Die Form der Paradoxie - Uboeschenstein.ch
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<strong>Die</strong> <strong>Form</strong> ist <strong>der</strong> Raum, <strong>der</strong> dur<strong>ch</strong> jedwede Unters<strong>ch</strong>eidung gespalten wurde, zusammen mit<br />
dem gesamten Inhalt, den beiden Seiten und <strong>der</strong> Grenze zwis<strong>ch</strong>en ihnen. Der Spencer<br />
Browns<strong>ch</strong>e <strong>Form</strong>begriff bringt also s<strong>ch</strong>on insofern Selbstbezügli<strong>ch</strong>keit mit si<strong>ch</strong>, als er beides,<br />
die beiden Seiten einer Unters<strong>ch</strong>eidung und die Seite einer Unters<strong>ch</strong>eidung (Raum), in <strong>der</strong><br />
diese Unters<strong>ch</strong>eidung getroffen wird, zusammenbringt. Je<strong>der</strong> Raum ist eine Seite einer<br />
Unters<strong>ch</strong>eidung und eine Unters<strong>ch</strong>eidung wird in einer weiteren Unters<strong>ch</strong>eidung (einer ihrer<br />
Seiten) getroffen. Au<strong>ch</strong> oben hatten wir s<strong>ch</strong>on erkannt, dass eine Unters<strong>ch</strong>eidung in einem<br />
„Raum“ getroffen wird und diesen in „Räume“ unterteilt. Wenn man so will, umfasst <strong>der</strong><br />
<strong>Form</strong>-begriff alle drei Räume eins<strong>ch</strong>ließli<strong>ch</strong> einer Grenze. <strong>Die</strong>se vier „Elemente“ <strong>der</strong> <strong>Form</strong><br />
bilden eine Zusammengehörigkeit in dem Sinne, dass aus ange¬zeigter Seite, unangezeigter<br />
Seite, ihrer Grenze und dem umfassenden Raum ni<strong>ch</strong>ts entfernt werden kann, ohne die<br />
<strong>Form</strong> zu zerstören. Mit <strong>der</strong> Elimination von einem dieser Vier vers<strong>ch</strong>winden au<strong>ch</strong> die<br />
an<strong>der</strong>en. Das führt insbeson<strong>der</strong>e zu dem S<strong>ch</strong>luss, dass etwas, eine Einheit, für si<strong>ch</strong> selbst –<br />
also unabhängig – ni<strong>ch</strong>t existieren kann (siehe dazu den erkenntnis¬theoretis<strong>ch</strong>en Teil<br />
dieses Textes). Denn sobald jemand etwas – das kann ein Ding, ein Gedanke, eine Idee wie<br />
die Idee einer Unters<strong>ch</strong>eidung etc. sein, eben etwas, was als ein Etwas erkannt wird – als<br />
das erkennt, als was er es erkennt, trifft er o<strong>der</strong> sie eine Unters<strong>ch</strong>eidung, indem eben eine<br />
Seite angezeigt wird, und damit ganz unbeoba<strong>ch</strong>tbar nebenher die ni<strong>ch</strong>t ange¬zeigte Seite<br />
sowie die Grenze zwis<strong>ch</strong>en den Seiten erzeugt o<strong>der</strong> mitbedingt wird. Den vierten o<strong>der</strong><br />
mithervorgerufenen Aspekt des umfassenden Raumes kann man au<strong>ch</strong> als Kontext des<br />
Standpunktes bezei<strong>ch</strong>nen. Es ist <strong>der</strong> Raum, in dem die Seiten <strong>der</strong> Unters<strong>ch</strong>eidung stehen<br />
(wenn wir es aufzei<strong>ch</strong>nen).<br />
In dieser grafis<strong>ch</strong>en Verans<strong>ch</strong>auli<strong>ch</strong>ung erkennen wir den Innenraum des Kreises, den ihn<br />
umgebenden Raum und den gesamten Raum (innerhalb des Quadrats), <strong>der</strong> die beiden<br />
ersten Räume umfasst (und <strong>der</strong> seinerseits als Raum, <strong>der</strong> dur<strong>ch</strong> eine weitere<br />
