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Die Form der Paradoxie - Uboeschenstein.ch

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Das Treffen einer Unters<strong>ch</strong>eidung – und damit <strong>der</strong> Gebrau<strong>ch</strong> einer Anzeige o<strong>der</strong> eines<br />

Namens und das Kreuzen einer Grenze – ist damit die einzige Operation, die im Kalkül<br />

verwendet wird. <strong>Die</strong> <strong>Form</strong> <strong>der</strong> Unters<strong>ch</strong>eidung ist die einzig zugelassene, und innerhalb des<br />

Kalküls finden wir keinen Weg, die <strong>Form</strong> zu verlassen, wir stoßen immer wie<strong>der</strong> auf die<br />

<strong>Form</strong>. Deshalb ist Be-Inhaltung die einzige Relation, die <strong>der</strong> Kalkül benötigt:<br />

„Na<strong>ch</strong>dem wir ents<strong>ch</strong>ieden haben, dass die <strong>Form</strong> jedes Tokens, das cross genannt wird,<br />

vollkommen in si<strong>ch</strong> selbst enthalten sein muss, haben wir nur eine Art <strong>der</strong> Relation zwis<strong>ch</strong>en<br />

Kreuzen gestattet: Be-Inhaltung. Lass den Zweck dieser Relation so einges<strong>ch</strong>ränkt sein,<br />

dass es heißt, ein cross beinhalte das, was auf seiner Innenseite ist, und beinhalte das ni<strong>ch</strong>t,<br />

was auf seiner Außenseite ist.“ (SPENCER BROWN 1997: 6)<br />

Dur<strong>ch</strong> das Kopieren von crosses in und neben an<strong>der</strong>e werden komplizier¬tere Ausdrücke<br />

erzeugt. <strong>Die</strong> Markierung legt fest, was beinhaltet ist und was ni<strong>ch</strong>t.<br />

Das Konzept <strong>der</strong> Tiefe eines Raumes wird in <strong>der</strong> Folge eine Hilfe sein, bestimmte<br />

Sa<strong>ch</strong>verhalte bes<strong>ch</strong>reiben zu können. Um die Tiefe des Raumes festzustellen, in dem ein<br />

beliebiger Ausdruck steht, zählt man von außen, wie viele Grenzen maximal übers<strong>ch</strong>ritten<br />

werden können (siehe SPENCER BROWN 1997: 17).<br />

4 4 3 3 2 3 2 1 0<br />

Der tiefste Raum dieses Ausdruckes hat die Tiefe vier, <strong>der</strong> sei<strong>ch</strong>teste Raum eines jeden<br />

Ausdruckes hat die Tiefe null. Der Raum <strong>der</strong> Tiefe Null ist <strong>der</strong> Raum, in dem <strong>der</strong> Ausdruck<br />

als ganzer steht.<br />

Mit Hilfe des Konzeptes <strong>der</strong> Tiefe kann au<strong>ch</strong> formuliert werden, was die ganze Zeit s<strong>ch</strong>on<br />

gewusst und benutzt wurde: Eine Unters<strong>ch</strong>eidung wird in einem Raum getroffen, <strong>der</strong><br />

wie<strong>der</strong>um eine Seite einer weiteren Unters<strong>ch</strong>ei¬dung darstellt. <strong>Die</strong>se ist ni<strong>ch</strong>t si<strong>ch</strong>tbar, weil<br />

sie ni<strong>ch</strong>t mitges<strong>ch</strong>rieben wird. Man könnte au<strong>ch</strong> nie alle mits<strong>ch</strong>reiben, weil jede<br />

Unters<strong>ch</strong>eidung wie<strong>der</strong> in einem Raum stehen müsste etc. Insofern liegt jedem Ausdruck ein<br />

unges<strong>ch</strong>riebenes cross zugrunde. <strong>Die</strong> Frage, die si<strong>ch</strong> aufdrängt, ist dann aber: Was ist die<br />

erste Unters<strong>ch</strong>eidung? In wel<strong>ch</strong>em Raum wird sie getrof¬fen? (Vgl. I. 5. „Der re-entry <strong>der</strong><br />

<strong>Form</strong> in die <strong>Form</strong>“, S. 102ff., bzw. das 12. Kapitel <strong>der</strong> Laws of <strong>Form</strong>).<br />

3. Kapitel: <strong>Die</strong> Konzeption <strong>der</strong> Kalkulation<br />

Das dritte Kapitel <strong>der</strong> Laws of <strong>Form</strong> enthält vier weitere Kanons und einige begriffli<strong>ch</strong>e<br />

Bestimmungen. <strong>Die</strong>se sind nötig, um mit <strong>der</strong> Kalkulation und dem Su<strong>ch</strong>en und Finden von<br />

Regelmäßigkeiten, also <strong>der</strong> Primären Arithmetik, beginnen zu können. Bildli<strong>ch</strong> gespro<strong>ch</strong>en<br />

stehen Axiome am Anfang des Kalküls und Kanons stehen außerhalb. Sie stecken beide die<br />

Grenze zwis<strong>ch</strong>en dem im Kalkül Erlaubten und ni<strong>ch</strong>t Erlaubten ab. Kanons müssen<br />

herangezogen werden, um das Vorgehen überhaupt erst zu ermög-li<strong>ch</strong>en, und sie werden<br />

anweisend formuliert. Insofern kann ni<strong>ch</strong>t zur Debatte stehen, einen Kanon zu beweisen.<br />

Man kann ihn verwerfen, wenn er einem unplausibel ers<strong>ch</strong>eint. Es liegt also in <strong>der</strong><br />

Verantwortung des Autors, die Kanons so zu wählen, dass sie unmittelbar einleu<strong>ch</strong>ten. Und<br />

deshalb halte i<strong>ch</strong> die Vorgehensweise von George Spencer Brown, die Kanons an Ort und<br />

Stelle ihres ersten Gebrau<strong>ch</strong>s einzuführen, statt sie – wie sonst au<strong>ch</strong> übli<strong>ch</strong> – am Anfang<br />

aufzulisten, für sehr hilfrei<strong>ch</strong> und einleu<strong>ch</strong>tend.<br />

Fundamentale Kanons<br />

Der erste Kanon (Vereinbarung über die Absi<strong>ch</strong>t) wurde bereits im 2. Kapitel <strong>der</strong> Laws of<br />

<strong>Form</strong> behandelt. Der zweite Kanon, genannt Kontrak¬tion <strong>der</strong> Referenz, dient <strong>der</strong><br />

Vereinfa<strong>ch</strong>ung <strong>der</strong> Darstellung. Er erlaubt es, mehrere Befehle in dem Sinne zusammen zu<br />

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