FTB_2015_web_dt.
FTB_2015_web_dt.
FTB_2015_web_dt.
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
4 Forschung und Innovation im Unternehmenssektor<br />
Die Vernetzung von Produktionsschritten innerhalb<br />
von Unternehmen und zwischen Unternehmen<br />
scheint eine neue Dimension von Prozessinnovationen<br />
und damit Rationalisierungen<br />
zu ermöglichen. Prozessinnovationen beschränken<br />
sich dabei nicht nur auf manuelle Tätigkeiten,<br />
sondern erfassen zunehmend auch intellektuelle<br />
Tätigkeiten. Die technologischen Entwicklungen<br />
von Industrie 4.0 implizieren – wie<br />
auch schon bei ähnlichen Basisinnovationen in<br />
der Vergangenheit – daher die Frage, ob die neuen<br />
Technologien und Netzwerklösungen netto positive<br />
Auswirkungen auf die Beschäftigung haben<br />
werden oder nicht. 7<br />
Die Strategie der Förderung von Industrie 4.0<br />
steht auch im Zusammenhang mit der stärkeren<br />
Forcierung der Industriepolitik: Die Europäische<br />
Union hat im Rahmen der „Europa 2020“-Strategie<br />
die Industriepolitik zu einer ihrer Leitinitiativen<br />
aufgewertet. Dabei wird davon ausgegangen,<br />
dass ein starker produzierender Sektor auch<br />
F&E in anderen Sektoren induziert, überdurchschnittlich<br />
stark zum internationalen Handel<br />
beiträgt und überdurchschnittlich viele Leistungen<br />
von anderen Wirtschaftszweigen nachfragt. 8<br />
Auch die USA kann an dieser Stelle angeführt<br />
werden, die unter dem Begriff Advanced Manufacturing<br />
Partnership (AMP) ein Förderprogramm<br />
initiiert hat, um der De-Industrialisierung entgegen<br />
zu wirken.<br />
Was die Förderung von Forschung und technologischer<br />
Entwicklung in Österreich betrifft, hat<br />
die FTI-Politik im Jahr 2014 erste gezielte Initiativen<br />
und Maßnahmen gesetzt, um Industrie 4.0<br />
zu fördern. Diese forcieren Aktivitäten, die in<br />
den letzten Jahren im Zusammenhang mit der<br />
Förderung von Produktionsforschung eingeleitet<br />
wurden. Dazu zählen einerseits das Förderprogramm<br />
Produktion der Zukunft der FFG aber<br />
auch neue und komplementäre Maßnahmen.<br />
2014 wurden Vorbereitungen für die Ausschreibung<br />
von Leitprojekten für das Jahr <strong>2015</strong> durchgeführt,<br />
die einen Schwerpunkt im Bereich Industrie<br />
4.0 aufweisen. Die Entwicklung neuer,<br />
innovativer Geschäftsmodelle sowie intelligenter<br />
Produkte und Prozesse, speziell bei KMU,<br />
wird zukünftig im Rahmen der Dienstleistungsinitiative<br />
durch die FFG gefördert. Des Weiteren<br />
kann die Förderung der Errichtung einer Pilotfabrik<br />
an der TU Wien angeführt werden, die durch<br />
das BMVIT initiiert wurde. Im Rahmen einer nationalen<br />
Clusterinitiative des BMWFW wird zudem<br />
künftig eine Industrie 4.0-Informa tionsinitiative<br />
lanciert. Neben den FFG-Programmen<br />
werden 2014/15 auch in einer Pilota ktion im<br />
Programm ProTrans der aws Projekte zum Technologietransfer<br />
und Innovationsmanagement im<br />
Zusammenhang mit Industrie 4.0 Applikationen<br />
gefördert. Schließlich werden auf nationaler<br />
Ebene zukünftig im ERP-Fonds im Rahmen der<br />
Kreditprogramme für den Sektor Industrie und<br />
Gewerbe Mittel für Investitionsprojekte aus dem<br />
Bereich Industrie 4.0 bereitgestellt.<br />
Ferner sind österreichische Akteure gefordert,<br />
die Möglichkeiten der Förderung in Horizon<br />
2020 zu nutzen. Das Joint Undertaking ECSEL<br />
(Electronic Components and Systems for European<br />
Leadership) fördert hier unter anderem die<br />
F&E von Cyber Physical Systems. Neben der<br />
FTI- und Industriepolitik ergeben sich auch Herausforderungen<br />
und Handlungsfelder für andere<br />
Politikbereiche, die Bereiche wie technische<br />
Standardisierung, Datensicherheit, Arbeitsgesetze<br />
und Konsumentenschutz umfassen.<br />
Weiters liegt es auf der Hand, dass sich Aufgaben<br />
für die Aus- und Weiterbildung ergeben. Für<br />
die langfristige Forcierung von Industrie 4.0 ist<br />
es unumgänglich, auch angemessene Kompetenzen<br />
der MitarbeiterInnen in Unternehmen<br />
durch betriebliche (Weiter-)Bildungsmaßnahmen<br />
zu schaffen. Die Themen Bildung, Fachkräfte<br />
und Qualifizierung sind wesentliche Elemente<br />
zur Umsetzung von avancierten Produktionstechnologien<br />
in den Unternehmen. Ein<br />
systematischer Aufbau von Höherqualifizierung<br />
sowohl im Hochschulbereich als auch im Be-<br />
7 Siehe dazu auch die Ausführungen in Kapitel 5.1.<br />
8 Vgl. Mayerhofer (2013).<br />
Forschungs- und Technologiebericht <strong>2015</strong> 95