Die Form der Paradoxie - Uboeschenstein.ch
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Das Gesetz des Nennens versinnbildli<strong>ch</strong>t die Mögli<strong>ch</strong>keit, dass die Wie<strong>der</strong>holung keinen<br />
Unters<strong>ch</strong>ied ma<strong>ch</strong>t, und so bleibt <strong>der</strong> Wert einer no<strong>ch</strong>maligen Nennung <strong>der</strong> Wert <strong>der</strong><br />
Nennung. Im Gesetz des Kreuzens verän<strong>der</strong>t si<strong>ch</strong> <strong>der</strong> Wert dur<strong>ch</strong> die Wie<strong>der</strong>holung: Der<br />
Wert vor dem Kreuzen ist ni<strong>ch</strong>t <strong>der</strong> Wert na<strong>ch</strong> dem Kreuzen.<br />
Somit gilt für jeden Namen:<br />
„Wie<strong>der</strong>-Nennen ist Nennen“,<br />
und für jede Grenze:<br />
„Wie<strong>der</strong>-Kreuzen ist ni<strong>ch</strong>t Kreuzen“. (SPENCER BROWN 1997: 2)<br />
George Spencer Brown bemerkt in den Anmerkungen zu den Laws of <strong>Form</strong>, dass es<br />
genüge, si<strong>ch</strong> aus dem ersten Kapitel die Definition <strong>der</strong> Unters<strong>ch</strong>eidung als perfekte Be-<br />
Inhaltung und die beiden Axiome zu merken. Wir ergänzen, dass die Axiome als<br />
grundlegende <strong>Form</strong>en <strong>der</strong> Verän<strong>der</strong>ung von Ausdrücken für die Entfaltung und<br />
<strong>Form</strong>alisierung des Kalküls benötigt werden und dass si<strong>ch</strong> im 11. Kapitel <strong>der</strong> Laws of <strong>Form</strong><br />
die Definition verän<strong>der</strong>n wird (vgl. in diesem Text Kapitel I. 4.: „Der re-entry und <strong>der</strong><br />
imaginäre Wert“, S. 96).<br />
2. Der Eintritt in die <strong>Form</strong><br />
<strong>Die</strong>ser Abs<strong>ch</strong>nitt befasst si<strong>ch</strong> mit dem Eintritt (entry), also dem Treffen einer ersten<br />
Unters<strong>ch</strong>eidung und dem zentralen Begriff <strong>der</strong> <strong>Form</strong>. Zudem werden die Grundlagen für die<br />
Kalkulation bereit gestellt.<br />
George Spencer Brown s<strong>ch</strong>lägt in den Anmerkungen seinen Lesern vor, auf einem Blatt<br />
Papier anzufangen, Unters<strong>ch</strong>eidungen zu treffen und als Kreise darzustellen. Wenn man das<br />
tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> tut, wird man alsbald Unter¬s<strong>ch</strong>iede bezügli<strong>ch</strong> <strong>der</strong> Kreise ausma<strong>ch</strong>en können.<br />
Zum Beispiel ergibt si<strong>ch</strong>, dass man einen weiteren Kreis innerhalb eines an<strong>der</strong>en o<strong>der</strong><br />
außerhalb von allen an<strong>der</strong>en einzei<strong>ch</strong>nen kann. Na<strong>ch</strong>dem man auf diese Weise eine<br />
Anordnung von Kreisen auf das Blatt Papier gezei<strong>ch</strong>net hat, drängt si<strong>ch</strong> die Frage auf, ob<br />
si<strong>ch</strong> Kreise au<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>neiden dürfen. Wenn wir unseren eigenen Spielregeln folgen wollen,<br />
können wir sie selbstverständli<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> als si<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>neidend arrangieren. <strong>Die</strong> Definition <strong>der</strong><br />
Unters<strong>ch</strong>eidung besagt jedo<strong>ch</strong>, dass eine Unters<strong>ch</strong>eidung perfekt beinhaltet. Also muss au<strong>ch</strong><br />
ein Kreis entwe<strong>der</strong> außerhalb o<strong>der</strong> innerhalb eines an<strong>der</strong>en Kreises stehen. <strong>Die</strong> <strong>Form</strong> <strong>der</strong><br />
Unters<strong>ch</strong>eidung als Zwei-Seiten-<strong>Form</strong> ist simpler als zum Beispiel Mengenlehre. Denn<br />
selbstverständli<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>neiden si<strong>ch</strong> Mengen in <strong>der</strong> Mengenlehre, darin besteht gerade eine<br />
ihrer Funktionen. Au<strong>ch</strong> die <strong>Form</strong> <strong>der</strong> Unters<strong>ch</strong>eidung wird die Mögli<strong>ch</strong>keit hervorbringen, si<strong>ch</strong><br />
s<strong>ch</strong>nei¬dende Mengen zu repräsentieren. Wir sind aber no<strong>ch</strong> ganz am Anfang und haben<br />
zunä<strong>ch</strong>st nur die Mögli<strong>ch</strong>keit, Kreise ineinan<strong>der</strong> o<strong>der</strong> nebeneinan<strong>der</strong> zu stellen.<br />
<strong>Die</strong> Kreise auf dem Papier, die wir formbildend gezei<strong>ch</strong>net haben, werden in <strong>der</strong><br />
mathematis<strong>ch</strong>en Darstellung vereinfa<strong>ch</strong>t. Zum Beispiel wird die Größe eines Kreises ni<strong>ch</strong>t<br />
berücksi<strong>ch</strong>tigt – und au<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t, ob es wirkli<strong>ch</strong> ein Kreis ist. Ents<strong>ch</strong>eidend ist ledigli<strong>ch</strong> die<br />
ges<strong>ch</strong>lossene Grenze zwis<strong>ch</strong>en zwei Seiten. Insofern spielt es für die formale Darstellung<br />
au<strong>ch</strong> keine Rolle, ob si<strong>ch</strong> die Kreise über- o<strong>der</strong> untereinan<strong>der</strong> befinden o<strong>der</strong> in wel<strong>ch</strong>er<br />
Reihenfolge sie auftreten. Für die mathematis<strong>ch</strong>e Darstellung des Indikationenkalküls wird<br />
dann später vereinfa<strong>ch</strong>end in Zeilenform ges<strong>ch</strong>rieben, denn damit kann die wesentli<strong>ch</strong>e<br />
innen/außen Unters<strong>ch</strong>eidung repräsentiert werden, ohne dass die Information <strong>der</strong><br />
Markierung verloren ginge.<br />
Na<strong>ch</strong> meiner Erfahrung ma<strong>ch</strong>t es einen erhebli<strong>ch</strong>en Unters<strong>ch</strong>ied, ob man einfa<strong>ch</strong> weiter liest<br />
o<strong>der</strong> ob man <strong>der</strong> Auffor<strong>der</strong>ung auf <strong>der</strong> nä<strong>ch</strong>sten Seite folgt und selbst Kreise zei<strong>ch</strong>net.<br />
Später kann die Anordnung <strong>der</strong> Kreise in die Symbolik des Indikationenkalküls überführt und<br />
ans<strong>ch</strong>ließend <strong>der</strong>en Wert bestimmt werden. <strong>Die</strong>s als Motivation, trotz allem zum Stift zu<br />
greifen und die Methode von Befehl und Betra<strong>ch</strong>tung ernst zu nehmen.<br />
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