Die Form der Paradoxie - Uboeschenstein.ch
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zutrifft, bezei<strong>ch</strong>nen wir den Kalkül na<strong>ch</strong> übli<strong>ch</strong>em mathematis<strong>ch</strong>en Spra<strong>ch</strong>gebrau<strong>ch</strong> als<br />
vollständig. Vollständigkeit ist damit eine relationale Beziehung zwis<strong>ch</strong>en Kalkülen<br />
(Arithmetik und Algebra) und keine Eigens<strong>ch</strong>aft eines einzelnen. Eine Algebra wird<br />
„vollständig“ genannt, wenn sie alle Eigens<strong>ch</strong>aften <strong>der</strong> dazu¬gehörigen Arithmetik in <strong>Form</strong><br />
von Konsequenzen repräsentiert. Der Beweis bedarf einiges an mathematis<strong>ch</strong>en<br />
Fertigkeiten, weshalb er hier den Rahmen sprengen würde.<br />
Im Hinblick auf die Unvollständigkeitssätze von Kurt Gödel (siehe GÖDEL 1931) könnte die<br />
Feststellung, dass <strong>der</strong> Indikationenkalkül ni<strong>ch</strong>t nur kon¬sistent , also wi<strong>der</strong>spru<strong>ch</strong>sfrei ist,<br />
son<strong>der</strong>n au<strong>ch</strong> vollständig, auf den ersten Blick Wi<strong>der</strong>spru<strong>ch</strong> hervorrufen. Eine naheliegende<br />
Vermutung ist, dass die Sätze von Kurt Gödel hier keine Anwendung finden, weil die Laws of<br />
<strong>Form</strong> das Imaginäre zu repräsentieren erlauben (vgl. den Abs<strong>ch</strong>nitt in I. 4.: „Der re-entry und<br />
<strong>der</strong> imaginäre Wert“, S. 92ff.). Wenn das Imaginäre einem formalen System inhärent ist,<br />
lassen si<strong>ch</strong> die Sätze von Gödel ni<strong>ch</strong>t mehr auf dieses System applizieren.<br />
Zudem beweist George Spencer Brown im 10. Kapitel <strong>der</strong> Laws of <strong>Form</strong> die Unabhängigkeit<br />
<strong>der</strong> beiden Initiale <strong>der</strong> Primären Algebra. Das heißt, dass mit keinem von beiden das an<strong>der</strong>e<br />
Initial demonstriert werden kann. O<strong>der</strong> an<strong>der</strong>s formuliert: Würde man auf eines verzi<strong>ch</strong>ten,<br />
könnte man ni<strong>ch</strong>t die glei<strong>ch</strong>en Konsequenzen demonstrieren und erhielte mithin ni<strong>ch</strong>t den<br />
Indikationenkalkül. Das sagt aber ni<strong>ch</strong>ts darüber aus, ob man ni<strong>ch</strong>t au<strong>ch</strong> mit an<strong>der</strong>en<br />
Theoremen <strong>der</strong> Primären Arithmetik den Indikationenkalkül begründen könnte.<br />
Beweis und Demonstration bzw. Theorem und Konsequenz<br />
Für den geregelten Ablauf <strong>der</strong> Kalkulation und für seine Darstellung ist es ni<strong>ch</strong>t notwendig,<br />
vers<strong>ch</strong>iedene Begründungs- o<strong>der</strong> Re<strong>ch</strong>tfertigungsformen zu unters<strong>ch</strong>eiden und begriffli<strong>ch</strong><br />
sauber zu trennen. Das gehört ni<strong>ch</strong>t zum Kalkül, son<strong>der</strong>n zu seinem Meta-Berei<strong>ch</strong>. In <strong>der</strong><br />
Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te <strong>der</strong> Mathe¬matik wurde das au<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t getan, obwohl die Unters<strong>ch</strong>eidung<br />
zwis<strong>ch</strong>en Beweis und Demonstration sehr einleu<strong>ch</strong>tend ist. Mit ihr gewinnen wir einige<br />
Erkenntnisse über die Struktur von Kalkülen.<br />
Eine Demonstration ist eine Anwendung <strong>der</strong> Regeln des Kalküls, die au<strong>ch</strong> beispielsweise ein<br />
Computer ausführen kann. Für den Beweis eines Theorems haben wir dagegen etwas zu<br />
finden, das ni<strong>ch</strong>t in den Regeln und Gesetzen des Kalküls vorkommt und das einen weiteren<br />
Zusammenhang bes<strong>ch</strong>reibt. Das Beispiel <strong>der</strong> unendli<strong>ch</strong> vielen Primzahlen ma<strong>ch</strong>t den<br />
Unter¬s<strong>ch</strong>ied deutli<strong>ch</strong> (vgl. S. 25f.). Für den Beweis wird zwar abstrakt auf die<br />
Grundre<strong>ch</strong>enarten zurückgegriffen, die den Anwendungen <strong>der</strong> Konsequen¬zen entspre<strong>ch</strong>en.<br />
Aber dies ist nur Hilfsmittel für eine Beweisidee. Tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> kommt in dem Beweis keine<br />
einzige Demonstration vor. Au<strong>ch</strong> Beweisideen können die <strong>Form</strong> von anerkannten Mustern<br />
haben. In diesem Beispiel besteht es darin, die Endli<strong>ch</strong>keit <strong>der</strong> Anzahl <strong>der</strong> Primzahlen<br />
anzu¬nehmen, und dann einen Re<strong>ch</strong>enweg zu finden, mit dem man auf einen Wi<strong>der</strong>spru<strong>ch</strong><br />
stößt; es handelt si<strong>ch</strong> um einen so genannten Wi<strong>der</strong>spru<strong>ch</strong>s¬beweis. Wenn wir eine größte<br />
Primzahl als gegeben annehmen und bestimmte Überlegungen vollziehen, die mit dieser<br />
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