Die Form der Paradoxie - Uboeschenstein.ch
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„die Asymmetrie die Bedingung s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>thin für die Ans<strong>ch</strong>lussfähigkeit von<br />
Unters<strong>ch</strong>eidungen.“ (BAECKER 1993b: 17)<br />
Erst die Asymmetrie ma<strong>ch</strong>t Erkenntnis (im weitesten Sinne) mögli<strong>ch</strong>, denn mit <strong>der</strong> Anzeige<br />
wird eine Ordnung in die Un-Ents<strong>ch</strong>iedenheit, die Symmetrie <strong>der</strong> „no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t“ indizierten<br />
Unters<strong>ch</strong>eidung eingeführt. Das Treffen einer Unters<strong>ch</strong>eidung impliziert die Verwendung<br />
einer Anzeige, so dass man nun auf <strong>der</strong> einen und ni<strong>ch</strong>t auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite <strong>der</strong><br />
Unter¬s<strong>ch</strong>eidung steht. <strong>Die</strong>se Seite kann man nun weiter unters<strong>ch</strong>eiden, aber man kommt<br />
ni<strong>ch</strong>t zur Einheit <strong>der</strong> verwendeten Unters<strong>ch</strong>eidung zurück.<br />
Wenn keine Unters<strong>ch</strong>eidung getroffen wird, ges<strong>ch</strong>ieht ni<strong>ch</strong>ts, niemand kann einen<br />
Unters<strong>ch</strong>ied feststellen. Es kann keine Beoba<strong>ch</strong>tung, kein Gedanke und keine<br />
Kommunikation stattfinden bzw. ans<strong>ch</strong>ließen, und es ma<strong>ch</strong>t wenig Sinn, davon zu spre<strong>ch</strong>en,<br />
dass denno<strong>ch</strong> etwas passiert. Denn in einer „unters<strong>ch</strong>iedslosen Welt“ wäre ja jede<br />
Verän<strong>der</strong>ung einerseits die Verän<strong>der</strong>ung von „etwas“, also etwas von an<strong>der</strong>em<br />
Unters<strong>ch</strong>iedenem, und würde an<strong>der</strong>erseits den Unters<strong>ch</strong>ied zwis<strong>ch</strong>en den Zuständen vor<br />
und na<strong>ch</strong> <strong>der</strong> Verän<strong>der</strong>ung implizieren.<br />
<strong>Die</strong> Einheit von Unters<strong>ch</strong>eidung/Anzeige ist Beoba<strong>ch</strong>tung; das, was immer gerade jetzt<br />
ges<strong>ch</strong>ieht. Denn wenn man beoba<strong>ch</strong>tet, trifft man Unters<strong>ch</strong>eidungen und bezieht si<strong>ch</strong> eben<br />
immer auf eine Seite einer Unter¬s<strong>ch</strong>eidung.<br />
Obwohl also die Ideen <strong>der</strong> Unters<strong>ch</strong>eidung und <strong>der</strong> Anzeige simultan und glei<strong>ch</strong>bere<strong>ch</strong>tigt<br />
zusammenhängen, fährt George Spencer Brown im zweiten Satz fort mit:<br />
„Wir nehmen daher die <strong>Form</strong> <strong>der</strong> Unters<strong>ch</strong>eidung für die <strong>Form</strong>.“ (SPENCER BROWN 1997:<br />
1)<br />
Das ist ein Vorgriff auf den <strong>Form</strong>begriff, <strong>der</strong> im zweiten Kapitel <strong>der</strong> Laws of <strong>Form</strong> eingeführt<br />
wird. <strong>Die</strong> Ents<strong>ch</strong>eidung, die <strong>Form</strong> <strong>der</strong> Unters<strong>ch</strong>eidung anstatt die <strong>Form</strong> <strong>der</strong> Anzeige als <strong>Form</strong><br />
zu wählen, ist an si<strong>ch</strong> willkürli<strong>ch</strong> und hat rein pragmatis<strong>ch</strong>e Gründe, denn wie wir sahen, liegt<br />
au<strong>ch</strong> je<strong>der</strong> Unters<strong>ch</strong>eidung eine Anzeige zugrunde.<br />
In diesem Sinne merkt Ranulph Glanville an, dass wir au<strong>ch</strong> die <strong>Form</strong> <strong>der</strong> Anzeige für die<br />
<strong>Form</strong> nehmen könnten, da wir das, was wir unter¬s<strong>ch</strong>eiden wollen, au<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>on anzeigen<br />
müssen, um es zu unters<strong>ch</strong>eiden (vgl. GLANVILLE 1988: 167). <strong>Die</strong> ersten Sätze <strong>der</strong> Laws of<br />
<strong>Form</strong> könnten also au<strong>ch</strong> lauten:<br />
Wir nehmen die Idee <strong>der</strong> Unters<strong>ch</strong>eidung und die Idee <strong>der</strong> Anzeige als gegeben an, und<br />
dass wir keine Unters<strong>ch</strong>eidung treffen können, ohne eine Anzeige vorzunehmen. Wir<br />
nehmen daher die <strong>Form</strong> <strong>der</strong> Anzeige für die <strong>Form</strong>. <br />
Dass George Spencer Brown die <strong>Form</strong> <strong>der</strong> Unters<strong>ch</strong>eidung für die <strong>Form</strong> nimmt, und ni<strong>ch</strong>t die<br />
<strong>Form</strong> <strong>der</strong> Anzeige, meint, dass später ein Symbol eingeführt wird, wel<strong>ch</strong>es für eine<br />
Unters<strong>ch</strong>eidung bzw. für das Getroffen¬sein o<strong>der</strong> das Treffen einer Unters<strong>ch</strong>eidung steht.<br />
Der Kalkül ist eine <strong>Form</strong>alisierung des Treffens von Unters<strong>ch</strong>eidungen und er operiert mit<br />
Anzeigen. Für den Kalkül ist irrelevant, dass unters<strong>ch</strong>eiden und anzeigen gemeinsam<br />
auftreten. Es ist nur wi<strong>ch</strong>tig, die eine Ri<strong>ch</strong>tung des Zusammen¬hanges herzustellen: Um<br />
anzuzeigen, muss unters<strong>ch</strong>ieden sein.<br />
No<strong>ch</strong> einmal: Es geht also mit einer Unters<strong>ch</strong>eidung, die getroffen wird, unmittelbar eine<br />
Anzeige einher, die ja gewissermaßen erst anzeigt, wel<strong>ch</strong>e Unters<strong>ch</strong>eidung es denn ist.<br />
Glei<strong>ch</strong>zeitig ist eine Unters<strong>ch</strong>eidung nur brau<strong>ch</strong>bar, kann nur getroffen werden, wenn au<strong>ch</strong><br />
angezeigt wird. Eine Anzeige ist ni<strong>ch</strong>t zu verwe<strong>ch</strong>seln mit einem Namen, <strong>der</strong> eine elaborierte<br />
<strong>Form</strong> <strong>der</strong> Anzeige ist. Wir finden also in <strong>der</strong> Unters<strong>ch</strong>eidung und <strong>der</strong> Anzeige zwei Aspekte<br />
einer Einheit, und diese Einheit, das heißt ihr gemeinsames, simultanes Auftreten ist<br />
Beoba<strong>ch</strong>tung. Ni<strong>ch</strong>tsdestotrotz kann man die Funktion dieser beiden Aspekte für<br />
Beoba<strong>ch</strong>tung getrennt betra<strong>ch</strong>ten – o<strong>der</strong> vielmehr: man kann sie nur beoba<strong>ch</strong>ten, indem<br />
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