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Die Form der Paradoxie - Uboeschenstein.ch

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o<strong>der</strong> annehmen, um überhaupt etwas tun zu können. So ges<strong>ch</strong>ieht es au<strong>ch</strong> in den Laws of<br />

<strong>Form</strong>. Hier jedo<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> die Anweisung, eine Unters<strong>ch</strong>eidung zu treffen.<br />

<strong>Die</strong> Kalkulation des Indikationenkalküls wird in Gang gesetzt mit <strong>der</strong> Auffor<strong>der</strong>ung: „Triff eine<br />

Unters<strong>ch</strong>eidung!“ Das Fundament <strong>der</strong> Kalku¬lation sind dann zwei einfa<strong>ch</strong>e Axiome, die aus<br />

den Ideen <strong>der</strong> Unters<strong>ch</strong>ei¬dung und Anzeige folgen. Aus o<strong>der</strong> mit diesen Axiomen können<br />

kompli¬ziertere Ausdrücke entwickelt werden, an denen dann Regelmäßigkeiten entdecken<br />

werden können, die so genannten Konsequenzen und Theoreme. <strong>Die</strong> Konsequenzen lassen<br />

si<strong>ch</strong> unters<strong>ch</strong>eiden in jene, die keine Variablen enthalten (Arithmetik), und jene, die<br />

Zusammenhänge au<strong>ch</strong> zwis<strong>ch</strong>en variablen Ausdrücken herstellen (Algebra).<br />

<strong>Die</strong> Gesetzmäßigkeiten, die si<strong>ch</strong> aus den beiden Axiomen ergeben, werden in den Laws of<br />

<strong>Form</strong> zunä<strong>ch</strong>st so weit entfaltet, bis si<strong>ch</strong> die Vollständigkeit und die Wi<strong>der</strong>spru<strong>ch</strong>sfreiheit des<br />

Indikationenkalküls beweisen lassen. Dann findet ein Übergang zu unendli<strong>ch</strong> langen<br />

Aus¬drücken statt, <strong>der</strong> die eigentli<strong>ch</strong>e Neuerung für die mathematis<strong>ch</strong>e Theorie darstellt.<br />

Sol<strong>ch</strong>e Ausdrücke können dur<strong>ch</strong> Selbstbezügli<strong>ch</strong>keit formalisiert werden und wir erhalten<br />

darüber ein neues (in <strong>der</strong> numeris<strong>ch</strong>en Mathe¬matik allerdings alt bekanntes) Kriterium,<br />

na<strong>ch</strong> dem Ausdrücke unter¬s<strong>ch</strong>ieden werden können: <strong>der</strong> Grad einer Glei<strong>ch</strong>ung, ihr Grad an<br />

Unbestimmtheit. <strong>Die</strong> bis dahin in <strong>der</strong> Primären Arithmetik und Algebra betra<strong>ch</strong>teten<br />

Glei<strong>ch</strong>ungen ersten Grades lassen si<strong>ch</strong> stets bestimmen, da sie immer eindeutig entwe<strong>der</strong><br />

auf den angezeigten o<strong>der</strong> unangezeigten Zustand zurückführbar sind. Sie gestatten keine<br />

Unbestimmtheit. Aufgrund <strong>der</strong> Einfa<strong>ch</strong>heit des Indikationenkalküls ist es jedo<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong><br />

mögli<strong>ch</strong>, Selbst-bezügli<strong>ch</strong>keit formal darzustellen und zu erkennen, dass Glei<strong>ch</strong>ungen<br />

hinsi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> ihres Grades an Unbestimmtheit ni<strong>ch</strong>t bes<strong>ch</strong>ränkt sind. Glei<strong>ch</strong>ungen zweiten<br />

Grades, mit denen dargestellt werden kann, dass ein Ausdruck in si<strong>ch</strong> selbst auftritt, können<br />

im Wert oszillieren. Im Abs<strong>ch</strong>nitt I. 4. „Glei<strong>ch</strong>ungen zweiten Grades“ werden wir sehen,<br />

wodur<strong>ch</strong> imaginäre, das heißt oszillierende Werte entstehen, warum sie notwendig sind und<br />

wie sie dargestellt werden können. Das führt uns dann zur <strong>Form</strong> <strong>der</strong> <strong>Paradoxie</strong>.<br />

