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Die ausführliche Version als pdf - Futur III

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man das Paradox der Lebenszufriedenheit erklärt hat.” (Jackson 2011, S. 70, Hervorhebung<br />

von mir)<br />

Es gibt noch einen weiteren Aspekt: Wir binden uns auch seelisch an Dinge. Wir haben Lieblingsdinge,<br />

die für uns mit tiefen Emotionen verbunden sind, und wir haben praktische Dinge,<br />

die wir nie, nie, nie missen möchten. Es käme uns nicht in den Sinn, sie <strong>als</strong> bloßen Besitz<br />

zu bezeichnen. Bindungen an Dinge können aber auch viel flüchtiger sein, wenn nämlich der<br />

Neuigkeitswert eine wesentliche Rolle spielt: „Viele der neuesten Geräte und Modeartikel sind<br />

anfangs nur den Reichen zugänglich. Neue Produkte sind von Natur aus teuer, weil sie in<br />

kleiner Stückzahl produziert werden. Vielleicht werden sie sogar gezielt zu besonders hohen<br />

Preisen auf den Markt gebracht, um diejenigen anzulocken, die für soziale Abgrenzung zu<br />

zahlen in der Lage sind. Auf die Abgrenzung erfolgt die Nachahmung. Der soziale Vergleich –<br />

nämlich das haben zu wollen, was andere haben – erhöht die Nachfrage nach erfolgreichen<br />

Produkten rasant und ermöglicht die Massenproduktion.” (Jackson 2011, S. 111)<br />

<strong>Die</strong> beliebtesten Produkte überhaupt, mit dem größten Hype und der stärksten Bindung, sind<br />

dann jene, die alle folgenden Bedingungen erfüllen:<br />

• Sie sind neu<br />

• Sie sind teuer<br />

• Sie können zu einem Lieblingsding werden<br />

• Sie steigern massiv unsere persönliche Produktivität. Mehr zu diesem Punkt weiter<br />

unten in Produktivität und Lebensstandard<br />

Das iPhone erfüllt alle diese Bedingungen und ist deshalb buchstäblich zu einem Symbol des<br />

modernen Konsums geworden.<br />

2.5.3 Der soziale Wert des Geldes<br />

Auch wenn man den meisten Menschen ihr Einkommen oder ihr Vermögen nicht direkt ansehen<br />

kann, sondern nur indirekt über Kleidung, Auftreten und sichtbares Eigentum, so ist<br />

Geld doch für den Einzelnen bereits ein direkter, „innerer Sozi<strong>als</strong>tatus”, auch wenn es noch<br />

gar nicht ausgegeben wurde. Geld ist Leistungserwartung an die Gemeinschaft, und es<br />

drückt wirtschaftliche Macht aus, indem der Besitzer entscheiden kann, über welche Waren<br />

oder <strong>Die</strong>nstleistungen er die Arbeitsleistung anderer für sich nutzen kann und im wahrsten<br />

Sinne des Wortes im Wohlstand leben wird.<br />

Geld ist ein sehr einfacher Weg, um auf unpersönlichem Wege Anerkennung für Leistung<br />

auszudrücken bzw. anzusammeln. <strong>Die</strong> Messbarkeit und Vergleichbarkeit von Geldbeträgen<br />

vereinfachen auch den sozialen Bereich des Lebens. So wie die Markttheorie den Preis <strong>als</strong><br />

Ersatz für den Wert ansieht, so ist Geld ein Ersatz für soziale Anerkennung. Ein hohes Gehalt<br />

oder ein hoher Gewinn sind eine starke Motivation. Jede wirtschaftliche Nachfrage ist somit<br />

auch eine soziale Nachfrage.<br />

2.5.4 Sportsgeist und Wettbewerb<br />

<strong>Die</strong> Kernbotschaft unserer Gesellschaft ist so einfach, dass man sie heute nicht weiter erklären<br />

muss, und sie ist von durchschlagendem Erfolg: „Handle in Deinem eigenen Interesse!<br />

Maximiere Dein Glück und Dein Geld!” Unser Wohlstand ist das Ergebnis vieler Egoismen, die<br />

– weil alle in die gleiche Richtung gerichtet – zu einem beeindruckenden Gesamtergebnis<br />

führen, von dem jeder profitiert, auch die Armen (zumindest hierzulande). Dafür sorgt das<br />

System der staatlichen Umverteilung, welches den Reichen ein bisschen nimmt und den Armen<br />

gibt. Am Ende haben alle mehr.<br />

<strong>Die</strong> Marktwirtschaft ist deshalb so erfolgreich, weil sie es seit längerem schafft, die Energie<br />

des Einzelnen in Vorteile für ihn und die Gesellschaft zu transformieren. Sie verbindet geschickt<br />

das individuelle Wachstum mit dem Wachstum der Wirtschaft: Indem man auf eigene<br />

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