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Die Form der Paradoxie - Uboeschenstein.ch

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unendli<strong>ch</strong>e Ausdruck S ni<strong>ch</strong>t für jede Belegung von a und b die glei<strong>ch</strong>en Werte wie die Si.<br />

Für diese gilt, dass sie den unmarkierten Wert anzeigen, wenn a und b unmarkiert sind.<br />

<strong>Die</strong> Tatsa<strong>ch</strong>e, dass wir unendli<strong>ch</strong> viele S<strong>ch</strong>ritte unternehmen mussten (und weiterhin<br />

müssen), um S hervorzubringen, hat zur Folge, dass wir<br />

„...von einem gegebenen Ausdruck S1 aus einen Ausdruck S errei<strong>ch</strong>en können, <strong>der</strong> ni<strong>ch</strong>t<br />

äquivalent mit S1 ist.“ (SPENCER BROWN, 1997: 49)<br />

Mathematis<strong>ch</strong> betra<strong>ch</strong>tet wurde damit über Unendli<strong>ch</strong>keit und Selbst¬bezügli<strong>ch</strong>keit<br />

Unbestimmtheit in die Kalkulation eingeführt. Bisher hatten wir in <strong>der</strong> Browns<strong>ch</strong>en Algebra<br />

Unbestimmtheit nur insofern zu berück¬si<strong>ch</strong>tigen, als ein Ausdruck unabhängige Variablen<br />

enthielt, so dass er im Allgemeinen nur mit <strong>der</strong> Kenntnis bestimmt werden konnte, wel<strong>ch</strong>e<br />

Zustände dur<strong>ch</strong> die Variablen angezeigt sind. Der Grad sol<strong>ch</strong>er Glei<strong>ch</strong>un¬gen ist eins. <strong>Die</strong><br />

hier betra<strong>ch</strong>tete Glei<strong>ch</strong>ung S ist jedo<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> Festlegung von a und b ni<strong>ch</strong>t restlos bestimmt.<br />

Der Grad ihrer Unbestimmtheit ist daher: zwei.<br />

Der re-entry und <strong>der</strong> imaginäre Wert<br />

Wegen <strong>der</strong> Unendli<strong>ch</strong>keit von Ausdrücken ist es mögli<strong>ch</strong>, algebrais<strong>ch</strong>e Glei<strong>ch</strong>ungen<br />

aufzustellen, die in <strong>der</strong> Primären Arithmetik ni<strong>ch</strong>t dargestellt werden können. Der Abste<strong>ch</strong>er<br />

in die Unendli<strong>ch</strong>keit ma<strong>ch</strong>t es unmögli<strong>ch</strong>, bestimmte Glei<strong>ch</strong>ungen in <strong>der</strong> Arithmetik zu<br />

überprüfen. Sie können jedo<strong>ch</strong> in <strong>der</strong> Algebra bestimmt werden. Das einfa<strong>ch</strong>ste Beispiel ist:<br />

O : f = f<br />

<strong>Die</strong>se Glei<strong>ch</strong>ung ist erfüllt, wenn f mit dem Ausdruck o: ... ... glei<strong>ch</strong>gesetzt wird, <strong>der</strong> eine<br />

unendli<strong>ch</strong>e Anzahl ineinan<strong>der</strong> gestellter Markierungen repräsentiert. Sie wird<br />

Oszillatorfunktion genannt. Eine weitere Glei<strong>ch</strong>ung ist die Gedä<strong>ch</strong>tnisfunktion:<br />

G : f =<br />

f<br />

In G kann f den markierten und den unmarkierten Zustand annehmen, um die Glei<strong>ch</strong>ung zu<br />

erfüllen, und au<strong>ch</strong> o ist Lösung dieser Glei<strong>ch</strong>ung. Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite steht f in <strong>der</strong><br />

Glei<strong>ch</strong>ung O den arithmetis<strong>ch</strong>en Lösungen und ni<strong>ch</strong>t offen. Und wenn o die Glei<strong>ch</strong>ung<br />

O lösen soll, kann o kein feststehen<strong>der</strong> Ausdruck sein. Er muss si<strong>ch</strong> unentwegt verlängern.<br />

<strong>Die</strong>ser Zustand befindet si<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> George Spencer Brown ni<strong>ch</strong>t mehr im Raum – wie alle<br />

<strong>Form</strong>en und Ausdrücke zuvor –, son<strong>der</strong>n in <strong>der</strong> Zeit. Zeit ist ein vollkommen neues Konzept<br />

im Kalkül. Zeit ist au<strong>ch</strong> <strong>Form</strong>, aber sie stammt aus <strong>der</strong> Idee <strong>der</strong> Verän<strong>der</strong>ung, während<br />

Raum, unser bisheriges Konzept, auf <strong>der</strong> Idee <strong>der</strong> Konstanz, <strong>der</strong> Stabilität beruht.<br />

„Wir wei<strong>ch</strong>en aus in den Tunnel, und das heißt: in die Zeit.“ (BAECKER 1993b: 13)<br />

<strong>Die</strong> paradoxe, von <strong>der</strong> einen auf die an<strong>der</strong>e Seite <strong>der</strong> Unters<strong>ch</strong>eidung verweisende Situation,<br />

wie sie die Oszillatorfunktion darstellt, kann mit den Mitteln, die <strong>der</strong> Kalkül mit den<br />

Glei<strong>ch</strong>ungen ersten Grades bereitstellt, ni<strong>ch</strong>t gelöst werden. We<strong>der</strong> ist eine <strong>der</strong> Seiten die<br />

Lösung no<strong>ch</strong> beide o<strong>der</strong> keine. Deshalb wird ein völlig neues Konzept eingeführt, ein<br />

Konzept, das die paradoxe Situation in ein Na<strong>ch</strong>einan<strong>der</strong> <strong>der</strong> Zustände auflöst. In einer<br />

endlosen Oszillation we<strong>ch</strong>selt die Markierung zwis<strong>ch</strong>en den beiden Zuständen o<strong>der</strong> Werten.<br />

Der unendli<strong>ch</strong>e Ausdruck o muss unentwegt verlängert werden, um die Bedingung zu<br />

erfüllen, O zu lösen. Weil <strong>der</strong> Vorgang ohne Ende verläuft, setzt er si<strong>ch</strong> zeitlos fort. Auf <strong>der</strong><br />

einen Seite generiert er also Zeit, weil <strong>der</strong> imaginäre Zustand <strong>der</strong> <strong>Form</strong> ni<strong>ch</strong>t im Raum lösbar<br />

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