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Die Form der Paradoxie - Uboeschenstein.ch

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keine konditionierte Struktur besitzen und mithin ni<strong>ch</strong>t die Basis von beoba<strong>ch</strong>teten<br />

Phänomenen sein, da diese sehr wohl eine konditionierte Struktur haben.<br />

Mit den Laws of <strong>Form</strong> wird gezeigt, dass Ni<strong>ch</strong>ts in <strong>der</strong> Tat eine kondi¬tionierte Struktur hat:<br />

„(...) wenn eine Unters<strong>ch</strong>eidung in ni<strong>ch</strong>ts getroffen werden könnte, dann (würde) das Ganze<br />

<strong>der</strong> konditionierten Koproduktion, <strong>der</strong>en Operation unentrinnbar ist und vollständig si<strong>ch</strong>tbar,<br />

unvermeidli<strong>ch</strong> stattfinden, und das erkennbare Universum würde unvermeidli<strong>ch</strong> ers<strong>ch</strong>einen,<br />

ganz genau gemäß den Gesetzen „seiner“ <strong>Form</strong> (in <strong>der</strong> Wirkli<strong>ch</strong>keit <strong>der</strong> Gesetze <strong>der</strong> <strong>Form</strong><br />

<strong>der</strong> Dinge, die „darin“ ers<strong>ch</strong>einen, da es selbst keine <strong>Form</strong> hat) (...).“ (SPENCER BROWN<br />

1997: X)<br />

Somit würde das erkennbare Universum gemäß <strong>der</strong> Gesetze <strong>der</strong> <strong>Form</strong> <strong>der</strong> Dinge<br />

ers<strong>ch</strong>einen, die im aus ni<strong>ch</strong>ts produzierten Universum auftreten. Es sind genau diese<br />

Gesetze, die anfängli<strong>ch</strong> in den Laws of <strong>Form</strong> dargestellt sind.<br />

<strong>Die</strong> zentrale Aussage, die si<strong>ch</strong> hinter den Laws of <strong>Form</strong> für die Erkennt¬nistheorie zu<br />

erkennen gibt, ist dass die Leere – <strong>der</strong> empty space – Ausgangspunkt von allem ist. So<br />

s<strong>ch</strong>reibt George Spencer Brown in A Lions Teeth:<br />

„Ein Buddha ist jemand, <strong>der</strong> erleu<strong>ch</strong>tet ist, das heißt <strong>der</strong> weiß, dass das, was ers<strong>ch</strong>eint,<br />

überhaupt ni<strong>ch</strong>ts ist.“ (SPENCER BROWN 1995: 15)<br />

Was wir beoba<strong>ch</strong>ten, sind Dinge, die in <strong>der</strong> <strong>Form</strong> gründen, die <strong>Form</strong> sind, und die <strong>Form</strong> <strong>der</strong><br />

Unters<strong>ch</strong>eidung ist Leere. Insofern ist Erleu<strong>ch</strong>tung au<strong>ch</strong> kein Zustand. Erleu<strong>ch</strong>tet zu sein<br />

heißt vielmehr zu wissen, dass Selbst und An<strong>der</strong>es identis<strong>ch</strong> sind. Au<strong>ch</strong> das ist eine <strong>Form</strong>.<br />

Aber wer kann das dann no<strong>ch</strong> wissen?<br />

Wenn das Universum bzw. die <strong>Form</strong> „Ni<strong>ch</strong>ts“ ist, stellt si<strong>ch</strong> die Frage, wie es dann zu <strong>der</strong><br />

Ers<strong>ch</strong>einung von „Allem“ kommen kann.<br />

Zentral ist die Idee des Von-selbst-Losgehens. Alles hat eine Ursa<strong>ch</strong>e, nur DAS hat keine!<br />

Wir kommen damit auf den Ausgangspunkt <strong>der</strong> Laws of <strong>Form</strong>, den empty space, zurück: Wie<br />

ist dasjenige vorstellbar, das zulässt, die Unters<strong>ch</strong>eidungen zu treffen (und da es ni<strong>ch</strong>ts<br />

außer ihm gibt, trifft es sie selbst?), aber selbst keine enthält? Und vor allem, wie kann die<br />

Welt, wie wir sie erleben, dem empty space, dem Ni<strong>ch</strong>ts, entspringen? O<strong>der</strong> allgemeiner:<br />

„Wenn man mit überhaupt ni<strong>ch</strong>ts beginnt, wie kann dann aus diesem heraus etwas<br />

ers<strong>ch</strong>einen?“ (SPENCER BROWN 1995: 149)<br />

<strong>Die</strong> Antwort, die George Spencer Brown auf sol<strong>ch</strong>e Fragen vors<strong>ch</strong>lägt, lautet, dass nur das<br />

Ni<strong>ch</strong>ts gewissermaßen sensibel genug ist, um dur<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>ts angestoßen zu werden und Alles<br />

zu produzieren.<br />

„I<strong>ch</strong> erkannte, dass das einzige Ding (d. h. Ni<strong>ch</strong>tding), das empfindli<strong>ch</strong> genug wäre, um von<br />

einem Reiz, <strong>der</strong> so s<strong>ch</strong>wa<strong>ch</strong> ist, dass er gar ni<strong>ch</strong>t existiert, beeinflusst zu werden, das Ni<strong>ch</strong>ts<br />

selbst war.“ (SPENCER BROWN 1995: 151)<br />

Das Gesetz, das er angibt, das Universum zu produzieren, ist die Erweite¬rung <strong>der</strong> Referenz<br />

, die unbegrenzt stattfinde. Denn na<strong>ch</strong>dem <strong>der</strong> Ent¬stehungsprozess erst einmal begann<br />

(und immer wie<strong>der</strong> von Augenblick zu Augenblick beginnt), erlaubt dieser Kanon die<br />

unaufhörli<strong>ch</strong>e Aufspaltung von Unters<strong>ch</strong>eidungen, so dass das Entstehende zunehmend<br />

komplexer wird.<br />

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