TiHo Bibliothek elib - Tierärztliche Hochschule Hannover
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Schrifttum<br />
Dass diese Bewirtschaftungsempfehlungen in der Praxis bislang auch mehr oder<br />
weniger erfolgreich umgesetzt werden, zeigt sich darin, dass in dem deutlich<br />
größeren Anteil der untersuchten Futtermittel- und Lebensmittelproben die EU-weit<br />
geltenden Höchstgehalte eingehalten werden (LWK 2011).<br />
2.6 Färsenvornutzung<br />
Das Produktionsverfahren der Färsenmast – eine besondere Form der<br />
Rindfleischproduktion ohne Gewinnung von Milch als Lebensmittel – findet sich in<br />
der Regel in Grünlandbetrieben, und zwar vorwiegend im norddeutschen Raum. In<br />
einigen Betrieben erfolgt diese Färsenmast mit einer sogenannten „Vornutzung“<br />
(SCHMITTER 1976, PABST 2011). Dabei bringen die jungen weiblichen Rinder (vor<br />
der ersten Abkalbung auch Färsen genannt) lediglich ein einziges Kalb zur Welt<br />
(GRANZ 1985, SCHMITTER 1976, TVT 2007, PABST 2011). Nach der Abkalbung<br />
wird das Kalb entweder direkt im Anschluss an die Biestmilchperiode abgesetzt oder<br />
aber erst nach zwei bis fünf Monaten, in denen die junge Mutterkuh noch für die<br />
Kälberaufzucht genutzt wird (SCHMITTER 1976). Nach dem Absetzen des Kalbes<br />
schließt sich eine „Ausmast“ der so vorgenutzten Färse an (PABST 2011). Ein<br />
entscheidender Vorteil dieser besonderen Form der Färsenmast liegt darin, dass die<br />
weibliche Nachzucht (Kälber) der Bestandsremontierung (nächste Generation<br />
Färsen) dient, somit also lediglich 50 % des Tierbestandes zugekauft werden muss.<br />
Die männlichen Kälber werden hingegen zur Jungrindermast verkauft. Das in der<br />
Färsenvornutzung und -mast gewonnene Rindfleisch erfüllt dabei hohe<br />
Qualitätsansprüche (SCHMITTER 1976). Dennoch wird das Fleisch einer<br />
vorgenutzten Färse nicht mehr in die Rindfleisch-Handelsklasse „Färse“ eingestuft.<br />
So ist in der VO (EG) Nr. 1234/2007 (ANONYM 2007) festgelegt, dass vorgenutzte<br />
Färsen auf dem Schlachthof in die „Kategorie D“ eingeordnet werden müssen, da<br />
diese sich durch „Schlachtkörper weiblicher Tiere, die bereits gekalbt haben“<br />
definiert. Das heißt, das Fleisch wird als „Kuhfleisch“ gehandelt. In der Regel erzielt<br />
Kuhfleisch einen geringeren Preis als Färsenfleisch. Da die Preise aber nicht stabil<br />
sind und auch ein gewisser Spielraum in der Preisgestaltung auf dem Schlachthof<br />
nicht unüblich ist, wird dem Fleisch von vorgenutzten Färsen ein „Qualitätszuschlag“<br />
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