FTB_2015_web_dt.
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5 Ausgewählte Themen der österreichischen FTI-Politik<br />
petenz-Trainings, Sensibilisierungsaktivitäten<br />
oder Stipendien für junge Wissenschaftlerinnen<br />
eher selten umgesetzt. Zudem zeigen auch Interviews<br />
mit ausgewählten Forschungseinrichtungen,<br />
dass das Bekenntnis zu Gleichstellung<br />
häufig eher formaler bzw. prinzipieller Natur<br />
ist, aber in das organisationale Handeln noch<br />
nicht integriert ist. Die Unterrepräsentanz von<br />
Frauen wird als externes Problem der Schulen<br />
und Universitäten betrachtet, aber nicht als Herausforderung<br />
für die eigene Organisation. Demgegenüber<br />
stehen Einrichtungen, die sich aktiv<br />
sowohl um die Rekrutierung von Wissenschaftlerinnen<br />
als auch um die Förderung des Interesses<br />
von Mädchen für technische Ausbildungen<br />
bemühen. Diese Einrichtungen nehmen ihre<br />
Rolle in der Förderung von Gleichstellung wesentlich<br />
anders wahr: Sie externalisieren die<br />
Verantwortung nicht, sondern leisten einen aktiven<br />
Beitrag für mehr Gleichstellung in Forschung,<br />
Technologie und Innovation.<br />
Zusammenfassend kann eine positive Entwicklung<br />
des Wissenschaftlerinnen-Anteils in<br />
der außeruniversitären naturwissenschaftlichtechnischen<br />
Forschung zwischen 2004 und 2013<br />
festgestellt werden. Trotzdem ist der Handlungsbedarf<br />
nach wie vor evident: Die Entwicklung ist<br />
nicht nur zwischen den einzelnen Forschungseinrichtungen<br />
diskontinuierlich verlaufen, sondern<br />
einige Forschungseinrichtungen weisen Anzeichen<br />
einer Stagnation bzw. leichter Rückschritte<br />
auf. Positiv hervorzuheben ist die Entwicklung<br />
in den COMET-Zentren, die einen wesentlichen<br />
Beitrag zur Erhöhung des Wissenschaftlerinnen-Anteils<br />
insbesondere seit 2008<br />
geleistet haben. Die Ergebnisse der Gleichstellungserhebung<br />
zeigen, dass die COMET-Zentren<br />
vor allem auch durch die Fördergeber dazu motiviert<br />
und aktiviert werden, Maßnahmen zur Förderung<br />
von Gleichstellung umzusetzen. Zudem<br />
wird Gleichstellung auch in den Zwischenberichten<br />
kontinuierlich thematisiert. Dadurch erhält<br />
das Thema einen anderen Stellenwert und<br />
eine höhere Aufmerksamkeit in den einzelnen<br />
Organisationen, was – so ist zu vermuten – positiv<br />
auf die Partizipation von Frauen wirkt.<br />
5.2.4 Gleichstellung in der grundlagenorientierten<br />
außeruniversitären Forschung<br />
Die Österreichische Akademie der Wissenschaften<br />
(ÖAW) und das Institute of Science and Technology<br />
Austria (IST Austria), die dem außeruniversitären<br />
Bereich mit Fokus auf Grundlagenforschung<br />
zuzurechnen sind, wurden im Gleichstellungsmonitoring<br />
bislang nicht erfasst. Nachfolgend<br />
wird ein Überblick über die in diesen beiden<br />
Institutionen vorhandenen Maßnahmen und<br />
Aktivitäten zur Förderung von Chancengleichheit<br />
gegeben.<br />
Die ÖAW bekennt sich zur Gleichbehandlung<br />
der Geschlechter, hat dies in ihrer Geschäftsordnung<br />
von 2011 verankert und ist bestrebt, die<br />
Partizipation von Frauen auf allen Ebenen zu erhöhen.<br />
Im Jahr 2014 waren – berechnet nach<br />
Vollzeitäquivalenten – insgesamt 1.152 Personen<br />
als MitarbeiterInnen an der ÖAW beschäftigt.<br />
Der Frauenanteil beläuft sich auf rd. 43 %. Betrachtet<br />
man das wissenschaftliche Personal, so<br />
zeigt sich, dass 39 % aller WissenschaftlerInnen<br />
Frauen sind. Ein größerer Gender-Gap ist zwischen<br />
den Bereichen Mathematik, Naturwissenschaften<br />
und Technik (MNT) sowie Geistes-, Sozial-<br />
und Kulturwissenschaften (GSK) zu beobachten:<br />
Während in den GSK ein nahezu ausgewogenes<br />
Geschlechterverhältnis (48 %) herrscht,<br />
sind im MNT-Bereich nur 33 % der WissenschaftlerInnen<br />
Frauen. Von den 29 Institutsleitungen<br />
ist gegenwärtig nur eine von einer Frau<br />
besetzt (3,5 %). Der ÖAW ist es dementsprechend<br />
ein äußerst wichtiges gesellschaftspolitisches<br />
Anliegen, international ausgewiesene Forscherinnen<br />
an die ÖAW in Top-Positionen zu berufen.<br />
Es werden bei den Berufungsverfahren geeignete<br />
Bewerberinnen identifiziert und zur Bewerbung<br />
eingeladen. Bei den Mitgliedern der ÖAW<br />
beträgt der Frauenanteil 2014 rd. 13 %, wobei<br />
von den 2014 neu aufgenommenen Mitgliedern<br />
50 % Frauen waren. 43<br />
Im Rahmen der Leistungsvereinbarung 2012–<br />
2014 wurden ein Frauenförderungsplan sowie ein<br />
ÖAW-Karrieremodell erarbeitet. Beide Maßnahmen<br />
sind eng miteinander verzahnt und werden<br />
132 Forschungs- und Technologiebericht <strong>2015</strong>