Das Beson<strong>der</strong>e am Indikationenkalkül ist, dass er zum einen anweisend (praktis<strong>ch</strong>) statt<br />

annehmend (ontologis<strong>ch</strong>) ist und zudem so allgemein und einfa<strong>ch</strong> beginnt, dass das<br />

mathematis<strong>ch</strong>e Gebäude, das si<strong>ch</strong> aus den Annahmen entfaltet, die Mögli<strong>ch</strong>keit bereitstellt,<br />

den eigenen Anfang zu reflektieren. Das ges<strong>ch</strong>ieht im 12. Kapitel <strong>der</strong> Laws of <strong>Form</strong> auf <strong>der</strong><br />

formalen Grundlage aus dem 11. Kapitel: Selbstbezügli<strong>ch</strong>keit. Mit <strong>der</strong> „experimentellen<br />

Reflexion“ über den eigenen Anfang bes<strong>ch</strong>ließt George Spencer Brown seine Darstellung<br />

und vollzieht den re-entry des Kalküls in seine eigenen Bedingungen – und die Bedeutung<br />

des Unters<strong>ch</strong>ei<strong>der</strong>s, des Beoba<strong>ch</strong>ters kommt zum Vors<strong>ch</strong>ein.<br />

II. In <strong>der</strong> vorliegenden Einführung folgt na<strong>ch</strong> dem darstellenden Na<strong>ch</strong>vollzug des<br />

Indikationenkalküls ein weiterer mathematis<strong>ch</strong>er Teil zur <strong>Form</strong> <strong>der</strong> <strong>Paradoxie</strong>. Dort wird <strong>der</strong><br />

Versu<strong>ch</strong> unternommen, Li<strong>ch</strong>t ins Dunkel <strong>der</strong> Grundlagen <strong>der</strong> Mathematik zu bringen, indem<br />

die Mathematik von ihren logis<strong>ch</strong>en Bes<strong>ch</strong>ränkungen befreit wird. Anhand einiger<br />

beispiel¬hafter <strong>Paradoxie</strong>n wird die allgemeine <strong>Form</strong> von <strong>Paradoxie</strong>n dargestellt, sowie ihre<br />

Bedeutung und Notwendigkeit für die mathematis<strong>ch</strong>e Theorie erörtert. Dabei zeigt si<strong>ch</strong>, dass<br />

die Laws of <strong>Form</strong> das Problem lösen, das Auslöser <strong>der</strong> Grundlagenkrise <strong>der</strong> Mathematik war<br />

und ist, nämli<strong>ch</strong> das Problem <strong>der</strong> <strong>Paradoxie</strong>, weil <strong>der</strong> Indikationenkalkül ein tragfähiger und<br />

neuartiger, weil Selbstbezügli<strong>ch</strong>keit eins<strong>ch</strong>ließen<strong>der</strong> Kalkül ist.<br />

III. <strong>Die</strong> Mathematik <strong>der</strong> Laws of <strong>Form</strong> stellt jedo<strong>ch</strong> nur die „äußere <strong>Form</strong>“ des Textes dar.<br />

Mit den Laws of <strong>Form</strong> wird au<strong>ch</strong> etwas gänzli<strong>ch</strong> Unmathematis<strong>ch</strong>es zum Ausdruck gebra<strong>ch</strong>t.<br />

Betra<strong>ch</strong>tet man die Laws of <strong>Form</strong> aus rein mathematis<strong>ch</strong>er Perspektive, bekommt man ni<strong>ch</strong>t<br />

in den Blick, wofür die Laws of <strong>Form</strong> exemplaris<strong>ch</strong> stehen, was es ist, das hier in <strong>der</strong><br />

Spra<strong>ch</strong>e <strong>der</strong> Mathematik formuliert wird. Wir nähern uns dem im dritten Teil, in dem eine<br />

formtheoretis<strong>ch</strong>e Erkenntnistheorie entwickelt wird.<br />

Eine im weitesten Sinne philosophis<strong>ch</strong>e Dimension erhalten die Laws of <strong>Form</strong> dur<strong>ch</strong> die<br />

anfängli<strong>ch</strong>e Interpretation des cross als Unters<strong>ch</strong>eidung und die finale Entdeckung des<br />

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