FTB_2015_web_dt.
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5 Ausgewählte Themen der österreichischen FTI-Politik<br />
Ein weiterer indirekter Effekt von Prozessinnovationen,<br />
der Beschäftigungsverluste möglicherweise<br />
kompensiert, sind Beschäftigungseffekte<br />
in den Firmen, die diese neuen Produktionstechnologien<br />
herstellen, also vor allem in der<br />
Fahrzeug- und der Maschinenbauindustrie. Diese<br />
beiden Branchen gehören zu den bedeutendsten<br />
Sektoren der österreichischen Sachgüterproduktion,<br />
sodass dieser Effekt im österreichischen<br />
Kontext vermutlich bedeutend ist.<br />
Schließlich führen Prozessinnovationen oftmals<br />
zu Verbesserungen der Produktionsqualität,<br />
wie etwa der Genauigkeit oder der Verringerung<br />
des Ausschusses. Diese Verbesserungen können<br />
einerseits zu einer höheren Produktqualität führen,<br />
was wiederum die Nachfrage nach den Produkten<br />
steigern kann. Andererseits ermöglicht<br />
eine höhere Produktionsqualität auch Produktinnovationen,<br />
die mit früheren Produktionstechnologien<br />
nicht möglich waren.<br />
Neue Produkte, also Produktinnovationen,<br />
wirken im Gegensatz zu Prozessinnovationen<br />
überwiegend positiv auf die Beschäftigung (siehe<br />
Abb. 5‐1). Dieser Effekt erklärt sich vor allem daraus,<br />
dass neue Produkte auch neue Nachfrage<br />
schaffen, weil sie Bedürfnisse befriedigen, die<br />
von bestehenden Produkten nur unzureichend<br />
abgedeckt wurden.<br />
Dieser positive Effekt wird allerdings, wie im<br />
Fall von Prozessinnovationen, durch mehrere negative<br />
Verdrängungseffekte abgeschwächt. Einerseits<br />
verdrängen neue Produkte die bestehenden<br />
(„alten“) Produkte einer Firma; so geht bei<br />
Markteinführung eines neuen Mobiltelefons die<br />
Nachfrage nach den Vorgängermodellen üblicherweise<br />
drastisch zurück. Ebenso hat die<br />
Markteinführung eines neuen Produkts oft negative<br />
Auswirkungen auf den Absatz der Konkurrenzprodukte<br />
anderer Firmen („business stealing“).<br />
Die Stärke dieser Verdrängungseffekte<br />
und damit der Nettobeschäftigungseffekt von<br />
Produktinnovationen wird einerseits durch die<br />
Preisunterschiede zwischen neuen und existierenden<br />
Produkten bestimmt, andererseits ergibt<br />
sich der Nettobeschäftigungseffekt von Produktinnovationen<br />
aus dem Ausmaß, in dem neue und<br />
existierende Produkte einander ergänzen oder ersetzen.<br />
Ein weiterer Effekt, der die potentiell positive<br />
Wirkung von Produktinnovationen auf die Beschäftigung<br />
abschwächen kann, ist der Produktivitätseffekt<br />
von Produktinnovationen (siehe<br />
Abb. 5‐1: Wichtige Zusammenhänge zwischen Beschäftigung und Innovation<br />
+ / - +<br />
Neue Produkte<br />
schaffen neue<br />
Nachfrage<br />
Produkte<br />
werden billiger<br />
Prozessinnovation<br />
Produktinnovation<br />
Beschäftigung<br />
Quelle: Darstellung WIFO.<br />
Neue Produkte brauchen<br />
weniger Arbeit<br />
Neue Prozesse brauchen<br />
weniger Arbeit<br />
- -<br />
112 Forschungs- und Technologiebericht <strong>2015</strong>