Die ausführliche Version als pdf - Futur III
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sung <strong>als</strong> Person ist etwas sehr Schwerwiegendes, und somit reagieren wir häufig mit schwerem<br />
Geschütz: Wir verteidigen uns, geben Contra oder werden sogar aggressiv, obwohl eine<br />
unvoreingenommene Diskussion über die Kritik meistens weiter führen würde.<br />
Kränkungen können ihre Ursache insbesondere auch in Erlebnissen während Kindheit und<br />
Jugend haben, wenn Personen, zu denen wir ein nahes Verhältnis haben (müssen), uns direkt<br />
oder indirekt zurückweisen. In dieser sehr formbaren Zeit erfahrene Kränkungen wirken<br />
mitunter ein ganzes Leben lang.<br />
Vernunft (Rationalität)<br />
Vernunft ist die Fähigkeit, eine Situation unabhängig von den eigenen Befindlichkeiten (Interessen,<br />
Sehnsüchte, Ängste) zu betrachten, <strong>als</strong>o das Ich wegzulassen und die Sache „nüchtern”<br />
zu betrachten. Sie ist die fehlende Lust am Selbstbetrug und beinhaltet unter anderem<br />
die Fähigkeit, einen Prozess „unendlich weit in die Zukunft” zu denken, wo er einen schon<br />
lange nicht mehr betreffen wird.<br />
Unvernunft (Irrationalität)<br />
Unvernunft ist nicht das Gegenteil von Vernunft, sondern ihre Abwesenheit: Wer eine Situation<br />
nur mit den eigenen Interessen, Sehnsüchten und Ängsten betrachten kann, handelt<br />
unvernünftig.<br />
Gefühl (Emotionalität)<br />
Der Gegenpol von Vernunft ist Gefühl, nämlich die Einbindung des Ich in die Welt, die Betonung<br />
des persönlichen Befindens. Der Begriff „Pol” betont, dass immer beide Anteile vorhanden<br />
sind.<br />
<strong>Die</strong> Balance zwischen diesen verschiedenen Anteilen ist delikat und offensichtlich schwer zu<br />
halten. Sie ist im Gehirn nicht automatisch angelegt, sondern eine Übung, die erlernt werden<br />
muss, und es ist die derzeitige Tragik des Menschen, dass das Hauptaugenmerk dieses<br />
„Trainings” (auch Erziehung und Bildung genannt) eben nicht auf einer Meisterschaft in dieser<br />
Kunst liegt, sondern auf einem effizienten Fitmachen für den globalisierten Wettbewerb,<br />
was uns weiter weg vom Ziel führt.<br />
Rationalisierung<br />
Rationalisierung (im psychischen, nicht im wirtschaftlichen Sinne) ist der Versuch, eine Situation,<br />
die sehr wohl mit den eigenen Befindlichkeiten zu tun hat, künstlich „vernünftig” zu<br />
erklären, <strong>als</strong>o vom Ich abzutrennen und so zu tun, <strong>als</strong> hätte das mit einem selbst nichts zu<br />
tun. Vernünftig-logische Handlungsmotive werden <strong>als</strong> alleinige Beweggründe für Handlungen<br />
angegeben oder vorgeschoben. Gefühlshafte Anteile an Entscheidungen werden ignoriert<br />
oder unterbewertet (siehe Wikipedia, ich hab's nicht besser formulieren können).<br />
Technikgläubigkeit (Technophilie) ist eine besondere Form von Rationalisierung. Es ist die<br />
Glorifizierung der technischen Welt und ein Herunterspielen der Bedeutung der emotionalen<br />
und sozialen Welt.<br />
2.4.2 Konstruktivismus<br />
Grundsätzlich steht das Gehirn unter einem „Zwang”, ein Gedankensystem zu entwickeln,<br />
welches in sich stimmig ist, wo das Eine sinnvoll in das Andere greift, wo die Stellung der<br />
Dinge in der Welt sinnvoll definiert ist, wo Anfang und Ende einen Platz haben. Fehlende<br />
Stimmigkeit macht unser Gehirn krank, in einem ganz realen Sinne. Wenn die Stimmigkeit<br />
nicht durch die tatsächlichen Verhältnisse gegeben ist oder den eigenen Interessen zu stark<br />
widerspricht, dann greift das Gehirn „korrigierend” ein und baut sich seine eigene Welt: Es<br />
blendet störende Aspekte aus (Verdrängung, Verleugnung) und nimmt förderliche Aspekte<br />
auf (Wunschdenken, Aberglaube), und zwar so lange, bis das Bild wieder stimmt. Man nennt<br />
das Konstruktivismus. Wir benötigen eine logische Begründung für die innere Welt. Auch hier<br />
gibt es verschiedene Grade der Krankhaftigkeit.<br />
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