

reden und somit von allen anderen ernährt und versorgt werden müssen. Alle Wirtschaftsinstitute<br />

und Regierungsberater leben von der Komplexität der globalen Wirtschaftswunderwelt.<br />

Wissenschaftler treiben mit viel Aufwand die Grenzen des Unerforschten immer weiter<br />

hinaus. Firmen finanzieren Berater mit üppigen Tagessätzen, die ihnen erklären, wie sie ihren<br />

Laden besser organisieren. Verkäufer erhalten fette Provisionen dafür, dass sie anderen<br />

Verkäufern zuvorkommen. Marketingstrategen überlegen sich, wie sie neue Produkte in den<br />

Markt drücken können. Ingenieure erklären in tagelangen Schulungen die Maschinen, die sie<br />

konstruiert haben.<br />

Wirtschaftliche Blindleistungen<br />

<strong>Die</strong> unproduktivsten Tätigkeiten sind diejenigen, die wirtschaftliche Blindleistungen erzeugen.<br />

Eine wirtschaftliche Blindleistung liegt vor, wenn einem Entgelt ein unangemessen niedriger<br />

realwirtschaftlicher Wert gegenübersteht. Dazu gehören neben der klassischen Aktien-<br />

Spekulation vor allem zwei Bereiche: Immobilien und Marketing.<br />

• Überhöhte Mieten und Immobilienpreise sind eine volkswirtschaftliche Verschwendung<br />

ersten Ranges, weil die realwirtschaftliche Leistung (Bau bzw. Unterhalt einer<br />

Immobilie) häufig nur einen Bruchteil des Preises ausmacht. Der Rest ist Blindleistung,<br />

Geld ohne Gegenleistung. Für die Steigerung der Attraktivität von Immobilien<br />

sind fast immer andere verantwortlich <strong>als</strong> diejenigen, die das Geld dafür einstreichen.<br />

• Marketing bewirkt im wesentlichen ein Verschieben von Kaufentscheidungen von links<br />

nach rechts, von Anbieter A zu Anbieter B oder von Produkt A zu Produkt B. <strong>Die</strong><br />

Summe der produzierten Güter bleibt gleich, die Gesellschaft wird nicht reicher, sondern<br />

ärmer, weil sie die Leute im Marketing über Produktpreise finanzieren muss.<br />

Lebenslanges Lernen<br />

Lebenslanges Lernen ist ein Schönreden der Tatsache, dass es heutzutage nicht mehr reicht,<br />

einen Beruf zu erlernen und auszuüben, sondern dass man diesen Anlauf gegebenenfalls<br />

mehrfach unternehmen muss, weil der erlernte Beruf gerade nicht gefragt oder inzwischen<br />

ausgestorben ist. Fortwährende Weiterbildung, erzwungen durch technischen Fortschritt, ist<br />

kein Wert an sich, sondern volkswirtschaftlicher Aufwand, der bezahlt werden muss. Je öfter<br />

wir die eine oder andere Schul- und Fortbildungsbank drücken, desto weniger arbeiten wir,<br />

das Verhältnis von Ausbildung zu Anwendung wird immer schlechter. Der positiv verbrämte<br />

Begriff des lebenslangen Lernens dient nur der Verschleierung der tatsächlichen Unproduktivität.<br />

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