Unters<strong>ch</strong>eidung von einem an<strong>der</strong>en Raum getrennt wurde, aufgefasst werden kann).<br />
Entspre<strong>ch</strong>end heißt es bei George Spencer Brown:<br />
„Lass jedes Token <strong>der</strong> Markierung so verstanden werden, dass es den Raum, in den es<br />
kopiert wird, spaltet. Das heißt, lass jedes Token eine Unters<strong>ch</strong>eidung in seiner eigenen<br />
<strong>Form</strong> sein.“ (SPENCER BROWN 1997: 5)<br />
Das meint, dass nur eine Art (<strong>Form</strong>) <strong>der</strong> Unters<strong>ch</strong>eidung angenommen wird, denn jede<br />
Unters<strong>ch</strong>eidung hat na<strong>ch</strong> dieser Anweisung die <strong>Form</strong> <strong>der</strong> ersten Unters<strong>ch</strong>eidung. Des<br />
Weiteren ergibt si<strong>ch</strong>, dass wir zu dem Begriff <strong>der</strong> <strong>Form</strong> (zunä<strong>ch</strong>st) kein Gegenüber, keine<br />
an<strong>der</strong>e Seite finden können, da wir dazu eine Unters<strong>ch</strong>eidung gebrau<strong>ch</strong>en müssten und<br />
diese na<strong>ch</strong> <strong>der</strong> Definition wie<strong>der</strong> in <strong>der</strong> <strong>Form</strong> wäre. Jede Unters<strong>ch</strong>eidung ist eine Trennung<br />
<strong>der</strong> Welt in zwei Seiten und jedes Treffen einer Unters<strong>ch</strong>eidung erzeugt <strong>Form</strong>. Mit je<strong>der</strong><br />
Gegenüberstellung würde man wie<strong>der</strong> eine <strong>Form</strong> s<strong>ch</strong>affen, die <strong>Form</strong> von <strong>Form</strong> und Ni<strong>ch</strong>t-<br />
<strong>Form</strong>, wie au<strong>ch</strong> immer Ni<strong>ch</strong>t-<strong>Form</strong> benannt würde.<br />
Im Gegensatz zur aristotelis<strong>ch</strong>en, s<strong>ch</strong>olastis<strong>ch</strong>en und ästhetis<strong>ch</strong>en Tradition, die dem<br />
<strong>Form</strong>begriff die Differenzbegriffe Materie, Substanz und Inhalt gaben, besitzt für den<br />
Spencer Browns<strong>ch</strong>en <strong>Form</strong>begriff ledig¬li<strong>ch</strong> <strong>der</strong> Begriff des „Mediums“ von Fritz Hei<strong>der</strong><br />
(siehe HEIDER 1926: Ding und Medium) als Gegenbegriff (zu <strong>Form</strong>) Überzeugungskraft. Er<br />
bes<strong>ch</strong>reibt die unverfügbaren Voraussetzungen je<strong>der</strong> <strong>Form</strong>bildung, den Kontext <strong>der</strong><br />
Unters<strong>ch</strong>eidung. Das Medium stellt den Hintergrund dar, auf dem <strong>Form</strong>en entstehen. Man<br />
denke an Fußabdrücke (<strong>Form</strong>) im Sand (Medium) o<strong>der</strong> an Worte (<strong>Form</strong>), die aus<br />
Bu<strong>ch</strong>staben (Medium) gebildet werden. In dieser Hinsi<strong>ch</strong>t ist <strong>der</strong> Begriff des Mediums ein<br />
Gegenbegriff zu <strong>Form</strong>. Wenn man so will, werden Unters<strong>ch</strong>eidungen formbildend getroffen in<br />
einem Medium, das dies zulässt. Der Unters<strong>ch</strong>ied ist jedo<strong>ch</strong> kein fester, gesetzter, absoluter,<br />
eher ein loser, operativer, relativer, da er den Stand¬punkt <strong>der</strong> Bes<strong>ch</strong>reibung betrifft, von<br />
dem aus unters<strong>ch</strong>ieden wird; das meint die Ebene, auf <strong>der</strong> man si<strong>ch</strong> befindet. Denn: Au<strong>ch</strong><br />
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