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Die ausführliche Version als pdf - Futur III

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Aber selbst wenn dies möglich wäre – der <strong>Die</strong>nstleistungssektor bietet keinen Ausweg aus<br />

der Ressourcen- und Produktivitätsfalle: <strong>Die</strong>nstleistungen haben sehr wohl einen großen potentiellen<br />

Produktivitätszuwachs durch „Reduktion auf das Wesentliche” (und damit Verlust<br />

des Eigentlichen) sowie Mechanisierung oder Computerisierung. Typische Beispiele sind Reinigungs-<br />

und Hauswartdienste, aber letztlich gilt es für alle <strong>Die</strong>nstleistungen, auch <strong>Die</strong>nste<br />

am Menschen (beispielsweise wird an lernfähigen Pflegerobotern gearbeitet, die die Einnahme<br />

von Pillen überwachen und den Menschen daran erinnern sollen, das nur nebenbei).<br />

• Durch die inhaltliche Fokussierung lohnen sich die Investitionen in Mechanisierung<br />

bzw. Motorisierung. Was sich für den nebenberuflichen Hauswart eines Hauses nicht<br />

lohnt, lohnt sich für den Hauswarts-<strong>Die</strong>nstleister, der das in Vollzeit macht, und für<br />

einen Service-Konzern mit Hunderten von Angestellten allemal: Laubsauger statt Besen,<br />

Kehrmaschine statt Schrubber, Schredder statt Axt. Dadurch ist man natürlich<br />

schneller – aber auch lauter, verbraucht mehr Energie und Rohstoffe und benötigt<br />

gegebenenfalls eine höhere Qualifikation.<br />

• <strong>Die</strong> höhere Schnelligkeit muss – man hat ja investiert – nun auch zur Anwendung<br />

kommen, um sich gelohnt zu haben, das heißt mehr Mobilität: Mit dem Auto fährt<br />

man von Kunde zu Kunde und verrichtet dort in kurzer Zeit das vereinbarte Serviceprogramm.<br />

Speziell beim Hauswart wird dann auch der Verlust augenfällig: Hat er früher neben den Reinigungstätigkeiten<br />

auch noch das Haus gehütet und den sozialen Zusammenhalt gefördert<br />

(mit allen Konsequenzen ...), die Mülltonnen überwacht und somit auch der Verantwortungslosigkeit<br />

entgegengewirkt, fällt das beim Servicedienst weg: Er kommt einmal in der Woche<br />

für 45 Minuten. Das Ergebnis ist billiger, aber auch schlechter.<br />

Andere <strong>Die</strong>nstleistungen führen allein durch ihre Ausweitung zu mehr Ressourcenverbrauch:<br />

Läden, die länger geöffnet haben, müssen beleuchtet und geheizt werden, mehr Personal<br />

fährt durch die Gegend, mehr Werbung ist notwendig usw.<br />

Der zweite Punkt – der unbegrenzte Konsum von <strong>Die</strong>nstleistungen durch den Konsumenten<br />

– ist ebenfalls äußerst zweifelhaft. Es gibt nämlich Menschen, die gar keine Lust haben, unbegrenzt<br />

<strong>Die</strong>nstleistungen zu konsumieren und sich statt dessen lieber selbst vielfältig betätigen.<br />

Das macht nämlich zufrieden. Sie brauchen keine Gassi-Führer, Stilberater, Wohnungseinrichter<br />

und derlei mehr. Das ist eher ein Verlust an Lebensqualität <strong>als</strong> ein Gewinn<br />

und dient häufig nur der eitlen Selbstbespiegelung derer, die schon alles haben, außer Zeit.<br />

„Mehr <strong>Die</strong>nste statt mehr Waren”: Das Problem ist das Mehr. Egal was man anbietet: Keine<br />

Ware und keine <strong>Die</strong>nstleistung ist ohne Ressourcenverbrauch zu haben.<br />

3.1.6 Sie führt zu Verantwortungslosigkeit<br />

Es gibt im Wirtschaftsleben verschiedene Spielarten, Verantwortungslosigkeit hervorzurufen.<br />

Hinter allen steht der Versuch, die Produktivität zu steigern.<br />

Aufteilung von Verantwortung durch Arbeitsteilung<br />

Der Bioladen kauft Obst ein, welches von weit her importiert wird, und überlässt die Entscheidung<br />

dem „mündigen Kunden”, ob er das kauft oder nicht. Der Kunde hingegen verlässt<br />

sich auf die scheinbare Integrität seines Bioladens und greift unbekümmert ins Regal. Das<br />

Ergebnis geteilter Verantwortung ist leider nicht doppelte Verantwortung, sondern Verantwortungslosigkeit<br />

– jeder verlässt sich auf den anderen.<br />

<strong>Die</strong> ganze Globalisierung basiert auf diesem Muster: Ich importiere etwas und interessiere<br />

mich nicht dafür, wie es entstanden ist. Ich exportiere etwas und interessiere mich nicht<br />

dafür, wie es verwendet wird. Globalisierte Arbeitsteilung führt zu einer Aufteilung von Verantwortungsbereichen<br />

und damit zu Verantwortungslosigkeit. Je kleiner der Ausschnitt ist,<br />

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