FTB_2015_web_dt.
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5 Ausgewählte Themen der österreichischen FTI-Politik<br />
5.2 Chancengleichheit und Gender in FTI<br />
Chancengleichheit und Gender in Forschung,<br />
Technologie und Innovation, d.h. eine angemessene<br />
Beteiligung beider Geschlechter und die<br />
Schaffung entsprechender Rahmenbedingungen,<br />
stellen auf nationaler wie internationaler Ebene<br />
seit Jahrzehnten zentrale Themenfelder für die<br />
FTI-Politik dar. Der nachfolgende Beitrag wirft<br />
einen mehrdimensionalen Blick auf das Thema<br />
in Österreich. Zunächst wird die Implementierung<br />
der Genderdimension in Horizon 2020 dargestellt.<br />
Dieses adressiert die Genderdimension<br />
auf drei Ebenen: auf Ebene der Repräsentanz von<br />
Frauen und Männern in Forschungsteams, auf<br />
Ebene der Beteiligung von Frauen und Männern<br />
in Entscheidungsfunktionen und auf Ebene der<br />
Integration der Genderdimension in Forschungsinhalte.<br />
Zwei dieser Ebenen werden in diesem<br />
Kapitel mit Blickwinkel auf die Situation in Österreich<br />
betrachtet: Einerseits wird die Entwicklung<br />
der Repräsentanz von ForscherInnen in der<br />
außeruniversitären naturwissenschaftlich-technischen<br />
Forschung in Österreich dargestellt und<br />
diskutiert, zum anderen wird der Frage nachgegangen,<br />
inwiefern die Genderdimension in Forschungsinhalten<br />
derzeit in von der FFG und dem<br />
FWF geförderten Forschungsprojekten berücksichtigt<br />
wird. Die Betrachtung dieser beiden Ebenen<br />
gibt Auskunft darüber, wie gut Österreich<br />
den Zielsetzungen, die sich die Europäische<br />
Kommission im Rahmen von Horizon 2020 zu<br />
Chancengleichheit und Gender setzt, begegnen<br />
kann. Vor diesem Hintergrund wird zu Beginn<br />
des Beitrags der Stellenwert der Genderdimension<br />
in Horizon 2020 genauer beleuchtet.<br />
5.2.1 Gender und Horizon 2020<br />
Die Förderung von Gleichstellung in Forschung,<br />
Technologie und Innovation (FTI) ist ein wesentliches<br />
Ziel der Europäischen Kommission im<br />
Rahmen der Errichtung eines einheitlichen europäischen<br />
Forschungsraums (EFR). Nach wie vor<br />
sind Frauen in FTI unterrepräsentiert, obwohl sie<br />
inzwischen nahezu die Hälfte aller PhD-AbsolventInnen<br />
ausmachen. Um dieses Ungleichgewicht<br />
zwischen den Geschlechtern und damit<br />
verbundene Ineffizienzen des EFR auszugleichen,<br />
hat die Europäische Kommission die Förderung<br />
von Gleichstellung in Horizon 2020 als Querschnittsthema<br />
etabliert. In Übereinstimmung<br />
mit den EFR Prioritäten sind spezifische Aktivitäten<br />
zur Förderung von Gleichstellung zwischen<br />
den Geschlechtern vorgesehen, um folgende Ziele<br />
zu erreichen:<br />
• Förderung der ausgewogenen Repräsentanz<br />
von Frauen und Männern in Forschungsteams<br />
in Horizon 2020.<br />
• Ausgewogene Beteiligung von Männern und<br />
Frauen in Entscheidungsfunktionen: Das angestrebte<br />
Ziel ist eine 40 % Beteiligung des unterrepräsentierten<br />
Geschlechts in Panels und<br />
Gremien (50 % in ExpertInnengruppen). Zudem<br />
soll in allen Panels und Gremien zumindest<br />
eine Expertin oder ein Experte mit ausgewiesener<br />
Gender Expertise vertreten sein.<br />
• Integration von Sex- und Gender-Analysen in<br />
Forschungs- und Innovationsprozessen: Dies<br />
soll einerseits die wissenschaftliche Qualität<br />
und andererseits die gesellschaftliche Relevanz<br />
des produzierten Wissens bzw. der technologischen<br />
Innovationen erhöhen. 13<br />
Gleichstellung ist damit in jeder Phase der Forschungsförderung<br />
als auch des Forschungsprozesses<br />
verankert: von der Programmgestaltung<br />
über die Implementierung zum Monitoring und<br />
zur Programmevaluation. Dieser umfassende<br />
Ansatz zur Förderung von Gleichstellung schlägt<br />
sich daher in den unterschiedlichen Programmteilen<br />
von Horizon 2020 nieder.<br />
So werden im Arbeitsprogramm 2014–<strong>2015</strong><br />
AntragstellerInnen aufgefordert, Chancengleichheit<br />
bei der Umsetzung ihrer Forschungs- und<br />
Innovationsaktivitäten zu berücksichtigen und<br />
13 Vgl. European Commission (2014a).<br />
120 Forschungs- und Technologiebericht <strong>2015</strong>