Die ausführliche Version als pdf - Futur III
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• Handwerk<br />
• Soziale und medizinische Berufe<br />
Kurz: Etwas zu erschaffen, zu erhalten und sozial zu sein, für das eigene Überleben und das<br />
Überleben der Gemeinschaft.<br />
6.5.2 Humanismus der Arbeit<br />
Derzeit lautet das Credo der Wachstumsgläubigen: Man darf nie nachlassen und mit dem<br />
Erreichten nie zufrieden sein, sonst fällt man gegen die Konkurrenz zurück. „Wer aufhört,<br />
besser zu werden, hat aufgehört, gut zu sein!” Das ist die absolute Perversion eines zutiefst<br />
menschlichen Zieles: Mit guter Arbeit Zufriedenheit zu erreichen. Aber warum kann denn<br />
Arbeit eigentlich zufrieden machen?<br />
• Sie erzeugt Unabhängigkeit.<br />
• Sie schafft über Kommunikation und wirtschaftlichen Austausch eine soziale Bindung<br />
und Sinn.<br />
• Sie ist Teil unseres Wechselspiels von Spannung und Entspannung. Auch deshalb ist<br />
das Beenden von Projekten so wichtig und die „ewige Unbeendetheit“ der Wachstumsideologie<br />
so schädlich.<br />
• Sie schafft Erfolgserlebnisse und damit Selbstvertrauen.<br />
• Sie gibt unseren Tagen und unserem Leben Struktur.<br />
Zu allen Zeiten der Welt hat er und bis ans Ende aller Tage wird der Mensch so viel arbeiten,<br />
dass er zufrieden ist. Das ist meines Erachtens praktisch eine Tautologie, <strong>als</strong>o ein Satz, der<br />
immer wahr ist, zumindest für einen Menschen, der Demut und Vernunft besitzt. Wir müssen<br />
in erster Linie unsere Grundbedürfnisse befriedigen. Aber kann denn der Mensch überhaupt<br />
der „Fron” entrinnen? Oder wird er nicht eher immer einen Teil des Lebens <strong>als</strong> lästig oder<br />
schwer oder unangenehm empfinden? Wonach suchen wir denn, wenn wir die Produktivität<br />
steigern? Offen gesagt, wir suchen Vielfältigkeit. Wenn man täglich zwölf Stunden ackern<br />
muss (im wahrsten Sinne des Wortes), ist das Leben weniger reich <strong>als</strong> wenn man nur sechs<br />
Stunden ackern muss und statt dessen auch noch andere schöne Dinge tun kann.<br />
6.5.3 Kultur und Produktivität<br />
Andere schöne Dinge. Fernsehen zum Beispiel? Oder Facebook ...? Das hängt von ihrer Bildung<br />
ab, und damit meine ich nicht ihren Schulabschluss, sondern ihre Qualitäten <strong>als</strong> ganzheitlicher<br />
Mensch. Mich langweilt Fernsehen, Facebook kenne ich gar nicht. Mich interessieren<br />
derzeit Kochen und meine eigene Konservenproduktion, ich lerne seit drei Jahren mühsam<br />
und mit Unterbrechungen Polnisch, ich gehe Rudern und ins Fitness-Studio, weil ich<br />
einen schwachen Rücken habe. Ich fahre mit dem Fahrrad auch die weitesten Strecken in<br />
Berlin. Manchmal gehen meine Frau und ich ins Kino oder ins Theater oder in eine Ausstellung.<br />
Ich treffe selten Freunde, zuwenig Zeit ;-)<br />
Worin besteht der Unterschied zu Fernsehen und Facebook?<br />
• Ich habe an diesen „produktivitätssteigernden, fremdbestimmten Kulturtechniken”<br />
kein Interesse, weil sie mich dem Eigentlichen entfremden. Sie sind Ersatz für das<br />
Echte. Das Fernsehen liefert mir nur vorgefertigte Bilder von der Welt. Facebook sind<br />
nicht meine Freunde, sondern nur Bilder davon. Radio hingegen ermuntert mich, eigene<br />
Bilder zu produzieren. Deutschlandfunk und Deutschlandradio gehören zu den<br />
wenigen Sendern, die noch Material dafür liefern.<br />
• <strong>Die</strong> meiste moderne Technik ist hässlich. Viel Kunststoff, unehrliches Material, furniert<br />
und verblendet. Dahinter alles nicht zuende gebracht. Es gibt Ausnahmen, die sind<br />
aber teuer. Je einfacher, desto teurer ... Und alles ist gleich. Absolut identisch. Wie<br />
uninteressant. Eine optische Monokultur.<br />
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