Die Form der Paradoxie - Uboeschenstein.ch
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Luhmann spri<strong>ch</strong>t dabei vom re-entry <strong>der</strong> Unters<strong>ch</strong>eidung in das Unters<strong>ch</strong>iedene. So führt ein<br />
re-entry beispielsweise zu Fragen wie: Ist die Unters<strong>ch</strong>eidung zwis<strong>ch</strong>en wahr und fals<strong>ch</strong><br />
selbst wahr o<strong>der</strong> fals<strong>ch</strong>? Ist die Unters<strong>ch</strong>eidung zwis<strong>ch</strong>en gere<strong>ch</strong>t und ungere<strong>ch</strong>t selbst denn<br />
überhaupt gere<strong>ch</strong>t?<br />
Nur mit <strong>der</strong> Figur des re-entry ist (Selbst-)Reflexion mögli<strong>ch</strong>, denn nur so ist es mögli<strong>ch</strong>, si<strong>ch</strong><br />
intern wie von außen zu beoba<strong>ch</strong>ten. Au<strong>ch</strong> Selbst¬referenzen wie die Erfors<strong>ch</strong>ung <strong>der</strong><br />
Fors<strong>ch</strong>ung, die Liebe <strong>der</strong> Liebe o<strong>der</strong> das Erlernen des Lernens etc. sind dur<strong>ch</strong> einen re-entry<br />
bes<strong>ch</strong>reibbar. Im Kontext des vorliegenden Textes wird die Figur des re-entry aber vor allem<br />
für die ernsten wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Probleme in den Grundlagen <strong>der</strong> Mathematik fru<strong>ch</strong>tbar<br />
(siehe dazu den Teil II: „Zu den Grundlagen <strong>der</strong> Mathematik: <strong>Die</strong> <strong>Form</strong> <strong>der</strong> <strong>Paradoxie</strong>“, S.<br />
112ff.).<br />
11. Kapitel: Glei<strong>ch</strong>ungen zweiten Grades<br />
Das 11. Kapitel <strong>der</strong> Laws of <strong>Form</strong> leitet George Spencer Brown ein, indem er betont, dass<br />
die Anzahl <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>ritte in einer Demonstration endli<strong>ch</strong> ist. Hätten wir uns ni<strong>ch</strong>t <strong>der</strong>art<br />
bes<strong>ch</strong>ränkt, hätten wir Demonstrationen ni<strong>ch</strong>t dur<strong>ch</strong>führen können; wir hätten in unendli<strong>ch</strong>en<br />
Ausdrücken keine Mögli<strong>ch</strong>keit, ihren Wert zu bestimmen. Der Kanon 9 (Regel <strong>der</strong><br />
Demonst¬ration) ist ein Prinzip, das wir die ganze Zeit befolgt haben und befolgen mussten.<br />
Es besagt, dass die Demonstration einer jeden Äquivalenz von Ausdrücken in endli<strong>ch</strong> vielen<br />
S<strong>ch</strong>ritten dur<strong>ch</strong>geführt werden kann (vgl. SPENCER BROWN 1997: 47; 1969: 54). Denn<br />
wenn sie ni<strong>ch</strong>t in endli<strong>ch</strong> vielen S<strong>ch</strong>ritten dur<strong>ch</strong>geführt werden kann, kommt man nie zu<br />
einem Ende, das heißt, man könnte die Demonstration ni<strong>ch</strong>t dur<strong>ch</strong>führen. Der neunte Kanon<br />
ist eine Wie<strong>der</strong>holung und Fixierung <strong>der</strong> Endli<strong>ch</strong>keit, die wir für Ausdrücke (ni<strong>ch</strong>t für<br />
Re<strong>ch</strong>ens<strong>ch</strong>ritte) s<strong>ch</strong>on im ersten Theorem („<strong>Form</strong>“) gefunden hatten.<br />
Unendli<strong>ch</strong>e Ausdrücke und selbstbezügli<strong>ch</strong>e Glei<strong>ch</strong>ungen<br />
Wir können eine Folge von wie<strong>der</strong>kehrenden Befehlen beginnen, um einen Anfangsausdruck<br />
in an<strong>der</strong>e, äquivalente Ausdrücke zu än<strong>der</strong>n, die si<strong>ch</strong> nur in <strong>der</strong> Länge unters<strong>ch</strong>eiden:<br />
Abwe<strong>ch</strong>selnd sind a und b dur<strong>ch</strong> eine Unter¬s<strong>ch</strong>eidung getrennt. Mit <strong>der</strong> Darstellung einer<br />
S<strong>ch</strong>rittfolge von äquivalenten Ausdrücken zeigt George Spencer Brown, dass <strong>der</strong> Ausdruck<br />
S1: a b<br />
auf eine Weise umgeformt werden kann, so dass Ausdrücke entstehen, die na<strong>ch</strong> glei<strong>ch</strong>er<br />
<strong>Form</strong> aufgebaut sind, so dass si<strong>ch</strong> a und b dur<strong>ch</strong> jeweils ein cross getrennt abwe<strong>ch</strong>seln. Wir<br />
erläutern die Demonstration wie folgt:<br />
a b = a b a b Hier wird C5 angewendet, wona<strong>ch</strong> ein beliebiger Ausdruck au<strong>ch</strong><br />
zweimal nebeneinan<strong>der</strong> ges<strong>ch</strong>rieben werden kann.<br />
= a b a b Mit Konsequenz C1 wird das b des ersten Teilausdrucks unter zwei<br />
Kreuze gestellt.<br />
= a b a a b b Na<strong>ch</strong> Initial J2 kann <strong>der</strong> re<strong>ch</strong>te Teilausdruck unter die beiden Kreuze<br />
ges<strong>ch</strong>rieben werden, die innerhalb des linken Teilausdruckes stehen.<br />
= a b a b Mit CL wird <strong>der</strong> re<strong>ch</strong>te Teilausdruck im äußersten Kreuz vereinfa<strong>ch</strong>t.<br />
= a b a b Na<strong>ch</strong> Konsequenz C1 können die beide Kreuze, die das b beinhalten,<br />
weggelassen werden. <strong>Die</strong>ser Ausdruck wird S2 genannt.<br />
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