TiHo Bibliothek elib - Tierärztliche Hochschule Hannover
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Schrifttum<br />
auf diesem Weg das Körperfett, in dem sie angereichert werden (FÜRST et al.<br />
2010).<br />
2.2.1.1 Wirkmechanismus<br />
Dioxine und dioxinähnliche Substanzen binden an den sogenannten<br />
Arylhydrocarbonrezeptor (AhR) und aktivieren diesen. Die Rezeptoraktivierung ist für<br />
die Auslösung biochemischer Effekte in Wirbeltieren verantwortlich (WAHL et al.<br />
2008; WHITE und BIRNBAUM 2009). Den Hinweis auf diesen rezeptorvermittelten<br />
Wirkmechanismus erbrachten Studien, in denen TCDD bei sogenannten AhRdefizienten<br />
Mäusen eingesetzt wurde. Während bei Wildtyp-Mäusen toxische Effekte<br />
zu erzielen waren, blieben die AhR-defizienten Tiere selbst bei einer zehnfach<br />
erhöhten Dosierung relativ unbeeinflusst (FERNANDEZ-SALGUERO et al. 1996).<br />
Bei dem AhR handelt es sich um einen liganden-abhängigen Transkriptionsfaktor,<br />
der in den meisten Organen und Zellen ubiquitär vorkommt – sowohl im<br />
menschlichen Organismus (beispielsweise in Plazenta, Lunge, Leber, Pankreas und<br />
Herz) als auch in verschiedenen anderen Spezies, wie z. B. Nagetieren, Fischen und<br />
Vögeln. Er beeinflusst die Expression zahlreicher Stoffwechselenzyme (GONZALEZ<br />
und FERNANDEZ-SALGUERO 1998, KEMMER 2005, SCHULZ 2005). Studien an<br />
AhR-defizienten Mäusen konnten beispielsweise zeigen, dass dieser Rezeptor<br />
sowohl an Vorgängen im Bereich der Reproduktion als auch während der regulären<br />
Entwicklung der Leber und des Immunsystems beteiligt sein könnte (FÜRST et al.<br />
2010). Bereits POLAND und KNUTSON verwiesen 1982 auf die exzellente<br />
Korrelation zwischen der Potenz einzelner Kongenere bei der Induktion der Aryl-<br />
Hydrocarbon-Hydroxylase-Aktivität und dem Ausmaß ihrer Toxizität. Eine ähnliche<br />
Korrelation zeigte sich in späteren Studien auch für andere Klassen halogenierter<br />
aromatischer Kohlenwasserstoffe. Planare Moleküle mit mindestens drei oder vier<br />
lateral positionierten Halogensubstituenten, wie im Fall des TCDD, weisen die<br />
höchste Rezeptoraffinität und die damit einhergehende höchste Toxizität auf (GUDE<br />
2008). Da TCDD kaum eine Metabolisierung erfährt, kommt es zu einer chronischen<br />
Aktivierung des Rezeptors (WAHL et al. 2008). Der Mechanismus selbst ist<br />
mittlerweile sehr detailliert erforscht: Zunächst bindet ein exogener Ligand (z. B.<br />
TCDD) an den AhR, womit es zu dessen Aktivierung kommt. Der Liganden-<br />
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