Die ausführliche Version als pdf - Futur III
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Überall Barcodes, eindimensional, zweidimensional. Auf jeder Paketsendung mittlerweile fast<br />
im Dutzend zu haben. Manche Getränkeverpackungen sind auf einer Seite nur noch Barcode.<br />
Geht schneller an der Kasse.<br />
Das Straßenbild wird von Autos beherrscht – fahrend, wartend, parkend.<br />
Akustisch<br />
Der Lärm von Motorrollern, Motorrädern, Autos. Das Piepsen von Computerkassen, Bimmeln<br />
von Mobiltelefonen, Grölen von Party-Touristen. Laubsauger, Kehrmaschinen, Rasenmäher,<br />
Mähdrescher, Trecker. Motorboote. Kilometerweit links und rechts einer Autobahn das Sausen<br />
des Verkehrs. Fluglärm, Zuglärm.<br />
Materiell<br />
Einwegverpackungen, Kaffeebecher, PET-Flaschen, Warmhalteboxen. Alles ist mittlerweile<br />
eingeschweißt. Folien <strong>als</strong> Spanngurte, Folien <strong>als</strong> Abdeckung, Folien <strong>als</strong> Unterlage. Plastikmöbel<br />
in jedem Baumarkt. Pressspan mit Kieferoptik. Laminat mit Buchenoptik. Styropor-Stuck.<br />
Alles Plastik. Kein echtes Material mehr, nur noch gepresste Krümel, gestanzte Lieblosigkeit<br />
und verschweißte Unwartbarkeit. Man kann nichts mehr reparieren, weil man an nichts mehr<br />
herankommt und keine Ersatzteile mehr erhält – oder nur zu utopischen Preisen. Da ist ein<br />
niedriger Preis dann auf einmal hinderlich.<br />
3.1.9 Sie ist menschenfeindlich<br />
Produktivitätssteigerung ist kein Wert an sich, sondern soll die Lebensqualität erhöhen. Aber<br />
das ist jetzt vorbei. Nachdem wir auf der Suche nach einer immer höheren materiellen Lebensqualität<br />
die Produktivität und damit den Konsum immer weiter gesteigert haben, stellen<br />
wir fest, dass die immaterielle Lebensqualität immer stärker darunter leidet.<br />
Offensiv dominiert defensiv<br />
Das persönliche Optimum der beiden Lebensqualitäten ist sehr verschieden, der eine will<br />
mehr Konsum, der andere weniger. Das Problem ist, dass die Konsumfreudigen ganz klar die<br />
weniger Konsumfreudigen dominieren, weil Konsum nicht nur privat stattfindet: Autos, Flugzeuge,<br />
mobile Kommunikation, Restaurants, Laubsauger, iPods, Bierflaschen und Werbung<br />
besetzen den öffentlichen Raum und vermüllen ihn optisch und akustisch. Wer es weniger<br />
laut, weniger grell, weniger groß, weniger dreckig möchte, hat keine Chance – er wird nicht<br />
gefragt und hat in dieser Hinsicht auch keine Rechte.<br />
Der Straßenverkehr ist ein Feld der Aggression, weil die Bedürfnisse zu unterschiedlich sind.<br />
<strong>Die</strong> einen verwenden möglichst produktive Technik, die anderen menschliche Technik. Aber<br />
die einen erhalten mehr Raum, und auch hier dominieren wieder die Stärkeren. <strong>Die</strong> Ampeln<br />
wurden nicht aufgestellt, um die Schwächeren zu schützen, sondern um den Stärkeren freie<br />
Fahrt zu gewährleisten. Mittlerweile muss man dauernd gegen irgendetwas Widerstand leisten,<br />
weil die Schnellen und Starken wieder irgendetwas wollen. Und die Sparsamen bezahlen<br />
den Konsum der Prasser über die öffentliche Infrastruktur mit.<br />
Wirtschaft <strong>als</strong> Krieg<br />
Produktivitätssteigerung macht die Marktwirtschaft selbst zu einem Schlachtfeld: Menschen<br />
werden zu Kostenfaktoren, Firmen zu Gegnern, Liquidität zur Waffe, der Markt zum strategischen<br />
Feld. <strong>Die</strong> Sprache wird unmenschlich. Berater und Vorstände teilen sich die Verantwortung<br />
auf, so dass keiner sie mehr hat, und fusionieren, zerschlagen, bauen Personal ab und<br />
glänzende Renditen auf – und haben schon lange vergessen, dass die Wirtschaft dem Menschen<br />
dienen soll. Mitarbeiter werden bedroht, erpresst, bespitzelt und leisten aus Angst um<br />
den Arbeitsplatz keinen Widerstand.<br />
Schon heute sind viele Menschen mit den Bedingungen in der sogenannten freien Wirtschaft<br />
überfordert: Arbeitsprozesse und Computerprogramme werden immer komplexer, und die<br />
Auslastung hochproduktiver Arbeitsplätze erfordert immer mehr Flexibilität. Immer weniger<br />
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