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Die ausführliche Version als pdf - Futur III

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• Wir besitzen leider nicht die Ökoeffektivität der Ameisen und sind nicht in der Lage,<br />

iPhones und Flugzeuge mit Zuckerkrümeln oder püriertem Grünfutter zu betreiben.<br />

Bislang sieht es nicht so aus, <strong>als</strong> könnte man einen Gelatine-Akku oder eine Holz-<br />

Turbine bauen, d. h. für moderne Technologie benötigt man Materialien hoher Festigkeit<br />

und Leichtigkeit, Elektronik, elektrische Energie und (vor allem in Turbinen) die<br />

unerreichte Energiedichte von Kohlenwasserstoffen. Moderne Technologie ist zu<br />

schnell, zu kraftvoll, zu komplex. <strong>Die</strong> belebte Natur hat solche Materialien nicht im<br />

Programm, d. h. es bleibt bei den meisten modernen Produkten nur Upcycling <strong>als</strong> Option,<br />

nicht die Kompostierung.<br />

• Upcycling für moderne Technologie ist sehr aufwendig, insbesondere wenn viele Substanzen<br />

auf engem Raum miteinander vermischt sind, wie bei Elektronik. Grundsätzlich<br />

ist es denkbar. Der Punkt ist eher: Es ist schlicht zu aufwendig. Es wird HiTech-<br />

Produkte so teuer machen, dass man die Lust verliert, sie zu nutzen. Es benötigt Arbeitszeit<br />

und vor allem Energie, und gerade letztere wird mit der Energiewende allem<br />

Erwarten nach nicht billiger, sondern teurer.<br />

Anmerkung: Einwände von Kritikern, die Entmischung von Substanzen beim „Upcycling”<br />

widerspreche dem Zweiten Hauptsatz der Thermodynamik, halte ich für nicht<br />

stichhaltig, denn die Erde ist kein geschlossenes Energiesystem. Wir erhalten ständig<br />

Energie von der Sonne, die wir durchaus dazu nutzen könnten, vermischte Substanzen<br />

wieder fein säuberlich zu trennen. <strong>Die</strong> Erde ist ja auch nicht trennscharf: Silizium,<br />

Metalle und Erdöl liegen nicht in Reinstform herum, sondern werden <strong>als</strong> Sand, Erz<br />

oder schmutzige Brühe gefördert und dann zu fast reinen Substanzen raffiniert.<br />

• Viel moderne Technologie basiert mittlerweile auf Herstellungsverfahren, die in Teilen<br />

der Natur abgeschaut sind, und genau dieses „in Teilen” ist das Problem: Es sind „intelligente”<br />

Verbundwerkstoffe aus verschiedensten Materialien, die ineinander verschmolzen,<br />

verklebt, verpresst sind und sich nur mit viel Mühe wieder auseinanderfieseln<br />

lassen. <strong>Die</strong> Umweltbewegung ist daran nicht unschuldig: Der Wunsch nach „Ökoeffizienz”<br />

führte zur Suche nach leichteren und gleichzeitig stabileren Materialien,<br />

meistens mit dem Ziel, Gewicht und damit Treibstoff zu sparen. Während sich <strong>als</strong>o<br />

eine Ju52 oder ein 2CV noch mit einem Satz Schraubenschlüssel vollständig demontieren<br />

lassen, ist das mit einem A380 oder einem modernen Benz nicht mehr der Fall.<br />

Auf solche Produkte muss man dann entweder verzichten – oder man baut wieder<br />

nach altem Schema, denn Bio-<strong>Die</strong>sel darf man dann ja wieder zum Wohle der Natur<br />

verschwenden ...<br />

• Bei allen nichterneuerbaren Rohstoffen besteht eher das Problem der „übergroßen<br />

Verdünnung” <strong>als</strong> der Nicht-Recyclingfähigkeit: Metalle korrodieren und bröseln in die<br />

Gegend, Reifen haben Abrieb, der sich fein verteilt, beim Erhitzen gehen viele Substanzen<br />

zumindest teilweise in die Atmosphäre über und schlagen sich dann irgendwo<br />

nieder usw. Für Schadstoffe kennen wir dieses Problem schon heute: Feinverteilter<br />

Giftstaub ist ein viel größeres Problem <strong>als</strong> ein Klumpen Gift. Bildlich gesprochen: Ein<br />

hauchdünn über die Erde verteilter Film von Rohstoffen lässt sich nicht wirtschaftlich<br />

recyclen. Und solange wir keine Ameisen finden, die wir dressieren, solche Materialien<br />

zu fressen und in ihrem Ameisenhaufen solange anzureichern, bis wir den ausheben<br />

können, wird sich daran wohl nichts ändern.<br />

Wir haben <strong>als</strong>o weiterhin ein Energie- und ein Rohstoffproblem:<br />

• Wenn man einen A380 mit Bio-<strong>Die</strong>sel betanken möchte, braucht man viel Acker dafür.<br />

Das wird dann wohl eine recht exklusive Geschichte. Auch das Elektroauto frisst<br />

auf diese Weise Fläche. Es erscheint mir keine realistische (und auch unattraktive)<br />

Vorstellung, die Erdoberfläche für solche Zwecke mit Windrädern und Solarzellen zu<br />

pflastern. Ich bin überzeugt, dass wir die Prioritäten anders setzen werden.<br />

• Um die Kompostierbarkeit fast aller Produkte der Technischen, Digitalen und Kunststoff-Revolution<br />

ist es schlecht bestellt. Außer den Konzept-Papieren sehe ich derzeit<br />

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