Die Form der Paradoxie - Uboeschenstein.ch
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ist, auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite tilgt er den Unters<strong>ch</strong>ied, den Zeit ma<strong>ch</strong>t, da si<strong>ch</strong> für ihn nie än<strong>der</strong>t,<br />
dass er si<strong>ch</strong> stets verän<strong>der</strong>t, und er wird zeitlos. Unendli<strong>ch</strong>keit und Zeit¬losigkeit entstehen<br />
zuglei<strong>ch</strong> als die Seiten <strong>der</strong> Grenze Zeit.<br />
In seiner Rezension <strong>der</strong> Laws of <strong>Form</strong> hat Heinz von Foerster auf die Entdeckung bzw.<br />
Entwicklung <strong>der</strong> Zeit aus den Axiomen euphoris<strong>ch</strong> hingewiesen. I<strong>ch</strong> mö<strong>ch</strong>te diesen Aspekt<br />
hier nur kurz ans<strong>ch</strong>neiden, um dann im erkenntnistheoretis<strong>ch</strong>en Teil näher auf das<br />
„Entstehen“ von Zeit im Zusammenhang mit Raum einzugehen (siehe Seite 163ff.).<br />
<strong>Die</strong> hier mit <strong>der</strong> Oszillation gefundene Zeit ist <strong>der</strong> We<strong>ch</strong>sel zwis<strong>ch</strong>en den Zuständen unserer<br />
ersten Unters<strong>ch</strong>eidung. Der einzig mögli<strong>ch</strong>e We<strong>ch</strong>sel ist das Kreuzen von einem Zustand in<br />
den an<strong>der</strong>en. Au<strong>ch</strong> in <strong>der</strong> Algebra <strong>der</strong> Glei<strong>ch</strong>ungen ersten Grades kreuzen wir<br />
Unters<strong>ch</strong>eidungen, aber dort sind wir es (von außen), die etwas tun – ansonsten ist das<br />
System statis<strong>ch</strong>. Wenn wir aber einen selbstbezügli<strong>ch</strong>en Ausdruck aufstellen, „bewegt“ er<br />
si<strong>ch</strong> von allein. Das ist <strong>der</strong> Unters<strong>ch</strong>ied.<br />
Das Konzept von Zeit, das wir mit dem imaginären Zustand o<strong>der</strong> Wert erhalten, entspri<strong>ch</strong>t<br />
jedo<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t dem alltägli<strong>ch</strong>en Zeitkonzept. Mit <strong>der</strong> Oszillation geht kein Maß einher, was für<br />
unser gängiges Konzept von Zeit unentbehrli<strong>ch</strong> ist. <strong>Die</strong>se „erste Zeit“ hat keine Dauer, kein<br />
Maß; sie ist ledigli<strong>ch</strong> <strong>der</strong> We<strong>ch</strong>sel, das Hin-und-her zwis<strong>ch</strong>en den Zuständen. <strong>Die</strong> Oszillation<br />
hat eben no<strong>ch</strong> keine Ges<strong>ch</strong>windigkeit, für die man Maßein-heiten von Raum und Zeit<br />
bräu<strong>ch</strong>te. Und erst wenn man Ges<strong>ch</strong>windig¬keiten unters<strong>ch</strong>eidet und so die Idee eines<br />
Maßes für Ges<strong>ch</strong>windigkeiten entwickeln kann, erhält man ein Konzept von Zeit, das auf <strong>der</strong><br />
Länge von Zeiteinheiten und <strong>der</strong>en Messbarkeit beruht. Für den hier intendierten Zeit¬begriff<br />
gilt aber no<strong>ch</strong> ganz abstrakt, dass er als si<strong>ch</strong> ents<strong>ch</strong>eidende Unent¬s<strong>ch</strong>iedenheit auftritt (vgl.<br />
BAECKER 2002: 77).<br />
Es ist einleu<strong>ch</strong>tend, dass eine Verän<strong>der</strong>ung nur erkannt werden kann, wenn ein „Medium“<br />
daran beteiligt ist, in dem die Verän<strong>der</strong>ung stattfindet: die Zeit. Das heißt ni<strong>ch</strong>t, dass das<br />
„Medium“ <strong>der</strong> Verän<strong>der</strong>ung ontologis<strong>ch</strong> vorgängig sein müsste, son<strong>der</strong>n vielmehr, dass<br />
beide Seiten einan<strong>der</strong> <strong>der</strong>art bedingen, dass sie wie die zwei Seiten einer Unters<strong>ch</strong>eidung<br />
untrennbar verbunden sind: Der Begriff <strong>der</strong> Zeit ma<strong>ch</strong>t nur Sinn, wenn es Verän<strong>der</strong>un¬gen<br />
gibt. Än<strong>der</strong>t si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>ts, können wir au<strong>ch</strong> keine Zeit feststellen, und umgekehrt sind<br />
Verän<strong>der</strong>ungen eines Zustandes nur in <strong>der</strong> Zeit auseinan<strong>der</strong> zu halten.<br />
Im Übrigen haben die Räume, die wir betra<strong>ch</strong>ten, au<strong>ch</strong> keine Größe. Am Anfang <strong>der</strong> Laws of<br />
<strong>Form</strong> haben wir keine Konzepte wie Abstand, Gestalt o<strong>der</strong> Größe eingeführt, nur das<br />
Konzept <strong>der</strong> Unters<strong>ch</strong>eidung. Insofern stehen Räume au<strong>ch</strong> für keine Qualität, außer<br />
<strong>der</strong>jenigen, unters<strong>ch</strong>iedene Zustände zu kennzei<strong>ch</strong>nen. Ebenso finden wir in o<strong>der</strong> mit<br />
Glei<strong>ch</strong>ungen zweiten Grades eine Zeit, die ledigli<strong>ch</strong> den We<strong>ch</strong>sel zwis<strong>ch</strong>en den Zustän¬den<br />
darstellt, ohne weitere Eigens<strong>ch</strong>aften wie Dauer zu implizieren.<br />
Eine weitere Analogie stellen die Konzepte des positiven und negativen Feedbacks dar. Ein<br />
positives Feedback erinnert si<strong>ch</strong>, ein negatives oszil¬liert. Das heißt, mit den Laws of <strong>Form</strong><br />
haben wir eine Mathematik vorlie¬gen, die Feedback-Prozesse bes<strong>ch</strong>reiben kann.<br />
Mit dem re-entry bezei<strong>ch</strong>nen wir ganz allgemein die Wie<strong>der</strong>einführung einer Unters<strong>ch</strong>eidung<br />
in den Berei<strong>ch</strong>, den sie zu unters<strong>ch</strong>eiden erlaubt. Ein Beispiel: Das Wissens<strong>ch</strong>aftssystem ist<br />
na<strong>ch</strong> <strong>der</strong> Systemtheorie von Niklas Luhmann auf <strong>der</strong> Grundlage <strong>der</strong> Unters<strong>ch</strong>eidung<br />
wahr/ni<strong>ch</strong>t-wahr aus¬differenziert. Wenn man eine Wissens<strong>ch</strong>aftstheorie erarbeitet, die die<br />
Verwendung dieser Unters<strong>ch</strong>eidung wie<strong>der</strong>um mit <strong>der</strong> Unters<strong>ch</strong>eidung wahr/ni<strong>ch</strong>t-wahr<br />
beoba<strong>ch</strong>tet, wird mit <strong>der</strong> Wissens<strong>ch</strong>aftstheorie ein re-entry vollzogen. Bezügli<strong>ch</strong> des<br />
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