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Die Form der Paradoxie - Uboeschenstein.ch

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Damit ist na<strong>ch</strong>vollziehbar, wie wir von dem Ausdruck S1 zu dem ähn¬li<strong>ch</strong>en, verlängerten S2<br />

gelangen. Indem wir die Re<strong>ch</strong>ens<strong>ch</strong>ritte erneut ausführen, erweitern bzw. verlängern wir zum<br />

Beispiel S2 zu S3 usw. Je<strong>der</strong> dieser Ausdrücke Si ist in Abhängigkeit <strong>der</strong> Werte von a und<br />

b selbstverständli<strong>ch</strong> auf einen <strong>der</strong> primären Zustände zurückführbar. Da wir<br />

Äquivalenzumformungen vornehmen, haben alle diese dur<strong>ch</strong> die wie<strong>der</strong>¬kehrende<br />

S<strong>ch</strong>rittfolge produzierten Ausdrücke die glei<strong>ch</strong>en Werte für die glei<strong>ch</strong>e Einsetzung von a und<br />

b. Sie sind für alle Si identis<strong>ch</strong>.<br />

Aufgrund des fünften Kanons <strong>der</strong> Erweiterung <strong>der</strong> Referenz können wir den Vorgang <strong>der</strong><br />

Verlängerung des Ausdruckes S1 uneinges<strong>ch</strong>ränkt, also endlos fortsetzen.<br />

Das ist <strong>der</strong> „Knackpunkt“, <strong>der</strong> den Indikationenkalkül von Booles Algebra u.ä. unters<strong>ch</strong>eidet.<br />

Denn nur über die unendli<strong>ch</strong>e Fortsetzung <strong>der</strong> Re<strong>ch</strong>ens<strong>ch</strong>ritte kann <strong>der</strong> unendli<strong>ch</strong>e Ausdruck<br />

konstruiert werden. Und nur ein unendli<strong>ch</strong>er Ausdruck kann in eine selbstbezügli<strong>ch</strong>e endli<strong>ch</strong>e<br />

<strong>Form</strong> gebra<strong>ch</strong>t werden. Der Vorgang <strong>der</strong> Verlängerung setzt si<strong>ch</strong> zeitlos fort, ihm wird kein<br />

Ende gesetzt. Für jemanden, <strong>der</strong> ihn produzieren, also festlegen wollte, ist das ein<br />

unmögli<strong>ch</strong>es Unterfangen, weil es unendli<strong>ch</strong> viel Zeit bräu<strong>ch</strong>te.<br />

Weil wir den spezifis<strong>ch</strong>en wie<strong>der</strong>kehrenden Charakter <strong>der</strong> endlosen Folge von Ausdrücken<br />

erkennen, können wir in <strong>der</strong> Vorstellung zu einem unendli<strong>ch</strong>en Ausdruck gelangen. Mit Hilfe<br />

von Punkten (...) kann er vorläufig gekennzei<strong>ch</strong>net sein. Wir besitzen wegen des Weges<br />

über die Unendli<strong>ch</strong>keit jedo<strong>ch</strong> keine Gewissheit darüber, ob dieser no<strong>ch</strong> ungreifbare<br />

Ausdruck S au<strong>ch</strong> die glei<strong>ch</strong>en Werte annimmt wie die Si.<br />

S: ... a b a b ...<br />

Wegen seiner speziellen <strong>Form</strong> können wir den Ausdruck S mit einem endli<strong>ch</strong>en <strong>Form</strong>alismus<br />

als Glei<strong>ch</strong>ung ausdrücken:<br />

S: f = f a b<br />

Da <strong>der</strong> Teil f des Ausdruckes, indem er unendli<strong>ch</strong> fortgesetzt wird, in je<strong>der</strong> geradzahligen<br />

Tiefe identis<strong>ch</strong> mit dem ganzen Ausdruck ist, da er also in seinem eigenen Raum wie<strong>der</strong><br />

vorkommt, erhielt diese <strong>Form</strong> den Namen re-entry (Wie<strong>der</strong>-Eintritt). Hier ist es keine einzelne<br />

Unters<strong>ch</strong>eidung, die in si<strong>ch</strong> selbst eingeführt wird, son<strong>der</strong>n ein Ausdruck, <strong>der</strong> in si<strong>ch</strong> selbst<br />

vorkommt.<br />

Mit dem re-entry einer <strong>Form</strong> in sie selbst wird das Infinite in finiter Gestalt präsentiert. Das<br />

heißt, Selbstbezügli<strong>ch</strong>keit ermögli<strong>ch</strong>t Endli<strong>ch</strong>keit in <strong>der</strong> Darstellung von Unendli<strong>ch</strong>keit. Dabei<br />

wird die Redundanz genutzt, die unendli<strong>ch</strong>e, aber regelmäßige Ausdrücke, das heißt<br />

Ausdrücke mit wie<strong>der</strong>kehrenden Teilausdrücken, mit si<strong>ch</strong> bringen. Ohne diese<br />

Regel¬mäßigkeit wäre die formale Vereinfa<strong>ch</strong>ung mittels Selbstbezug ni<strong>ch</strong>t mögli<strong>ch</strong>.<br />

Über die Unendli<strong>ch</strong>keit sind die beiden f in <strong>der</strong> Glei<strong>ch</strong>ung S tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> identis<strong>ch</strong>. O<strong>der</strong><br />

an<strong>der</strong>sherum: Damit S erfüllt sein kann, muss f ein unend¬li<strong>ch</strong>er Ausdruck sein. <strong>Die</strong>s ist als<br />

endli<strong>ch</strong>e Glei<strong>ch</strong>ung darstellbar, indem die beiden f auf einer an<strong>der</strong>en Ebene stehen: Das f<br />

auf <strong>der</strong> re<strong>ch</strong>ten Seite steht in einem Ausdruck in <strong>der</strong> Tiefe zwei. Und insofern bezieht f si<strong>ch</strong><br />

auf si<strong>ch</strong> selbst. Wir halten also fest, dass mit Hilfe von Selbstbezügli<strong>ch</strong>keit unend¬li<strong>ch</strong>e<br />

Ausdrücke in eine endli<strong>ch</strong>e Darstellung gebra<strong>ch</strong>t werden können. Denn die mögli<strong>ch</strong>en Werte<br />

<strong>der</strong> Variablen in <strong>der</strong> Glei<strong>ch</strong>ung S sind nun in einer endli<strong>ch</strong>en Anzahl von S<strong>ch</strong>ritten<br />

bere<strong>ch</strong>enbar. Um f zu bestimmen, betra<strong>ch</strong>tet man, wel<strong>ch</strong>en <strong>der</strong> beiden einfa<strong>ch</strong>en Zustände f<br />

unter einer bestimmten Belegung von a und b annimmt. Wir erhalten<br />

überras<strong>ch</strong>en¬<strong>der</strong>weise: Für a = b = n hängt das f auf <strong>der</strong> linken Seite davon ab, wel<strong>ch</strong>en<br />

Wert man für das f auf <strong>der</strong> re<strong>ch</strong>ten Seite annimmt. Jede <strong>der</strong> beiden Annah¬men ist zwar<br />

selbstbestätigend, insofern das zunä<strong>ch</strong>st unbestimmte f im Wert dem zunä<strong>ch</strong>st festgelegten f<br />

entspre<strong>ch</strong>en muss, aber es sind eben beide Annahmen mögli<strong>ch</strong>. Und damit hat <strong>der</strong><br />

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